Warnung vor Fake-Zungenpiercings
Es handelt sich um einen "potenziell lebensbedrohlichen TikTok-Trend", teilt der NHS mit, da die winzigen superstarken Magneten auf Neodymbasis leicht verschluckt werden können. Die Kugeln werden in England seit geraumer Zeit als kreatives Spielzeug verkauft und von Jugendlichen seit Kurzem als Möglichkeit zur Simulation von Wangen- oder Zungenpiercings verwendet.
Entsprechende Anleitungen verbreiten sich aktuell im Netzwerk TikTok. Die magnetischen Kugeln werden dabei auf Ober- und Unterseite der Zunge platziert, wodurch die Illusion entsteht, dass es sich um ein reales Piercing handelt.
Mindestens 65 Kinder landeten bereits im Krankenhaus
Der NHS gab Mitte Mai einen Patientensicherheitsalarm heraus, nachdem mindestens 65 Kinder in den letzten drei Jahren nach dem Verschlucken von Magneten zu Operationen ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten. Die magnetischen Objekte können im Darm das Gewebe so quetschen, dass die Blutzufuhr abgeschnitten wird. Das Verschlucken von mehr als einem dieser nur wenige Millimeter großen Magneten kann laut NHS lebensbedrohlich sein und "innerhalb von Stunden erhebliche Schäden verursachen".
NHS hält Verbot der Minimagneten für zwingend
"Ich möchte Eltern dringend bitten, sich der Gefahren bewusst zu sein, die mit magnetischem Spielzeug verbunden sind", sagte Prof. Simon Kenny, Kinderchirurg und klinischer Direktor für Kinder und Jugendliche im NHS England. Letztendlich könnten derartige Vorfälle in Zukunft jedoch nur verhindert werden, wenn diese Artikel nicht mehr verkauft würden.
Der Vorstoß des NHS richtet sich gezielt gegen superstarke Minimagneten mit einem Durchmesser von weniger als 6 Millimetern, die besonders leicht verschluckt werden können und in zahlreichen Fällen dann zu einer Perforation der Darmwand geführt hatten. Katrina Phillips, Geschäftsführerin des Child Accident Prevention Trust, appellierte daher an Betroffene und ihre Eltern, sie sollten nach einem Verschlucken nicht auf Symptome warten, sondern unverzüglich eine NHS-Einrichtung aufsuchen und sich in Behandlung begeben.
SpielzeugVerband sieht Chance zur Nachbesserung
Die British Toy & Hobby Association unterstützt den NHS-Vorstoß grundsätzlich, sieht aber die Chance zur Nachbesserung. Der Verband fordert statt eines Verbots eine Gesetzesänderung, damit die Minimagnete in Zukunft als Spielzeug klassifiziert werden und folglich strengere Sicherheitsvorschriften erfüllen müssen. Im konkreten Fall könnte dies durch eine Änderung des Designs erreicht werden, schreibt der Verband, etwa indem die Minimagnete künftig von einem Gehäuse umschlossen werden, das aufgrund seiner Größe ein Verschlucken verhindert.