Medizin

Zahnkiller Crystal Meth

Niklas Rommel
Nachrichten
Die Verbreitung von Crystal Meth (CM) in Deutschland und die Folgen erklärt Dr. Roland Härtel-Petri, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und leitender Arzt des Suchtbereichs am Bezirkskrankenhaus Bayreuth.

zm-online: Herr Dr. Härtel-Petri, wiebeurteilen Sie die aktuelle Situation zum Crystal-Meth-Konsum in Deutschland?

Dr. Härtel-Petri: Seit circa 2009 bemerken wir eine Ausweitung des Metamphetamin-Problems von den grenznahen Regionen zur Tschechischen Republik in den Rest der Republik.

Worin sehen Sie die Ursachen für die dramatische Verbreitung der gefährlichen Droge?

Das liegt an der Verfügbarkeit. Aufgrund der veränderten Gesetzgebung ist die Substanz auf den Billigmärkten hinter der Grenze frei verfügbar. Und sie ist hochattraktiv ­- am Anfang. Die Patienten konsumieren CM, werben dafür, weil sie sich anfangs natürlich gut fühlen. Das spricht sich schnell rum.

Was sind denn eigentlich die unmittelbaren Auswirkungen bei einer Einnahme von CM und welche Langzeitfolgen sind zu beobachten?

Also zuerst einmal steigert es das Selbstwertgefühl. Es macht wach, reduziert den Appetit. Es schaltet auch zentral die Schmerzempfindung weg. Es aktiviert sexuell.

CM soll auch schwerwiegende Veränderungen der Zahn-, Mund- und Kiefergegend hervorrufen. Können Sie diese Vermutung anhand Ihrer Erfahrungen mit CM-Patienten bestätigen?

Wir hatten immer wieder Patienten, die gesagt haben, dass ihnen Zähne ausgefallen sind. Mein Eindruck war eigentlich, dass die Zähne nicht in einem so schlechten Zustand sind, wie man es von Bildern aus den USA kennt. Wobei ich aber immer dachte, unsere Patienten lassen sich das alles richten, denn ­- Gott sei Dank - gibt es bei uns ja eine Krankenversicherung, die das bezahlt.

Wie kann einem CM-Patienten allgemein geholfen werden? Gibt es spezielle Therapieansätze?

Ja, es gibt aus den USA sehr spezifische Rehabilitationstechniken, die sogenannte manualisierte Matrix-Therapie. Ansonsten ist es vor allem Gesprächsaufklärung, Psychoedukation über die Erkrankung. Und da sind dann ambulante Settings wie Suchtberatungsstellen sicher hilfreich.

Glauben Sie, dass die Verbreitung von CM weiter ansteigen wird oder ist gerade ein Peak erreicht und es kommt möglicherweise zu einem Rückgang?

Die Hoffnung, dass auch diese zweite Crystal-Welle wieder abebbt, die haben wir selbstverständlich, aber nach den Zahlen, die uns die Polizei gegenwärtig zeigt, müssen wir davon ausgehen, dass das Problem sich zunächst weiter in der Republik ausbreitet und nicht nur in Bayern, Thüringen und Sachsen bleibt.

Herr Dr. Härtel-Petri, vielen Dank für das Gespräch.  

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