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Wenn der Chroniker auf Reisen geht

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Immer mehr Senioren reisen und haben chronische Erkrankungen mit im Gepäck. Für sie gibt es Wichtiges zu beachten, wie jetzt im Vorfeld der Internationalen Tourismus-Börse in Berlin erklärt wurde.

Die Tourismusbrache boomt, nicht nur junge Menschen sind "on Tour", sondern auch Senioren haben ihre Reiseziele weg von Baden-Baden oder Karlsbad hin in tropische Länder verlegt. Aber auch Geschäftsreisende verlassen häufig ihre gewohnte Zeitzone, kommen für nur einen Verhandlungstag in Gebiete mit Extremhöhen oder erleben bis zu 40 Grad Temperaturschwankungen. Das macht nicht jeder Organismus ohne Schaden mit, vor allem dann nicht, wenn er durch eine chronische Erkrankung vorgeschädigt ist.

Dieses können zum Beispiel ein Diabetes, eine koronare Herzerkrankung (KHK), Multiple Sklerose, eine Lungenerkrankung oder anderes sein. All diese Patienten sind auf Medikamente angewiesen, die sie richtig "einstellen", so dass es ihnen durchaus möglich ist, diese Reisestrapazen durchzustehen. Welche praktischen Dinge dabei bedacht werden sollten, wurde auf einer Pressekonferenz im Vorfeld der Internationalen Tourismus-Börse in Berlin erklärt.

Medikamente richtig verpacken

Medikamente, die regelmäßig eingenommen werden müssen, sollten chronisch Kranke in der doppelten Menge am besten im Handgepäck mitführen. So ist sichergestellt, dass auch bei Reiseverzögerungen oder beim Verlust des Koffers die Medikation lückenlos fortgesetzt werden kann. So bleibt zum Beispiel Insulin nur zwischen vier und acht Grad stabil, spezielle Kühlboxen  verhindern Erwärmung. "Im Skiurlaub reicht das Lagern in der Jackentasche, so ist es außen kühl, aber nicht zu dicht am Körper", rät Prof. Dr. Tomas Jelinek, Reisemediziner aus Berlin. Ist Insulin mit in ferne Länder gereist, sollten die Restbestände eher vernichtet als zu Hause aufgebraucht werden, sagt er. Das sei sicherer.

Für die Mitnahme von Spritzen oder Dosierpumpen sowie verschreibungspflichtigen Medikamente im Handgepäck ist es sinnvoll, sich eine Bescheinigung des Arztes ausstellen zu lassen, die bestätigt, dass es sich um persönlich benötigtes medizinisches Material handelt. Auch empfiehlt er auf jeden Fall einen Arztbrief in englischer Sprache bei sich zu führen, um im Ernstfall den ausländischen behandelnden Arzt umfassend informieren zu können. Sinnvoll sei auch, sich im Vorfeld über Spezialzentren oder Fachärzte in der Reiseregion zu informieren.

Opiate für den persönlichen Therapiebedarf

„Manche Präparate, etwa morphinhaltige Schmerzmittel, also Opiate, sind jedoch besonders ‚zollsensitiv‘– sie können beschlagnahmt werden“, erklärt Jelinek. Für Medikamente, die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen, gilt in der EU: Immer ein ärztliches Attest für die im Urlaub benötigte Menge ausstellen lassen. Beim Besuch anderer Staaten sollte man sich zuvor bei der jeweiligen Botschaft über die Regelungen zur Mitnahme dieser  Präparate informieren, damit es nicht zur Beschlagnahmung kommt.

Eine private Auslandskrankenversicherung ist für jeden Reisenden ratsam - vor allem bei Reisen außerhalb Europas. Sie trägt die Kosten für unvorhersehbare medizinische Behandlungen im Ausland - dies gilt auch für chronische Erkrankungen, die sich unerwartet und akut im Urlaub verschlechtern.

Besonders Obacht sei geboten bei der Auswahl der Versicherer. Denn viele Unternehmen haben in ihren Statuten gerade chronisch Erkrankte ausgeschlossen. Das bedeutet, dass, wenn zum Beispiel im Fall der Diabetes-Erkrankung eine Entgleisung eintritt, die stationär behandelt werden muss, die Kosten dieser Maßnahme nicht  bezahlt werden, gibt Jelinek zu bedenken.

Chronisch Kranke müssen dazu bei ihrer Krankenkasse nachweisen, dass sie keine Auslandskrankenversicherung für notwendige Behandlungen auf Reisen finden, indem sie zwei bis drei Ablehnungsschreiben vorlegen. Erst dann wäre die normale Krankenkasse wieder Ansprechpartner.

 

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