SRH Hochschule Heidelberg

Zahl der Händewaschverweigerer gestiegen

mg
Gesellschaft
Im Vorfeld des Internationalen Tags des Händewaschens am 15. Oktober zeigt eine Studie Geschlechterunterschiede im Hygieneverhalten und wirft Fragen zur Wirksamkeit von Aufklärungsmaßnahmen auf.

Eine kürzlich durchgeführte Replikationsstudie an der SRH Hochschule Heidelberg hat alarmierende Ergebnisse zum Händewaschverhalten der Deutschen ans Licht gebracht. Trotz intensiver Aufklärungskampagnen und der weltweiten Pandemie erschreckt die Tatsache, dass immer noch 10 Prozent der Menschen ihre Hände nach dem Toilettengang nicht waschen, heißt es in einer Mitteilung

Der Anstieg überrascht auch die Forscher

„Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass die Notwendigkeit einer gründlichen Handhygiene dringender ist, denn je. Obwohl wir wieder steigende Corona Fallzahlen verzeichnen und umfassende Aufklärungsmaßnahmen durchgeführt wurden, waschen immer noch 10 Prozent der Menschen ihre Hände nach dem Toilettengang nicht. Dies unterstreicht die Dringlichkeit, das Bewusstsein für die Bedeutung der Handhygiene weiter zu stärken und bessere Gewohnheiten zu etablieren“, betont Prof. Frank Musolesi, Leiter der Replikationsstudie.

Der Untersuchung zufolge, an der 1.000 Personen teilnahmen und die eine Fortsetzung einer Untersuchung aus dem Jahr 2018 ist, ist der Anteil der „Händewaschverweigerer“ im Vergleich zu 2018 sogar gestiegen. Damals nutzten etwa 7 Prozent der Teilnehmenden weder Wasser noch Seife nach dem Toilettengang. Dieser Anstieg ist aus Sicht der Forschenden überraschend: Sie haben aufgrund der massiven Corona-Maßnahmen und umfangreichen Aufklärungskampagnen stattdessen eine signifikante Abnahme erwartet. 

So vermeiden Sie eine Infektionsgefahr

Die wichtigsten „Instrumente“ bei der zahnärztlichen Behandlung sind die Hände des Praxisteams, heißt es im Hygieneleitfaden des Deutschen Arbeitskreises für Hygiene in der Zahnmedizin (DAHZ). Ihrer systematischen Reinigung, Desinfektion und Pflege komme im Sinne des Infektions- und Hautschutzes daher eine besondere Bedeutung zu. Bei der zahnärztlichen Behandlung und bei damit zusammenhängenden Maßnahmen sei die Kontamination der Hände oft unvermeidbar. Da von kontaminierten Händen eine Infektionsgefahr für den Patienten und das Praxisteam ausgeht, sollten Sie diese Punkte beachten:

  • Die Pflicht zur Händehygiene gilt für alle an der Patientenbehandlung und an den damit zusammenhängenden klinischen Maßnahmen beteiligten Personen.

  • Ringe, Uhren, Piercings und andere Schmuckgegenstände an Händen und Unterarmen müssen vor Arbeitsbeginn abgelegt werden. Fingernägel müssen kurzgehalten und unlackiert sein.

  • Vor der allgemeinen Arbeitsvorbereitung, bei sichtbaren Verschmutzungen der Hände während der Arbeit sowie nach Arbeitsende ist eine Reinigung mit einem Flüssigwaschpräparat notwendig. Für das Waschen der Hände muss in der Nähe des Behandlungsplatzes ein Handwaschplatz vorhanden sein. Die Handwaschbecken müssen Armaturen haben, die ohne Handberührung bedienbar sind. Für die Händereinigung sind nur flüssige Waschpräparate und Handtücher zum Einmalgebrauch (Papier, Textil) geeignet.

  • Vor der Arbeitsplatzvorbereitung im Behandlungsbereich ist eine hygienische Händedesinfektion mit einem Händedesinfektionsmittel notwendig. Es sind 3 Milliliter Desinfektionsmittel aus einem Spender zu entnehmen. Auf vollständige Benetzung ist zu achten. Anschließend ist abzuwarten, bis die Hände trocken sind.

  • Vor nichtchirurgischer Behandlung ist eine hygienische Händedesinfektion notwendig. Das gilt nach den Empfehlungen der KRINKO auch, wenn Schutzhandschuhe angelegt werden. Wissenschaftlich ist die Notwendigkeit einer Händedesinfektion vor dem Anlegen unsteriler Handschuhe nicht erwiesen, sofern diese nach Abschluss der Behandlung des vorherigen Patienten durchgeführt wurde.

  • Nach dem Ausziehen von Schutzhandschuhen ist immer eine hygienische Händedesinfektion erforderlich.

  • Ein chirurgischer Eingriff mit anschließendem speicheldichten Wundverschluss (etwa bei Implantationen, Transplantationen von Knochen oder Bindegewebe, Sinus-Lift, Wurzelspitzenresektionen) verlangt eine chirurgische Händedesinfektion. Dies gilt für die unmittelbar an der chirurgischen Behandlung Beteiligten.

  • Für die routinemäßige Desinfektion sollen Präparate mit kurzer Einwirkzeit bevorzugt werden, die folgende Kriterien erfüllen:

    • Sie sind zugelassen als Arzneimittel.

    • Sie besitzen einen Nachweis der Wirksamkeit mit VAH-Zertifizierung zur Händedesinfektion.

    • Sie sind HBV-/HCV-/HIV-wirksam (begrenzte Viruzidie).

  • Spender für Desinfektionsmittel und Waschpräparate sind gemäß den Anweisungen der Hersteller aufzubereiten.

  • Für die chirurgische Händedesinfektion dürfen Desinfektionsmittel nur aus Behältnissen entnommen werden, die wegen Überlebens von möglicherweise vorhandenen Bakteriensporen nicht nachgefüllt wurden.

  • Eine regelmäßige Händepflege ist wichtig. Die Pflege- und Schutzmittel dürfen nur aus Einmalspendern oder Tuben entnommen werden. Hautschutzmittel werden vor Beginn der Tätigkeit, Hautpflegemittel in der Regel am Ende des Arbeitstages angewendet. Es ist daher sinnvoll, diese Präparate im Personalraum bereitzuhalten.

Die Studie zeigt auch große Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Während lediglich 6 Prozent der Männer ihre Hände korrekt wuschen, tun dies immerhin 15 Prozent der untersuchten Frauen vorbildlich. Dies bestätigt, dass Frauen im Durchschnitt eine intensivere und längere Handhygiene praktizieren als Männer. Die Wissenschaftler nehmen, dass die Kluft zwischen den Geschlechtern in diesem Bereich seit der Studie von 2018 weiter gewachsen ist. 

Die Ergebnisse werfen auch Fragen über die Wirksamkeit der Aufklärungskampagnen auf, lautet das Fazit der Forschenden. „Offenbar haben diese Maßnahmen nur bei Frauen eine bedingte nachhaltige Wirkung erzielt“, schreiben sie und rufen dazu auf, „verstärkte Bemühungen zur Aufklärung und Sensibilisierung zu unternehmen, um die Handhygiene-Gewohnheiten der Gesellschaft zu verbessern und die Verbreitung von Infektionen einzudämmen“.

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