RKI-Analyse

Wie Tirschenreuth zum Corona-Hotspot wurde

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Gesellschaft
Warum entwickelte sich Tirschenreuth zum Corona-Hotspot? Mehrere Faktoren waren dafür maßgeblich, bilanziert das Robert Koch-Institut (RKI): Reiserückkehrer aus dem Ski-Urlaub, Bierfeste - und Politiker, die die Gefahr unterschätzten.

Die erste Meldung einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 ging am 10. März beim Gesundheitsamt Tirschenreuth ein, berichtet das RKI in seiner Analyse . Innerhalb einer Woche stieg die Zahl der gemeldeten Fälle auf 42. Am 18. März wurde für die Stadt Mitterteich die bundesweit erste Ausgangssperre verhängt. Die Situation im Landkreis verschärfte sich weiter und erreichte am 1. April mit 103 gemeldeten Fällen an einem Tag ihren Höhepunkt.

129 Menschen starben

Bis zum 11. Mai starben insgesamt 129 Menschen an oder mit COVID-19. Das entspricht einem Anteil von 11,5 Prozent Verstorbener an 1.122 positiv getesteten Fällen. Verglichen mit dem Bundesdurchschnitt von 4,4 Prozent erscheint dieser Wert sehr hoch. Unter den Toten sind 70 Männer und 59 Frauen. Ihr Durchschnittsalter betrug 82 Jahre. Tirschenreuth ist damit der Landkreis mit der stärksten Durchseuchung in Deutschland.

Die Patienten waren älter und kränker

Die Erkrankten waren laut RKI-Analyse signifikant älter (56 Jahre) als im übrigen Deutschland (50 Jahre). Außerdem war die vulnerable Altersgruppe von über 80-Jährigen überproportional betroffen, ebenso Personen mit relevanten Vorerkrankungen.

Einerseits ist die im Vergleich zu anderen Regionen in Deutschland erhöhte Fallsterblichkeit dem RKI zufolge genau darauf zurückführen: Dass das Virus überproportional viele Menschen in fortgeschrittenem Alter und mit Vorerkrankungen traf, welche für einen schweren Krankheitsverlauf prädestiniert sind.

Das Gesamtausmaß wurde möglicherweise überschätzt

Andererseits weisen das Verhältnis von symptomatischen versus asymptomatischen gemeldeten Fällen sowie die Analyse der durchgeführten Tests und Teststrategien darauf hin, dass das Gesamtausmaß des Ausbruchs im Landkreis vermutlich stark unterschätzt wurde.

Die Rolle der Bierfeste

Die Rolle der Bierfeste

Das RKI geht davon aus, dass wahrscheinlich Reiserückkehrer aus dem Winterurlaub in Österreich oder Italien das Virus eingeschleppt haben, so dass sich die Infektionen zunächst unbemerkt auf diversen Bierveranstaltungen im Landkreis Tirschenreuth verbreiten konnten. Zum Zeitpunkt der ersten Meldung am 10. März waren wahrscheinlich bereits Fälle mit milder COVID-19- Symptomatik aufgetreten, die jedoch unerkannt blieben.

Ein Drittel war vorher in der Kneipe, auf dem Bierfest und/ oder im Winterurlaub

Der erste Gipfel der epidemischen Kurve am 10. März sei auf ein Zusammenspiel der drei Faktoren Reiserückkehrer, Einkehr in der "Zoiglstube" und das Starkbierfest in Mitterteich zurückführen, mutmaßt das RKI. So waren 33 von 98 befragten Corona-Infizierten entweder im Skiurlaub in Österreich oder Italien gewesen, hatten die traditionelle Bierstube "Zoigl" besucht, in der Privatleute ausschenken, oder waren auf einem Starkbierfest in Mitterteich gewesen. Etwa ein Drittel der Fälle des ersten Gipfels hatte mindestens eine dieser drei Expositionen.

Alles deute darauf hin, dass die beiden Biertraditionen dort als Katalysator des Geschehens dienten. Durch die von Gesundheitsamt und Katastrophenschutz durchgeführten Maßnahmen und die am 18. März für die Stadt Mitterteich verhängte Ausgangssperre konnte ein weiterer Anstieg im Ort gestoppt werden. Die Fallzahlen und lnzidenzen in den anderen 25 Gemeinden stiegen dagegen erst weiter an, um sich anschließend wie im restlichen Bundesland und der restlichen Bundesrepublik zu beruhigen.

Der Landrat sieht sich dennoch bestätigt

Der Landrat sieht sich dennoch bestätigt

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