"Wir machen es gut verträglich"

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Materialien
120 Jahre ist es her: Der Chemiker Dr. Otto Hoffmann entwickelte den Phosphatcement. Seitdem ist die Produktpalette umfangreicher und vor allem eines geworden: gut verträglich.

Dr. Otto Hoffmann, einer der Gründer des Unternehmens, ist bei Hoffmann Dental so präsent wie nie zuvor: Zwei Generationen später – sein Enkel Tobias Hoffmann führt gemeinsam mit seiner Frau Yvonne die Geschäfte – ziert sein Konterfei Kittel, Gläschen, Fässer, Faltschachteln und Postkarten. Ihn so in den Vordergrund zu stellen, ist eine ganz bewusste Entscheidung gewesen. Tobias und Yvonne Hoffmann wollten eine Marke entwickeln, die die Tradition des Unternehmens und die Verbundenheit mit der Familienvergangenheit herausstellen sollte. „Unsere Art von Produkten gilt mitunter als nicht mehr zeitgemäß“, erklärt die couragierte Unternehmerin. „Zahnzement wird seit geraumer Zeit von Kunststoffen, also Glasionomerzementen sowie Kompositen, verdrängt.“ Allerdings würden immer mehr Zahnärzte die alten Materialien neu entdecken. Aus gutem Grund.

Bei Hoffmann wird viel mit ganz natürlichen Materialien gearbeitet, Wachse zum Beispiel. Auch Phosphorsäure kennt der menschliche Körper: Er hat sie im Magen und nimmt sie auf, wenn er zum Beispiel Cola trinkt. Ebenso ist Zinkoxid, ein wesentlicher Bestandteil des Zements, bekannt – etwa als Inhaltsstoff von Wundcremes für Babys. Die Zemente, von denen es inzwischen verschiedene Varianten gibt, haben aufgrund ihrer anorganischen Basis weit weniger Allergiepotenzial als synthetische Kunststoffe, ist man sich bei Hoffmanns sicher. „Das wird noch ein großes Thema. Unser Ziel ist es daher, uns in der Öko- und Bionische stärker zu positionieren“, meinen beide.

In mittlerweile 52 Länder exportiert das Unternehmen. Dabei punktet Hoffmann mit seinem grünen Gewissen. So hat beispielsweise China auch Interesse an den Produkten, weil sie CO2-neutral produziert werden. „Unsere Maschinen laufen mit Ökostrom. Außerdem achten wir darauf, so wenig Verpackungsmaterial wie möglich zu produzieren“, ergänzt Tobias Hoffmann. Diese Maschinen stehen im Übrigen ausschließlich in Berlin-Tempelhof, auch die Forschungs- und Entwicklungsabteilung hat hier ihren Sitz.

Wie alles begann

Die Geschichte des Unternehmens ist eng mit der Partnerschaft zwischen dem Dentisten Dr. Robert Richter und Dr. Otto verbunden. Während Hoffmann als Chemiker u.a. Farbstoffe für die heutige BASF entwickelte und sich Verfahren zur Darstellung wasserlöslicher Induline patentieren ließ, suchte Richter einen Chemiker, der einen Zahnzement entwickeln konnte wie ihn der verstorbene Rostaing de Rostagni hervorgebracht, die Rezeptur dafür jedoch mit ins Grab genommen hatte.

Otto Hoffmann machte sich an die Lösung des Problems und fand tatsächlich eine Formel, die die Rostaingsche Dentinagene nicht nur nachbildete, sondern qualitativ übertrat. Daraufhin ließ er sich endgültig in Berlin nieder und gründete zusammen mit seinem Kompagnon ein Unternehmen zur Produktion und Vermarktung des von ihm entwickelten Zementes.

Das Produkt fand sehr schnell dankbare Abnehmer in aller Welt, so dass das Unternehmen bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs eine Monopolstellung erlangte. Hoffmann entwickelt noch eine Reihe andere Produkte für die Zahnmedizin, der Phosphatcement sollte jedoch seine nachhaltigste Erfindung bleiben.

Es begann mit einem handbefeuerten Koksofen: Früher mussten Heizer und Brandmeister gemeinsam den Brand über mehrere Tage bis zu einer Maximaltemperatur von fast 1400 Grad Celsius befeuern. Noch heute wird die Rohstoffmischung von Hand in Brennkapseln gefüllt, bevor ein computergesteuerter Hochleistungsofen sie auf das Grad genau zu harten Zementblöcken brennt.

Nach dem Brand folgt ein dreistufiger Mahlvorgang, um die optimale Korngrößenverteilung des Zements zu erzielen. Es werden ausschließlich Feinkornzemente mit einer Filmdicke von maximal 25 μm produziert.

Gelebte Tradition

Schon der Erfinder des Phosphatcements Otto Hoffmann formulierte Ende des 19. Jahrhunderts den Anspruch, hochwertige Dentalprodukte im industriellen Maßstab herzustellen. Bereits 1909 wurde sein Streben nach Qualität auf dem V. Internationalen Zahnärztekongress der FDI in Berlin mit der silbernen Medaille ausgezeichnet.

Die zweite Generation des Familienbetriebes entwickelte diesen Qualitätsanspruch fort. Dietbert Hoffmann (der zweite Sohn) als Herstellungsleiter und Geschäftsführer des Unternehmens war seit 1967 aktives Mitglied der nationalen und internationalen Normungsgremien für die Erstellung und Weiterentwicklung von Werkstoffnormen. Tobias Hoffmann, Sohn von Dietbert Hoffmann, knüpfte mit der Einführung eines Qualitätsmanagementsystems im Jahr 1995 daran an.

Eine Familientradition zu leben, ist nicht immer einfach, geben Tobias und Yvonne Hoffmann zu, die sich auch im Unternehmen kennenlernten. Sie arbeitete in den 90er Jahren als Studentin bei Hoffmanns und lernte so Tobias kennen. Seit 2001 lenken beide die Geschicke der Manufaktur, sind inzwischen Eltern zweier Söhne. „Ob sie sich später einmal für eine berufliche Zukunft im Unternehmen entscheiden, liegt allein bei ihnen. Aber natürlich würde uns das freuen“, sagt Tobias Hoffmann. Die Zeichen dafür stünden gar nicht so schlecht: „Unser Ältester ist sechs Jahre alt und zeigt schon großes Interesse an Faltschachteln.“

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