Was halten Patienten vom Einsatz von KI in der Zahnmedizin?
„Wir haben eine Lücke in der Diskussion festgestellt“, erklärt Associate Professor Ruben Pauwels von der Abteilung für Zahnmedizin und Mundgesundheit der Universität Aarhus. „Zahnärzte und Techniker stehen oft im Mittelpunkt – doch die Meinung der Patienten ist wichtig, wenn KI erfolgreich implementiert werden soll.“
Befragt wurden Patienten in sechs Ländern zur Bilddiagnostik
Die Autoren untersuchten daher in ihrer Studie die Wahrnehmung von Patienten zum Einsatz von KI bei der Überprüfung zahnmedizinischer Röntgenbilder. In allen sechs Zentren wurde eine Umfrage durchgeführt, die sich auf die Einstellungen und Ansichten der Patienten zu KI in der zahnärztlichen Bilddiagnostik konzentrierte.
Insgesamt wurden 2.581 Antworten zu 16 Aussagen gesammelt, die dann auf einer Likert-Skala bewertet wurden. Die Umfrage umfasste auch Patientenmerkmale und einen optionalen Kommentarbereich. Unterschiede zwischen den Zentren wurden mit Chi-Quadrat- und exakten Fisher-Tests analysiert, zudem Korrelationsanalysen zwischen den Teilnehmermerkmalen und ihrer Wahrnehmung von KI durchgeführt.
KI ist ein Werkzeug – kein Ersatz menschlicher Zahnärzte
Die meisten Teilnehmer äußerten sich positiv gegenüber KI als ergänzendes Diagnoseinstrument und nicht als Ersatz für menschliche Zahnärzte. Zu den Hauptbedenken zählten die Notwendigkeit menschlicher Aufsicht, Datenschutz und mögliche Kostensteigerungen.
Es gab aber auch Unterschiede zwischen den Ländern: Patienten aus Brasilien waren beispielsweise offener dafür, dass KI Zahnärzte ersetzt – möglicherweise aufgrund der Frustration über lange Wartezeiten und die uneinheitliche Versorgungsqualität im Gesundheitssystem des Landes.
Es gab aber auch kulturelle Unterschiede
Patienten aus Aarhus und Tromsø standen dagegen den Diagnosefähigkeiten von KI skeptischer gegenüber. Obwohl ein höheres Bildungsniveau und ein größeres Wissen über KI mit einer optimistischeren Einschätzung der Diagnosefähigkeiten von KI korrelierten, waren sie auch mit einer stärkeren Präferenz für menschliche Aufsicht verbunden.
Insgesamt betrachteten Patienten KI als nützliches Diagnose-Tool, das Genauigkeit und Effizienz steigern kann. Die Studie offenbarte jedoch anhaltende Bedenken – insbesondere hinsichtlich des Datenschutzes und der Befürchtung, dass KI die Gesundheitskosten eher in die Höhe treibt als senkt. Entscheidend war, dass die überwältigende Mehrheit der Teilnehmer betonte, dass KI nicht ohne professionelle menschliche Aufsicht eingesetzt werden sollte.
Patienten haben dieselbe Einschätzung wie die Zahnärzte
Unterm Strich deckt sich die Sicht der Patienten also mit der der Zahnärzte, bilanzieren die Forschenden: Frühere Untersuchungen zeigten demnach, dass Zahnärzte das Potenzial der KI begrüßen, aber die Notwendigkeit ethischer Schutzmaßnahmen und einer strengen Validierung vor einer umfassenden Einführung herausstellen.
Laut Ruben Pauwels verdeutlicht die Studie, dass es wichtig ist, KI einerseits als Hilfsmittel im Gesundheitswesen zu betrachten, andererseits aber zu bedenken, dass sie menschliches Fachwissen nicht ersetzen kann.
Klare Kommunikation zum Einsatz von KI ist wichtig
„Unsere Ergebnisse zeigen auch, wie wichtig es ist, klar darüber zu kommunizieren, wann und wie wir KI einsetzen“, betont Pauwels. „Wir müssen aktiv nach Weiterbildungsmöglichkeiten für Fachkräfte und Patienten suchen, um die Möglichkeiten und Grenzen von KI zu verstehen. Schließlich tragen wir die Verantwortung, KI-Systeme kontinuierlich zu evaluieren und zu validieren, um ihre Zuverlässigkeit und Wirksamkeit in der klinischen Praxis sicherzustellen.“
Mit Blick auf die Zukunft erwarten die Wissenschaftler, dass sich die öffentliche Einstellung mit zunehmender Verbreitung und besserem Verständnis von KI ändert. Die Universität Aarhus plant ab 2026 eine KI-Schulung als Teil des zahnmedizinischen Lehrplans: Das Team entwickele derzeit Kommunikationstools, die Kliniken helfen sollen, Patienten die Rolle von KI klar und objektiv zu erklären.
Camila Tirapelli et al., Patient perceptions of artificial intelligence in dental imaging diagnostics: a multicentre survey, Dentomaxillofacial Radiology, 2025;, twaf018, https://doi.org/10.1093/dmfr/twaf018