Studie der Georgetown University

US-Zahnärzte verschreiben trotz Alternativen weiter Opioide – vor allem an Kinder

mg
Gesellschaft
Einer Studie zufolge wissen 84 Prozent der US-Zahnärzte, dass die Kombination nichtsteroidaler entzündungshemmender Medikamente so wirksam ist wie Opioide. Einfluss auf die Verschreibungspraxis hat das kaum.

An der Umfrage des Georgetown University Medical Center, Washington (USA), nahmen 269 Zahnärztinnen und Zahnärzte teil. Die Ergebnisse wurden am 21. Oktober im Journal of the American Dental Association veröffentlicht .

43 Prozent der Zahnärzte verschreiben weiter Opioide

Sie zeigen, dass 84 Prozent der Zahnärzte zwar mit der Wirksamkeit von 

nichtsteroidalen Antirheumatika vertraut sind, 43 Prozent bei der Behandlung von Zahnschmerzen aber weiterhin regelmäßig Opioide wie OxyContin, Percocet und Vicodin verschreiben. 

Nach Ansicht von Adriane Fugh-Berman, Professorin für Pharmakologie, Physiologie und Familienmedizin am Georgetown University Medical Center und Direktorin von PharmedOut, unterstreicht das Ergebnis die Notwendigkeit von mehr Aufklärung über die Wirksamkeit von Opioid-Alternativen sowie die Notwendigkeit von nationalen Richtlinien, um die klinische Praxis mit den aktuellen Erkenntnissen in Einklang zu bringen.

Das Projekt PharmedOut

Denn offensichtlich ändert sich die Verschreibungspraxis nur langsam – eine bittere Erkenntnis vor dem Hintergrund der grassierenden Opioidkrise in den USA. Erst 2020 hatte eine  Studie der Universität Pittsburgh  gezeigt, dass etwa 10 Prozent aller Opioid-Verschreibungen in den USA von Zahnärzten getätigt werden, damit ist deren Anteil laut Studie etwa 37-mal höher als in anderen Ländern mit vergleichbarem Zahngesundheitsstatus ( zm-online berichtete ).

Die meisten Verschreibungen für Patienten unter 18 Jahren

Zahnärzte stellen der Studie zufolge in den USA die meisten Verschreibungen von Opioiden für Patienten unter 18 Jahren aus. Es sei bekannt, dass die erste Exposition gegenüber Opioiden für viele Menschen als Teenager oder junge Erwachsene nach üblichen zahnärztlichen Eingriffen wie Weisheitszahnextraktionen auftritt, erklärt Co-Autor Nkechi Nwokorie gegenüber dem  Mediendienst healthline . Das Problem: „Dies ist eine besonders anfällige Bevölkerung für Missbrauch.”

healthline zufolge verschreibt die Hälfte der befragten Zahnärzte die Opioide in so großen Dimensionen, dass es zu ungenutzten Restmengen kommt. Gleichzeitig berichteten 69 Prozent, Opioidmissbrauch bei Patienten beobachtet zu haben.

Die American Dental Association klärt Öffentlichkeit und Mitglieder kontinuierlich auf über das problematische Suchtpotenzial von Opioiden, die als Schmerzmitteln in der Zahnmedizin eingesetzt werden. „Als Verschreiber von schmerzstillenden Medikamenten spielen Sie eine Schlüsselrolle bei der Verhinderung ihres Missbrauchs”, heißt es auf einer Aktions-Website . Denn narkotische Analgetika wie Hydrocodon und Oxycodon seien zu einer führenden Quelle für Drogenmissbrauch bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen geworden.

Aufklärung über das Suchtpotenzial sollte Routine sein

Der Appell: „Diese Altersgruppe sowie alle Ihre Patienten über die starken süchtig machenden Eigenschaften dieser und anderer Medikamente aufzuklären, sollte Routine sein, wenn Sie Patienten ihre Rezepte aushändigen.” Die ADA ermutigt Zahnärzte, nichtsteroidale entzündungshemmende Analgetika als Erstlinientherapie für die akute Schmerzbehandlung zu betrachten.

Matthew J. Heron et al., „Survey of opioid prescribing among dentists indicates need for more effective education regarding pain management”, The Journal of the American Dental Association (2021).veröffentlicht

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