Zähneputzen macht Schule
Vor ihnen steht ein neuer Lebensabschnitt, der auch den Wechsel zu den bleibenden Zähnen beinhaltet. Die Schulzeit umfasst demnach in vielerlei Hinsicht entscheidende Jahre - auch aus zahngesundheitlicher Sicht.
Der Tag der Zahngesundheit am 25. September steht in diesem Jahr unter dem Slogan „Gesund beginnt im Mund - Zähneputzen macht Schule“. Deutlich wurde bei dieser Auftaktpressekonferenz: Es gibt noch viel zu tun. Gefragt ist dabei aber nicht nur das Engagement der Zahnärzteschaft, sondern Politik und Gesellschaft sind ebenfalls gefordert.
Dass es nicht reicht, sich erst zu Schulbeginn für die Entwicklung der Zähne bei den Kindern zu interessieren, wurde deutlich im Beitrag von Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK).Oesterreich: "Bei den Zwölfjährigen sind wir in der Mundgesundheit Weltspitze, aber bei den Sechsjährigen verläuft die Kariesreduktion deutlich langsamer und auf einem niedrigen Niveau.“ Zugenommen habe die 'frühkindliche Karies’ bei Kleinkindern bis zum dritten Lebensjahr - mit ihren Folgen für die Sechsjährigen.
Hohe Kariesraten in Problemfamilien
Zudem seien hohe Kariesraten bei Kindern aus Familien in sozial schwierigen Lebenslagen zu beobachten. Die Zahnärzteschaft arbeite an vielen Maßnahmen zur Verbesserung dieser Situation. Einige der Angebote, die 'Schule machen’ sollen, wie die zahnärztlichen Kinderpässe, vermittelten die Bedeutung früher Zahngesundheitsuntersuchungen. Auch müssten Maßnahmen der Gruppenprophylaxe, die die Schulen und Kindergärten erreichen, in den Kindertagesstätten eingeführt werden.
Eine in diesem Jahr aufgenommene Kooperation mit dem Deutschen Hebammenverband bietet laut Oesterreich gute Ansätze, um die Aufklärung bundesweit zu verbessern. Die Verstetigung der Präventionsarbeit zur Herstellung gesundheitlicher Chancengleichheit in allen Kindereinrichtungen ist für die BZÄK sehr wichtig. Oesterreich: "Mit eigenen Konzeptvorschlägen zur zahnmedizinischen Prävention der frühkindlichen Karies nehmen wir unsere Verantwortung wahr.“
Die Zahnbürste - schon in der Kita sinnvoll
Auch Manuela Schäfer, Referentin für die vertragszahnärztliche Versorgung beim GKV-Spitzenverband, untermauerte Sinn und Effekt der Gruppenprophylaxe, zu deren Trägern die gesetzlichen Krankenkassen gehören. Bereits vor dem Schulstart machten schon sehr viele Kinder erste Erfahrungen mit der Mundgesundheitspflege: Anhand aktueller Zahlen zu den Prophylaxeaktivitäten in Kindergärten zeige sich, dass im Schuljahr 2010/2011 von den etwa 2,3 Millionen Kindern rund 1,9 Millionen von einem ersten Impuls profitiert haben.
Die Zahlen der Krankenkassen bestätigten die Einschätzungen der Zahnärzte: "Kinder aus sozial benachteiligten Schichten weisen deutlich mehr Karies auf als der altersgleiche Durchschnitt der Bevölkerung“, sagte Schäfer.
Da Eltern aus sozialen Randgruppen ihre Verantwortung bei der Zahnpflege der Kinder häufig nicht übernehmen, müssten sich Kindergärten und Schulen dieser Aufgabe stellen. Wo die Chance auf eine adäquate tägliche Mundhygiene in der Schulzeit nicht gegeben sei, liefen die Maßnahmen der Gruppenprophylaxe insbesondere bei den sozial benachteiligten Kindern ins Leere.
Mundpflege in der Schule
Dass es allerdings für die Schulen gar nicht so leicht ist, eine Möglichkeit für regelmäßige Mundhygiene zu installieren, machte Dr. Pantelis Petrakakis, 1. Vorsitzender des Bundesverbandes der Zahnärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, deutlich. Er stellte heraus, dass die Schulzeit eine große Rolle für die Mundgesundheit spielt: "In dieser Phase beginnt in der Regel der Zahnwechsel; die neuen bleibenden Zähne sollten idealerweise bis ins hohe Alter gesund und funktionsfähig bleiben.“
Zudem sei die Schule eine Schnittstelle zweier eng verbundener Faktoren: "Die Schulzeit legt den Grundstein für Bildung und für eine lebenslange Mundgesundheit.“ Die Zusammenhänge von Bildung und allgemeinem Gesundheitsverhalten seien vielfach bestätigt. Belegt sei auch der Effekt der Gruppenprophylaxe: "Zähneputzen in Gruppen fördert die Zahngesundheit.“
Erhebungen aus kommunalen Zahnärztlichen Diensten bestätigten, dass Grundschulkinder, die im Kindergarten täglich die Zähne putzen, gegenüber Kindern, die in der Einrichtung nicht putzen konnten, signifikant gesündere bleibende Zähne hatten. Die Schule stehe vor der Herausforderung, dieses eingeübte Verhalten aus der Vorschulzeit fortzuführen, um eine Verschlechterung der Mundgesundheit zu verhindern.
Eine gesellschaftliche Aufgabe
Es gebe gute Beispiele, sagte Petrakakis, wo Schulen die vielfachen Hürden, die einer Einrichtung hygienischer Zahnputzmöglichkeiten im Wege stehen, erfolgreich überwinden konnten. Die Rahmenbedingungen der Schulen machten aber bewusst, dass Zahngesundheitsförderung nicht allein durch zahnärztliche Maßnahmen erreichbar, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei. Er rief dazu auf, sich zu einem multidisziplinären Netzwerk für mehr Gesundheitsförderung an den Schulen zusammenzuschließen.