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Wie Kliniken Profit machen

ck/ots
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Früher waren Krankenhäuser Orte, an denen Menschen geheilt wurden. Die dabei entstandenen Kosten wurden den Kliniken erstattet. Heute ist es umgekehrt: Kliniken sind Wirtschaftsunternehmen, die mit dem Rohstoff Patient Geld verdienen.

Der Ansicht sind zumindest Daniel Bröckerhoff und Torben Schmid. In der ZDF-Dokumentation "Die Patientenfabrik - wie Kliniken Profit machen" legen sie offen, mit welch fragwürdigen Methoden Kliniken Geld verdienen und was die Folgen für Patienten sind.

Hintergrund: Mit der Einführung der Fallpauschale wurden Klinikbehandlungen in Codes umgerechnet, für die die Kassen dann entsprechend zahlen müssen. Aufwändige Behandlungen wie Operationen lohnen sich unter Umständen mehr als eine konservative Behandlung. Die AOK stellt in ihrem Krankenhausreport 2013 fest, wesentliche Ursache für die seit Jahren steigende Zahl von Krankenhausbehandlungen seien "Anreize des bestehenden Vergütungssystems".

Rechtsanwälte für Medizinrecht berichten in der Dokumentation von zahlreichen Patienten, bei deren Krankenhausbehandlung aus ihrer Sicht "Gewinnmaximierung" und nicht eine sinnvolle Behandlung des Patienten im Vordergrund gestanden habe. Es werde auch ohne medizinische Indikation operiert, so ein Berliner Fachanwalt für Medizinrecht. Vertreter der Techniker Krankenkasse sprechen sogar davon, dass beispielsweise 85 Prozent aller Wirbelsäulenoperationen unnötig seien und raten ihren Patienten dazu, vor Operationen eine Zweitmeinung einzuholen.

Eine Fehlentwicklung durch Fallpauschalen und den Trend zu "Mengenmachung" gibt auch der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen zu. Der Verband kritisiert gleichzeitig, dass die Kassen keine Einsicht in Chefarztverträge haben, die für eine bestimmte Menge an OPs eine zusätzliche Bezahlung vorsehen. Diese Dokumente setzen deutliche Anreize, mehr Behandlungen vorzunehmen. So steht in einem entsprechenden Mustervertrag: "Die Unterzeichner sind sich einig, dass die Ziele vom Arbeitnehmer beeinflussbar, zumutbar und erreichbar sind."

Die Autoren treffen eine Witwe, deren Mann laut ärztlichem Gutachten unnötig operiert wurde. Außerdem berichten sie über die Hygienemissstände auf Frühchenstationen, hervorgerufen durch eine zu geringe Zahl an Pflegepersonal. Ausweg aus Sicht von Patientenvertretern wäre eine Lösung, wie sie in Frankreich praktiziert wird: keine pauschalierte Bezahlung, sondern eine individuelle Abrechnung aller tatsächlich erfolgten Behandlungen.

Die Dokumentation"Die Patientenfabrik - wie Kliniken Profit machen" läuft am Mittwoch, 9. Januar 2013, um 22.50 Uhr im ZDF

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