Großbritannien

Verlorene Zahnprothesen kosten Patienten ihre Würde - und den NHS 1 Million Pfund

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Gesellschaft
Tausende Prothesen verschwinden jedes Jahr in NHS-Krankenhäusern - der Ersatz kostet den Steuerzahler jährlich über eine Million Pfund, von den verheerenden Folgen für die meist gebrechlichen älteren Patienten ganz zu schweigen.

Tausende Zahnprothesen verschwinden jedes Jahr in NHS-Krankenhäusern - die Neuanfertigung kostet den Steuerzahler jährlich über eine Million Pfund (1,5 Millionen Euro), von den verheerenden Folgen für die meist gebrechlichen älteren Patienten ganz zu schweigen.

Wie die "Times" schreibt, mussten die Betroffenen oft Monate auf ihren neuen Zahnersatz warten, einige verstarben vorher. Auch Hörgeräte und Brillen gehen dem Bericht zufolge oft verschütt, ebenso Tausende Krücken, Gehstöcke und Rollatoren.

38 Prozent der Krankenhauspatienten sind Prothesenträger

Während in den 1960er Jahren 37 Prozent der erwachsenen Briten keine eigenen Zähne mehr vorweisen konnten, hat sich diese Zahl laut Times inzwischen auf 6 Prozent reduziert - doch tragen 38 Prozent der Krankenhauspatienten auch heute noch Prothesen.

Forscher untersuchten jetzt mittels Stichprobe 11 Krankenhäuser in Kent, Surrey und Sussex. Sie kommen, wie das British Dental Journal meldet, zu dem Ergebnis, dass in fünf Jahren durchschnittlich 63 Prothesen verlorengingen, was Entschädigungszahlungen von insgesamt 357.672 Pfund zur Folge hatte. Die British Dental Association extrapolierte, dass in allen englischen Krankenhäusern mehr als 2.000 Prothesen mit einem Wert von 1,1 Millionen Pfund jedes Jahr verschlampt wurden.

"Die Menschen wickeln die Prothese nach dem Essen in Haushaltspapier ein und dann wird sie mit dem Tablett abgeräumt, einige Leute legen sie unter ihr Kissen, dann ist weg, wenn die Bettwäsche gewechselt wird, manche werden mit Müll verwechselt oder verschwinden auf andere Weise", sagte Studienleiterin Dr. Jessica Mann der Times. "Viele Hörgeräte und Brillen verschwinden ebenfalls, aber eine Prothese ist viel persönlicher und es dauert auch viel länger, sie wieder neu anzufertigen."

Sie möchte, dass das Personal in Küchen und Wäschereien sensibilisiert wird, um falsch platzierte Prothesen zu finden und darüber hinaus Stationen für etikettierte Prothesenschalen bereitstellt. Mann: "Wir sind sehr besorgt, weil die Betroffenen ohne ihre Prothese nicht essen können und deshalb länger im Krankenhaus bleiben müssen. Außerdem sind sie möglicherweise nicht in der Lage, ohne ihre Prothese zu sprechen. Und schließlich handelt es sich um einen Verlust der Würde."

Inzwischen entwickelt das Gesundheitsministerium mit den Berufsverbänden neue Richtlinien. Die britischen Medien sind vom Erfolg allerdings nicht überzeugt - sie bezeichnen die Kampagne bereits als "Aktion zahnlos".

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