„Wir bayerischen Zahnärzte haben den Stresstest bestanden!“
„Wir bayerischen Zahnärzte haben den Corona-Stresstest bestanden“, konstatierte der Vorsitzende des Vorstands der KZVB und Präsident der Bayerischen Landeszahnärztekammer, Christian Berger, heute auf einer Online-Pressekonferenz in München.
In Bayern ist kein einziger Fall von Ansteckung in einer Zahnarztpraxis dokumentiert
Schon schnell nach Ausbruch der Pandemie sei klar gewesen, dass das fundierte Hygienekonzept der Zahnarztpraxen mit strengen Standards, dem konsequenten Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, und Desinfektionsmaßnahmen der richtige Weg war, um Mitarbeiter wie Patienten beim Zahnarztbesuch zu schützen. „In Bayern ist kein einziger Fall von Ansteckung in einer Zahnarztpraxis dokumentiert,“ sagte Berger.
Trotzdem Frust und Enttäuschung in der Kollegenschaft
Dennoch habe die Krise ernsthafte Folgen für die Zahnärzte. Die Ungleichbehandlung zu den Ärzten - anders als für Ärzte und Krankenhäuser gibt es für die Zahnärzte keinen „Rettungsschirm“- habe in der Kollegenschaft zu Frust und Enttäuschung geführt. Patienten blieben in der ersten Lockdown-Phase aus, Einbrüche der Praxiseinnahmen waren die Folge. Welche Konsequenzen die zweite Welle für die Praxen habe, sei noch nicht absehbar.
Zahnärzte wollen Ärzte bei der Impfung unterstützen
Berger verwies weiter auf die ethischen Verpflichtungen des Berufsstandes, aber auch auf dessen Verantwortungsbewusstsein in Sachen Mundgesundheit für die Bevölkerung. Vor allem habe man vulnerable Gruppen – Kinder und Jugendliche, Pflegebedürftige und Menschen ohne Krankenversicherung – im Blick. „Wir sind systemrelevant“, lautete Bergers Fazit. Er kündigte an, dass die Zahnärzte die Ärzte bei der anstehenden flächendeckenden Impfung gegen das Coronavirus unterstützen wollen.
Auf die wirtschaftlichen Aspekte der Krise für die bayerischen Zahnärzte ging Dr. Rüdiger Schott, Vizepräsident der BLZK und stellvertretender KZVB-Vorsitzender, ein. Die Umsatzeinbußen der Praxen im März und April seien gravierend gewesen, berichtete er.
Kurzarbeit - bis dato für Zahnärzte ein Fremdwort
Kurzarbeit sei bis dahin für Zahnärzte ein Fremdwort gewesen. Vor allem für junge Kolleginnen und Kollegen, die sich vor Kurzem niedergelassen hatten und ihre Schulden abbezahlen müssen, sei die Situation existenzgefährdend.
„Zahnärzte müssen die Krise aus eigener Kraft bewältigen“, sagte er. Auch die im Herbst aufgelegte Liquiditätshilfe helfe den betroffenen Zahnärzten nur bedingt. Die vorgesehenen Rückzahlungen in den nächsten Jahren führten zu einem enormen Bürokratieaufwand.
Erhöhte Praxiskosten und mehr Verwaltung durch Hygiene- und Schutzmaßnahmen bei gleichzeitigem Rückgang von Patienten – all dies kann Schott zufolge von den Zahnärzten nur bedingt aufgefangen werden.
Zahnärzte sind ein wichtiger Teil der Daseinsvorsorge
Die coronabedingten Kostensteigerungen würden den Praxen von den Krankenkassen aber nicht erstattet. Im PKV-Bereich gebe es zwar die Hygienepauschale in der GOZ, in der GKV hingegen existiere Vergleichbares nicht. Desto erfreuter zeigte sich Schott, dass für die bayerischen Zahnärzte in den Vertragsverhandlungen mit den Krankenkassen angemessene Honorarverträge ausgehandelt werden konnten.
Schott ging noch auf den Corona-Notdienst in Bayern ein: Es gebe in jedem Regierungsbezirk zwei Schwerpunktpraxen. Auch während einer Quarantäne würden Patienten im Notfall gut versorgt. „Das Gesundheitssystem ist in der Lage, die Pandemie zu bewältigen“, sagte Schott abschließend. „Und Zahnärzte sind ein wichtiger Teil der Daseinsvorsorge.“