Wie wichtig ist der Rechtsschutz?

Marlene Endruweit
Praxis
Was halten Experten von Rechtsschutzversicherungen? Andreas Kutschera ist unabhängiger Versicherungsberater und spezialisiert auf Sachversicherungen und Risk Management.

Kutschera rät nicht pauschal zum Abschluss einer Rechtsschutzversicherung. Vielmehr hängt es seiner Meinung nach von den persönlichen Gegebenheiten ab, ob eine solche Police Sinn macht oder nicht. Zumal die Versicherer sich häufig nicht besonders großzügig zeigen und Verträge schnell kündigen.

In welchen Fällen kommt es zur Kündigung eines Vertrags durch den Versicherer? Gibt es für den Versicherten dann noch Chancen, einen neuen Vertrag zu bekommen?

Andreas Kutschera: Der Hauptgrund, warum ein Versicherer eine Rechtsschutzpolice kündigt, liegt in der Anzahl der Fälle, in denen er die Kosten bereits übernommen hat. So kann ein Versicherungsnehmer, der beispielsweise drei Fälle eingereicht hat, schon die Kündigung bekommen.

Stellt er nun bei einem anderen Anbieter einen neuen Antrag auf Versicherung, muss er die Frage nach der Kündigung des vorherigen Vertrages mit Ja beantworten. Die neue Versicherung verweigert dann die Annahme des Antrags. Bei Ehepaaren, die sich erneut eine Rechtsschutzversicherung zulegen wollen, könnte dann zum Beispiel die Ehefrau den neuen Antrag stellen, wenn vorher der Ehemann als Versicherungsnehmer den alten Vertrag abgeschlossen hat. Der Gatte wäre dann mitversichert. 

Viele Rechtsschutzpolicen schließen die Möglichkeit der Mediation mit ein. In welchen Fällen ist sie das geeignete Mittel?

Sobald bei Tatbeständen, die von der Rechtsschutzversicherung abgedeckt sind, viele Emotionen im Spiel sind, kann eine Mediation von Vorteil sein. Hilfreich ist sie im Streit mit dem Nachbarn oder in der Auseinandersetzung am Arbeitsplatz.

Auch in Zahnarztpraxen, in denen die Mitarbeiter und ihr Chef schon lange Jahre gut zusammenarbeiten, kann es zu Streitigkeiten kommen. Schaffen es die Beteiligten alleine nicht, das Problem in den Griff zu bekommen, kann ein Mediator gute Dienste leisten. Als unabhängiger Beobachter und geschulter Streitschlichter kann er mit den Beteiligten eine Lösung erarbeiten, mit der alle leben können.

Wie sollten sich Zahnärzte verhalten? Brauchen sie in der Regel eine Rechtsschutzversicherung?

Wie immer kommt es auf den Einzelfall und die persönlichen Gegebenheiten an. Für den Zahnarzt ist die Berufshaftpflichtversicherung die wichtigste Police. Im beruflichen Leben benötigt er als Praxischef vielleicht in der Auseinandersetzung anwaltliche Unterstützung. Einen Mediator, der etwa 200 Euro pro Stunde berechnet, kann er wahrscheinlich noch aus eigener Tasche bezahlen. Geht es aber um schwerwiegendere Probleme und verletzt sich zum Beispiel eine Mitarbeiterin bei der Arbeit, kann es im Einzelfall sogar zu einer strafrechtlichen Auseinandersetzung kommen. Dann kann eine Strafrechtsschutzversicherung sinnvoll sein.

Andreas Kutschera ist Diplom-Betriebswirt (FH-Köln) und behördlich zugelassener Versicherungsberater mit den Schwerpunkten Projektmanagement und Risk-Management (Feuer, FBU, Versicherungswertermittlung, Maschinenversicherung. Er führt mit zwei Kollegen eine Kanzlei in Mönchengladbach.

Die Fragen stelle Marlene Endruweit, Fachjournalistin für Wirtschaft.

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