Große Patientendaten-Analyse

Vorsicht bei Paracetamol-Brausetabletten

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Gesellschaft
Natrium in löslichen Paracetamol-Brausetabletten könnte mit einem stark erhöhten Risiko für Myokardinfarkte, Schlaganfälle und Herzversagen verbunden sein. Das zeigt eine große Analyse der Daten britischer Patienten.

Die Einnahme von natriumhaltigen Brausetabletten könnte das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und Herzinsuffizienz erhöhen, unabhängig davon, ob zuvor eine Hypertonie bestand. Das stellten Forschende aus China exemplarisch am Beispiel von Paracetamol anhand der Daten von rund 300.000 bei britischen Allgemeinärzten registrierten Patienten fest.

Zunächst analysierten die Forschenden Daten aus einer medizinischen Datenbank mit den Aufzeichnungen von Hausärzten über rund 17 Millionen Briten. Sie untersuchten die Daten von 4.532 Patienten mit Hypertonie, denen natriumhaltiges Paracetamol verschrieben worden war, und verglichen sie mit 146.866 Patienten mit Hypertonie, denen Paracetamol ohne Natrium verschrieben worden war. Außerdem verglichen sie 5.351 Patienten ohne Hypertonie, denen natriumhaltiges Paracetamol verschrieben worden war, mit 141.948 Patienten ohne Hypertonie, die nicht-natriumhaltiges Paracetamol erhielten hatten. Die Patienten waren zwischen 60 und 90 Jahre alt und die Forscher beobachteten sie ein Jahr lang.

Auch das Sterberisiko steigt

Im Ergebnis lag das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen nach einem Jahr bei Patienten mit Bluthochdruck, die natriumhaltiges Paracetamol einnahmen, bei 5,6 Prozent und bei denjenigen, die nicht-natriumhaltiges Paracetamol einnahmen, bei 4,6 Prozent. Auch das Sterberisiko war erhöht: das Ein-Jahres-Risiko betrug 7,6 Prozent beziehungsweise 6,1 Prozent.

Ein ähnlich erhöhtes Risiko wurde bei Patienten ohne Bluthochdruck festgestellt. Bei denjenigen, die natriumhaltiges Paracetamol einnahmen, betrug das Ein-Jahres-Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen 4,4 und 3,7 Prozent bei denjenigen, die nicht-natriumhaltiges Paracetamol einnahmen. Das Sterberisiko lag bei 7,3 beziehungsweise 5,9 Prozent.

Risiko steigt mit Dauer der Einnahme und Zahl der Medikamente

Isgesamt stieg das Risiko für kardiovaskuläre-Erkrankungen und Tod mit der Dauer der Einnahme von natriumhaltigem Paracetamol. Bei Patienten mit Bluthochdruck erhöhte es sich bei längerer Einnahme um ein Viertel und bei Patienten, die fünf oder mehr Verordnungen erhielten, um fast die Hälfte. Ein ähnlicher Anstieg wurde bei Menschen ohne Bluthochdruck festgestellt. Auch das Sterberisiko stieg tendeziell mit zunehmender Dosis.

Gerade die Selbstmedikation ist hier eine Gefahr

Auch andere natriumhaltige Arzneimittel könnten Risiken für kardiovaskuläre Ereignisse erhöhen, so die Forschenden. Besonders besorgniserregend sei die in einigen Umfragen gemachte Beobachtung, dass bis zu 94 Prozent der Nutzer von Brausetabletten zur Selbstmedikation mit rezeptfreien Präparaten greifen. Die Forschenden fordern deshalb einen besseren Schutz der Verbraucher vor diesen Risiken.

Zu den Stärken dieser Kohorten-Studie gehört ihr großer Umfang. Einschränkend ist die Tatsache, dass es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, die nur zeigen kann, dass es einen Zusammenhang zwischen Natrium in Paracetamol und kardiovaskulären Erkrankungen gibt, nicht aber, dass Natrium jene verursacht, denn es fehlen Daten zur Salzaufnahme über die Nahrung und zur Salzausscheidung aus Urinproben.

Zeng C et al. Sodium-containing acetaminophen and cardiovascular outcomes in individuals with and without hypertension. Eur Heart J. 2022 Feb 24:ehac059. doi:10.1093/eurheartj/ehac059. Epub ahead of print. PMID: 35201347.

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