USA: 50 Jahre Tabakkontrolle

ck/dpa
Gesellschaft
Tabaksteuern, Aufklärung oder Rauch-Stopp-Programme haben in den vergangenen 50 Jahren etwa acht Millionen Menschen in den USA vor einem vorzeitigen Tod bewahrt.

1964 veröffentlichten Experten einen ersten umfassenden Bericht zu den Auswirkungen des Rauchens auf die Gesundheit. Als Folge dieses Berichts wurden in den USA in den nächsten Jahren von staatlicher und privater Seite zahlreiche Maßnahmen wie zum Beispiel die Erhöhung der Tabaksteuern, der Erlass von Gesetzen zum Nichtraucher-Schutz und die Einführung von Marketingbeschränkungen initiiert, die die Menschen vom Rauchen abhalten oder zum Aufhören bewegen sollten.

Vor und nach 1964

Die Wissenschaftler um Theodore Holford von der Yale School of Public Health (New Haven/US-Staat Connecticut) analysierten in ihrer Studie, wie sich diese Maßnahmen auf die Zahl der durch das Rauchen bedingten Todesfälle ausgewirkt haben. Dazu untersuchten sie zunächst das Verhalten von Rauchern vor 1964, also ohne den Einfluss von Kontrollmaßnahmen, also wie viele Menschen überhaupt und wie viel sie täglich rauchten.

Unter Berücksichtigung von epidemiologischen Daten und den vorhandenen wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Einfluss des Rauchens auf die Gesundheit ermittelten sie die Zahl der zu erwartenden Todesfälle durch Tabakkonsum. Die Ergebnisse verglichen die Forscher anschließend mit den tatsächlichen Zahlen zu den Todesfällen seit der Einführung der Kontrollmaßnahmen nach 1964. So konnten sie den positiven Einfluss der Tabakkontrolle herausrechnen. 

Hunderttausende sterben noch heute vorzeitig

Das Ergebnis: Zwischen 1964 und 2012 sind in den USA 17,7 Millionen Menschen gestorben, weil sie geraucht hatten. Wären keine Steuerungsmaßnahmen eingeführt worden, wären noch 8 Millionen Menschen mehr gestorben, darunter etwa zwei Mal so viel Männer wie Frauen, berichten die Wissenschaftler. Die Tabakkontrolle habe zudem die Lebenserwartung der Gesamtbevölkerung erhöht.  Auch heute rauchen demnach noch fast ein Fünftel der erwachsenen US-Bürger und Hunderttausende sterben jährlich vorzeitig aufgrund ihres Lasters.

Die Einführung der Tabakkontrolle sei eine Erfolgsgeschichte im Gesundheitswesen, aber es bedürfe anhaltender Anstrengungen, um Tabak-bedingte Erkrankungen und Todesfälle zu eliminieren, schreiben die Wissenschaftler. 

Weltweit steigt die Zahl der Raucher

Weltweit sei die Zahl der Raucher sowie die Zahl der täglich gerauchten Zigaretten seit 1980 sogar gestiegen, berichten Forscher um Marie Ng vom Institute for Health Metrics and Evaluation an der University of Washington (Seattle/US-Staat Washington). Aufgrund des Bevölkerungswachstums sei der Anteil der Raucher an der Bevölkerung jedoch gesunken. Die Forscher hatten für 187 Länder Daten zum Rauchverhalten der Bürger zwischen 1980 und 2012 ermittelt. 

In Deutschland geht die Zahl der Raucher nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) stetig zurück. "Wir sehen einen kontinuierlichen Rückgang in der Gesamtbevölkerung, aber vor allem auch bei den Kindern und Jugendlichen", sagt Martina Pötschke-Langer vom DKFZ. Wurden 2002 noch insgesamt 145 Milliarden Zigaretten in Deutschland geraucht, waren es 2012 nur noch 82 Milliarden. 

Soziale Akzeptanz sinkt

Diese Entwicklung sei vor allem auf die Erhöhung der Tabaksteuer sowie auf den Erlass der Nichtraucherschutzgesetze im Jahr 2007 zurückzuführen, sagt Pötschke-Langer. "Diese Gesetze und die Debatten darum haben dazu geführt, dass die soziale Akzeptanz des Rauchens extrem zurückgegangen ist."  Für die Zukunft sei die Einführung eines umfassendes Werbeverbots eine weitere zentrale Maßnahme im Nichtraucherschutz. Der für 2015 erwartete Aufdruck sogenannter Schockbilder auf den Zigarettenpackungen werde zu einem weiteren Rückgang der Raucherzahlen in der Bevölkerung führen, ist die Expertin überzeugt.

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