Große Querschnittsstudie zu den Indikatoren

Warum haben so viele Portugiesen Karies?

ck
Zahnmedizin
Laut einer retrospektiven Querschnittsstudie hatten von über 9.000 Portugiesen, die in einer Zahnklinik in Lissabon behandelt wurden, 91 Prozent Karieserfahrung. Die Autoren fragten sich: Wie kommt es dazu?

In die Studie aufgenommen wurden zwischen Januar 2016 und März 2020 alle zustimmenden Patientinnen und Patienten, die erstmals zur zahnärztlichen Behandlung in eine Referenzzahnklinik der Universität in der Metropolregion Lissabon kamen. Beim ersten Termin beantworteten sie einen Fragebogen, in dem unter anderem Alter, Geschlecht, Bildungsniveau, Beschäftigungsstatus, allgemeine Krankengeschichte und Medikation, BMI, Rauchgewohnheiten, Alkoholkonsum, Mundhygienegewohnheiten und die Zeit seit dem letzten Zahnarztbesuch erfasst wurden. Ihr Mundraum wurde klinisch begutachtet und der Kariesindex (DMF) bestimmt. Zusätzlich wurden Röntgenaufnahmen angefertigt.

Eine Stichprobe von 9.349 Portugiesen (5.592 Frauen, 3.757 Männer) im Alter von 18 bis 99 Jahren wurde schließlich in die Studie eingeschlossen. Insgesamt 52 Prozent von ihnen gaben an, im letzten Jahr einen Zahnarzt aufgesucht zu haben, davon 46 Prozent aufgrund von Beschwerden, 28 Prozent für eine Routineuntersuchung und 19 Prozent wegen Schmerzen. 80 Prozent berichteten, ihre Zähne zwei- bis dreimal täglich zu putzen, aber nur 37 Prozent reinigten auch die Zahnzwischenräume.

Nur knapp 2 Prozent der Teilnehmenden bewerteten ihre Zähne als ausgezeichnet, 43 Prozent als gut und 47 Prozent als schlecht oder sehr schlecht. Mit 54 Prozent bewertete die Mehrheit ihr Zahnfleisch als gut. 91 Prozent hatten Karieserfahrung, davon waren 60 Prozent Frauen. Männer hatten signifikant mehr kariöse Zähne (p < 0,001) und weniger gefüllte Zähne (p < 0,001) als Frauen. Fehlende Zähne wurden bei beiden Geschlechtern gleich häufig gefunden (p = 0,842). In der Altersgruppe zwischen 25 und 44 Jahren war die durchschnittliche Anzahl kariöser Zähne mit 6,9 am höchsten.

Vier Indikatoren für ein höheres Kariesrisiko

In multivariablen logistischen Analysen wurden vier Indikatoren für ein höheres Kariesrisiko identifiziert (Vergleichsgruppe: Studierende):

  • Alter (OR = 1,01; 95 % CI 1,00–1,02),

  • Beruf: Erwerbstätige (OR = 2,94, 95 % CI 2,37–3,65), Arbeitslose (OR = 3,35, 95 % CI 2,40–4,67), Rentner (OR = 2,55, 95 % CI 1,66–3,91),

  • BMI: Übergewicht (OR = 1,52, 95 % CI 1,18–1,96) und Adipositas (OR = 1,36, 95 % CI 1,02–1,81) und

  • selbstberichteter Zahnstatus: schlecht (OR = 2,14, 95 %-CI 1,40–3,28) und sehr schlecht (OR = 1,79, 95 % CI 1,13–2,82).

Für die Autoren zeigen die Ergebnisse die Bedeutung des Gesundheitssystems für die Mundgesundheit auf: In Portugal erfolgt die zahnmedizinische Versorgung hauptsächlich durch Privatpraxen. 2005 wurde ein öffentliches Mundgesundheitsprogramm gestartet, das „Zahngutscheine“ für Kinder, Jugendliche und gefährdete Gruppen bereitstellt. Sie werden hauptsächlich für den Besuch privater Praxen verwendet, was den Forschern zufolge zeigt, dass die derzeit angebotene zahnärztliche Versorgung durch das portugiesische Gesundheitssystem nicht ausreicht, um die Bevölkerung adäquat zu versorgen.

Guerreiro, E.; Botelho, J.; Machado, V.; Proença, L.; Mendes, J.J.; Manso, A.C. Caries Experience and Risk Indicators in a Portuguese Population: A Cross-Sectional Study. Int. J. Environ. Res. Public Health 2023, 20, 2511. doi.org/10.3390/ijerph20032511

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.