Thüringen

Zahnärzteschaft fordert Ausbau der Zahnmedizin in Jena

ao
Politik
Die Thüringer Zahnärzte begrüßen den Start eines neuen Studiengangs für Zahnmedizin an der HMU Health and Medical University Erfurt. Zugleich fordern sie den weiteren Ausbau der staatlichen Universität Jena im Bereich Zahnmedizin.

Das machten die Landeszahnärztekammer Thüringen und die Kassenzahnärztliche Vereinigung (KZV) Thüringen am Montag in einer gemeinsamen Pressemitteilung deutlich. Die private Hochschule hatte angekündigt, in der Thüringer Landeshauptstadt ab dem Herbst dieses Jahres erste Studierende ohne die Zugangsbeschränkung Numerus Clausus aufzunehmen – die zm berichteten.

„Der künftige Zahnmedizin-Studiengang bietet eine exzellente Ausbildung mit starkem Praxisbezug“, lobte Dr. Ralf Kulick, Vizepräsident der Landeszahnärztekammer Thüringen. Er sieht den neuen Studiengang in der Nachfolge der einstigen Medizinischen Akademie Erfurt, an welcher in den 1970er und -80er Jahren hunderte Zahnärztinnen und Zahnärzte ausgebildet wurden.

Die Landeszahnärztekammer hatte demnach in den vergangenen Monaten die Entwicklung des Studienkonzepts intensiv begleitet. Besonderen Wert habe die Kammer auf eine praxisnahe Ausbildung gelegt. Hierzu sollen die Studierenden mit Praktika, Famulaturen und Hospitationen auch Einblicke in Thüringer Zahnarztpraxen erhalten.

Eckdaten zur zahnmedizinischen Versorgung in Thüringen

Nach Angaben der Landeszahnärztekammer und der Kassenzahnärztlichen Vereinigung (KZV) Thüringen gibt es etwa 1.100 Praxisstandorte in Thüringen. Insgesamt praktizieren fast 2.900 Zahnärztinnen und Zahnärzte im Freistaat. Von ihnen sind

  • etwa 1.800 berufstätig,

  • etwa 1.200 in eigener Zahnarztpraxis niedergelassen,

  • etwa 300 in Zahnarztpraxen angestellt und

  • etwa 300 in anderen Einrichtungen angestellt.

Auch der Vorstandsvorsitzende der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Thüringen, Dr. Knut Karst, begrüßte den neuen Studiengang: „Die zusätzlich ausgebildeten Zahnärztinnen und Zahnärzte können die zahnmedizinische Versorgung in Thüringen sichern helfen“, sagte Karst. Er hoffe besonders auf Impulse für den ländlichen Raum Thüringens, wo in diesen Jahren viele Praxisinhaber oft ohne Nachfolge in den Ruhestand gingen.

Karst appellierte an die Landesregierung, auch über Stipendien nachzudenken, um Studierende an eine spätere zahnärztliche Tätigkeit in unterversorgten Bereichen zu binden. „Ansonsten sind Studienabsolventen nur schwer in diese Regionen zu lotsen“, sagte Karst.

An weiteren Studienplätzen und Neubau einer Zahnklinik festhalten

Zugleich fordern Kammer und KZV das Land Thüringen auf, an der staatlichen Friedrich-Schiller-Universität Jena wie zugesagt die Zahl der Zahnmedizin-Studienplätze zu erhöhen und den geplanten Neubau einer modernen Zahnklinik bis 2029 umzusetzen. „Privatfinanzierte Studienplätze in Erfurt dürfen nicht zu Kürzungen bei Lehre und Forschung an der staatlichen Universität Jena führen“, sagte Kulick.

Der Kammer-Vizepräsident rief die Landesregierung auf, sich angesichts des privatwirtschaftlichen Engagements nicht zurückzulehnen, sondern das wirtschaftliche Potenzial einer modernen Medizin zu erkennen. „Deshalb sollte Thüringen den zusätzlichen Schwung jetzt endlich für die Erneuerung der Zahnmedizin an der landeseigenen Universität nutzen“, appellierte der 62-jährige Zahnarzt aus Jena an die Politik. Dazu müsse das Land auch die längst beschlossene Landzahnarztquote umsetzen, damit mehr Studienabsolventen als bisher für ihr späteres Berufsleben in Thüringen bleiben, forderte Kulick.

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