YouTube ist als Informationsquelle ungeeignet
Ein internationales Forscherteam hat YouTube-Videos zum Thema Schmerzen im Zusammenhang mit kieferorthopädischen Behandlungen genauer unter die Lupe genommen. Das Thema ist relevant, da rund 90 Prozent der Patientinnen und Patienten, die sich einer kieferorthopädischen Behandlung unterziehen, (kurzfristig) unter Schmerzen leiden und bis zu 30 Prozent deshalb über einen Behandlungsabbruch nachdenken [Tamošiūnaitė et al., 2023].
Grund für die Schmerzen sind die Zahnbewegungen, die Spannungs- und Kompressionszonen im parodontalen Ligamentraum erzeugen, deren Maximum innerhalb der ersten 24 Stunden liegt. Nach drei bis sieben Tagen gehen sie in der Regel zurück und verschwinden nach rund einem Monat ganz, erklären die Autoren [Tamošiūnaitė et al., 2023].
Die Videos von Zahnärzten sind qualitativ besser
Die Forschenden untersuchten insgesamt 65 Videos. Das Interesse am Thema scheint groß zu sein, denn zusammengenommen hatten diese immerhin 15,1 Millionen Aufrufe. Die Autoren befinden allerdings rund 86 Prozent der Videos inhaltlich für dünn und nur knapp 14 Prozent für inhaltlich gehaltvoll.
In rund der Hälfte der Videos ging es vorwiegend um pharmakologische Schmerzlinderung, in einem Drittel um die Schmerzdauer (rund 32 Prozent) und den Einfluss der Schmerzen auf die Lebensqualität (rund 29 Prozent), während die Schmerzlokalisation am seltensten thematisiert wurde (sieben Prozent).
Im Vergleich zu den von Laien erstellten Videos (rund 65 Prozent) hatten Videos, die von Zahnärzten erstellt wurden, eine deutlich höhere inhaltliche Qualität, zugleich waren diese im Schnitt deutlich kürzer als die von Laien (rund drei versus acht Minuten).
Die Forschenden weisen darauf hin, dass die Einnahme von NSAR wie Ibuprofen möglicherweise die Zahnbewegung durch Hemmung der Prostaglandinsynthese verlangsamen könnte, obgleich dies kontrovers diskutiert wird. Bezüglich der Lokalisation liege das Schmerzmaximum meist im Bereich der Schneidezähne.
Das Gefühl von Kontrolle soll sich laut der Autoren positiv auf das Schmerzempfinden auswirken und kann zum Beispiel durch eine gründliche Aufklärung verstärkt werden. Diese und weitere Informationen werden nur in den wenigsten YouTube Videos gegeben und korrekt wiedergegeben. Deshalb schlussfolgern die Forschenden, dass sich YouTube als Informationsquelle bei Schmerzen während einer kieferorthopädischen Behandlung nicht eignet.
Tamošiūnaitė I, Vasiliauskas A, Dindaroğlu F. Does YouTube provide adequate information about orthodontic pain? Angle Orthod. 2023 Jul 1;93(4):403-408. doi: 10.2319/072822-527.1. PMID: 36820821; PMCID: PMC10294584.