Warum die Dunkelziffer in Deutschland niedrig ist
Da viele Ansteckungen mit dem neuartigen Coronavirus unbemerkt oder mild verlaufen, wird die Schätzung erschwert, denn diese Fälle werden in der Statistik nicht erfasst.
Rund 350.000 Tests pro Woche in Deutschland
Aufgrund der relativ hohen Anzahl an durchgeführten Tests hierzulande schätzt die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) die Dunkelziffer im internationalen Vergleich dennoch als eher niedrig ein. Denn obwohl die Testkapazitäten noch nicht den Forderungen der Politik nachkommen könnten, würden derzeit rund 350.000 Tests pro Woche durchgeführt un ihre Anzahl werde stetig erhöht. Vorrangig getestet werden laut KBV derzeit Verdachtsfälle, Kontaktpersonen von bestätigten Infizierten und Risikopatienten mit ausfälligen Symptomen.
Schnelltestsbleiben unzuverlässig
Dafür rechnet KBV-Chef Dr. Andreas Gassen vor, dass weniger als jeder zehnte getestete Verdachtsfall positiv ist. Das verwendetet PCR-Verfahren im Labor gelte als sehr sicher im Ergebnis und lasse daher den Rückschluss auf eine niedrige Dunkelziffer zu.
Anders hingegen seien die eingesetzten Schnelltests und deren Ergebnisse einzustufen. Diese seien immer noch nicht zuverlässig genug, warnt unter anderem die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA).
Hintergrund: Schnelltests
Hintergrund: Schnelltests
Prof. Dr. Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), geht davon aus, dass durch den frühen und hohen Einsatz von Tests die Dunkelziffer bislang eher niedrig ausfällt. Wieler betonte aber auch, dass noch keine repräsentativen Daten zur Dunkelziffer vorliegen. Um diese Dunkelziffer einschätzen zu können, brauche es die an einer repräsentativen Maße durchgeführten Antikörpertests. Weitere konkrete Informationen zur Dunkelziffer sollen anlaufende Antikörper-Studien bringen.
Die Testquote bestimmt die Dunkelziffer
Wesentlich für die Ermittlung der Infektionszahlen und die Ableitung der Dunkelziffer ist allem voran die Entdeckung der Infektion. Diese Rate unterscheidet sich signifikant im internationalen Vergleich – zum Beispiel in Spanien, Italien oder den USA. Dort wird wegen mangelnder Tests oder fehlerhaften Ergebnissen nur ein geringer Prozentsatz der Infektionen erkannt. Die Dunkelziffer ist dementsprechend viel höher.
Großbritannien: Nur 1,6 Prozent der Infizierten wurden entdeckt
Zum Vergleich: Während in Südkorea jeder Bürger getestet werden kann und somit inzwischen fast die Hälfte der Infizierten Personen ausgemacht wurde, sind es in Italien gerade einmal 3,5 Prozent und in Großbritannien nur 1,6 Prozent. Deutschland liegt geschätzt mit 15,6 Prozent im Vergleich weiter vorne. Das errechneten die Wissenschaftler von der Universität Göttingen, Dr. Christian Bommer und Prof. Dr. Sebastian Vollmer, auf der Basis einer Studie zur Mortalität in The Lancet vom 30. März .
Es gibt aber auch andere Einschätzungen zur Dunkelziffer. Demnach haben Forscher der Columbia Universität mit einem Simulationsprogramm mögliche Verlaufsszenarien der Pandemie errechnet und in Sciences veröffentlicht . Ihre Erkenntnis dabei: Es könnten auf jeden Infizierten bis zu sieben Personen kommen. Das allerdings ohne die Maßnahmen wie Social Distancing.