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USA ächten das Rauchen

ck/dpa
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Die USA sind ein hartes Pflaster für Raucher und Tabakfirmen. Klagen haben die Branche viel Geld gekostet und Rauchverbote die Kundschaft vergrault. Nun stoppt die erste große Drogeriekette den Verkauf jeglicher Glimmstengel.

Seit knapp drei Jahren steht Larry Merlo an der Spitze einer der größten Drogerieketten der USA. Er leitet CVS Caremark. Der Mittfünfziger mit dem Schnauzbart dürfte den meisten Amerikanern dennoch unbekannt gewesen sein. Bis jetzt. Denn am Mittwoch vergangener Woche verkündete er eine radikale Entscheidung: In den mehr als 7.600 Filialen seiner Kette werden ab 1. Oktober keine Zigaretten und andere Tabakprodukte mehr verkauft.

Es ist der jüngste Schlag gegen Raucher und Tabakfirmen in den USA. Sammelklagen erkrankter Raucher haben die Branche gigantische Summen gekostet. Der Absatz ist über die Jahre stark zurückgegangen. Es gibt Rauchverbote in Restaurants, öffentlichen Gebäuden und Parks. Steuern haben die Zigaretten verteuert. 

Selbst E-Zigaretten sind verboten

Nur zehn der 50 Bundesstaaten haben bisher kein grundsätzliches Rauchverbot im öffentlichen Raum verhängt. Vorreiter im Kampf gegen das Rauchen ist die Stadt New York. Der frühere Bürgermeister Michael Bloomberg unterzeichnete noch kurz vor seinem Abgang ein Gesetz, mit dem das Mindestalter von 18 auf 21 Jahre heraufgesetzt wurde. Die Schachtel Zigaretten muss zudem mindestens 10,50 Dollar kosten, das sind rund 7,80 Euro. Rauchende Touristen hatten schon zuvor große Augen gemacht, wenn sie die Preise in New York sahen. Selbst E-Zigaretten werden in Büros, Geschäften, Behörden und den mehr als 2.000 Parks und Stränden der Stadt verboten. 

Der Verkaufsstopp für Tabakprodukte bei CVS Caremark reicht aber weiter. Es ist die erste landesweite Drogeriekette, die keine Zigaretten mehr anbietet. Die Gesundheit der Kundschaft sei ihm wichtiger als der Umsatz, begründete Firmenchef Merlo den Schritt. "Einfach gesagt, der Verkauf von Tabakprodukten entspricht nicht dem Sinn unseres Unternehmens." Drogerien in den USA sind zugleich Apotheken. 

"Ein machtvolles Beispiel"

US-Präsident Barack Obama war voll des Lobes für die Entscheidung. "CVS setzt ein machtvolles Beispiel", ließ er in Washington erklären. Die Entscheidung habe eine "eine zutiefst positive Wirkung für die Gesundheit unseres Landes". Dabei war er früher selbst Kettenraucher und ist immer noch ein Nikotin-Kaugummi-Fan. 

Die Obama-Regierung versucht seit Jahren, mit Steuererhöhungen und immer strengeren Warnhinweisen auf Packungen gegen die Sucht anzugehen. Teil ihrer Gesundheitsreform war es zudem, dass Krankenkassen auch Entwöhnungskurse bezahlen müssen. 

Denn Rauchen kommt die Gesellschaft teuer zu stehen: "Die gesamten jährlichen Kosten durch die Tabak-Nutzung liegen nun bei mehr als 289 Milliarden Dollar", schrieb Gesundheitsministerin Kathleen Sebelius jüngst in einem Bericht ihrer Behörde. Die eine Hälfte seien medizinische Kosten, die andere der Verlust an Produktivität. 

Auch andere Zahlen in der Studie sind aufsehenerregend: Rund 20 Millionen Amerikaner sind demnach seit 1964 an den Folgen des Rauchens gestorben. Jedes Jahr kommen rund 480.000 hinzu. "Es muss mehr getan werden, um allen Rauchern beim Aufhören zu helfen", fordert Harold Willer, der Präsident der tabakfeindlichen American Lung Association. 

Der Nichtraucher als Kunde

Der lange Kampf gegen die Zigarette hat aber offenbar Wirkung gezeigt. Während 1965 rund 42 Prozent der Erwachsenen geraucht hatten, waren es 2012 nur noch 18 Prozent. Der Hersteller der Marlboro-Zigaretten meldete für das vergangene Jahr rückläufige Stückzahlen. 

Das dürfte auch erklären, warum CVS Caremark gerade jetzt den Tabakverkauf stoppt. Die Kette setzt darauf, neue Kunden unter den Nichtrauchern zu gewinnen - und Raucher mit einem eigenen Entwöhnungsprogramm zu bekehren.

von Daniel Schnettler und Marco Mierke, dpa

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