Neue Erkenntnisse bei Zöliakie

Autoimmunreaktion verursacht Zahnschmelzschäden

LL
Allgemeine Zahnheilkunde
Einer neuen, internationalen Studie zufolge können die bei Zöliakie häufig auftretenden Zahnschmelzschäden durch eine Autoimmunreaktion verursacht werden, ausgelöst durch Darm- oder Nahrungsproteine.

Die Forschenden fanden erstmals einen Zusammenhang zwischen Entwicklungsstörungen des Zahnschmelzes, die bei bestimmten Autoimmunkrankheiten wie Zöliakie beobachtet werden, und dem Auftreten von Autoantikörpern gegen Proteine, die für die Bildung von gesundem Zahnschmelz verantwortlich sind.

Zöliakie ist heute eine der häufigsten Autoimmunkrankheiten und tritt meist in der Kindheit auf. Einer von 100 Menschen erkrankt. Das Dünndarm-Enzym-Protein „Transglutaminase 2“ (TGM2) spielt eine Schlüsselrolle bei der Auslösung, indem es das „Gliadin-Protein“, ein Bestandteil des Glutens in der Nahrung, im Darm verändert. Das Immunsystem der Betroffenen reagiert auf den Enzym-Gliadin-Komplex und bildet Autoantikörper gegen diese beiden Proteine. Das Auftreten von Antikörpern gegen TGM2 ist damit spezifisch für die Krankheit und wird daher auch zum Zöliakie-Screening eingesetzt.

Zahnschmerz weist häufig Defekte auf

Obwohl das Leitsymptom der Zöliakie eine Darmentzündung ist, weiß die Medizin, dass sich bei betroffenen Kindern der Zahnschmelz oft nicht richtig entwickelt. Häufig sind die Zahnärzte der Kinder die ersten, die Zöliakie vermuten. Lange Zeit ging man davon aus, dass die zahnmedizinischen Erscheinungen bei Zöliakie hauptsächlich durch die mit der Darmentzündung verbundene Malabsorption verursacht werden.

In der vorliegenden Studie wurde jedoch erstmals gezeigt, dass die Defekte bei der Zahnschmelzbildung durch Antikörper verursacht werden können, die gegen Proteine im Darm oder in der Nahrung gebildet werden, indem sie an Proteine binden, die die Entwicklung des Zahnschmelzes steuern. Das ist darauf zurückzuführen, dass Zahnschmelzproteine ähnliche Bindungsstellen für Antikörper haben wie beispielsweise das Enzym TGM2 und das Kappa-Kasein-Protein in Kuhmilch.

An der Studie waren Forscher aus der Tschechischen Republik, Israel, Norwegen, Ungarn und Finnland beteiligt. 48 Erwachsene und 21 Kinder mit Zöliakie sowie 28 Patienten mit APS-1 (Autoimmune polyendocrine syndrome Typ-1), einer weiteren Autoimmunerkrankung, nahmen an der Studie teil. Die Immunreaktion im Zusammenhang mit Zahnschmelzschäden wurde auch in Tiermodellen untersucht. Die Universität Ostfinnland trug zu der Studie bei, indem die Wissenschaftler unter anderem zeigten, dass Antikörper gegen TGM2 bei Zöliakiepatienten an die Proteine des Zahnschmelzes binden und so die Zahnentwicklung beeinträchtigen können.

Gruper, Y., Wolff, A.S.B., Glanz, L. et al. Autoimmune amelogenesis imperfecta in patients with APS-1 and coeliac disease. Nature (2023). https://doi.org/10.1038/s41586-023-06776-0

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