Ergebnisse der SHIP-Studie zur Interdentalreinigung

Zahnseide und Interdentalbürsten reduzieren Plaque, Gingivitis und Parodontitis-Schweregrad

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Zahnmedizin
Die Nutzung von Zahnseide und Interdentalbürsten kann laut SHIP-Studie Plaque, Gingivitis und den Schweregrad von Parodontitis reduzieren. Eindeutige Effekte auf Karies und die Anzahl fehlender Zähne sind dagegen nicht ableitbar.

Seit einigen Jahren wird in der Wissenschaft darüber diskutiert, ob die Verwendung von Zahnseide die Mundgesundheit unterstützt. Während einige Studien darin keinen medizinischen Nutzen sehen, kommen andere zu dem Schluss, dass ihr Gebrauch Plaque und Zahnfleischentzündungen stärker reduzieren kann als Zähneputzen allein. In welchem Ausmaß diese Maßnahmen Karies und Parodontitis beeinflussen, ist jedoch noch immer nicht genau geklärt.

Die „Study of Health in Pomerania“ (SHIP) ist eine bevölkerungsbezogene, epidemiologische Studie in der Region Vorpommern im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. Ziel dieser prospektiven Studie, die als Teil von SHIP durchgeführte wurde, war die Untersuchung der Effekte der Interdentalreinigung mit Zahnseide, Interdentalbürsten und Zahnstochern zusätzlich zum regelmäßigen Zähneputzen.

In die Studie wurden 4.420 Personen aufgenommen. Die durchschnittliche Beobachtungsdauer umfasste sieben Jahre, die Anfangsuntersuchungen erfolgten zwischen 2008 und 2012. An der Nachuntersuchung zwischen 2014 und 2018 nahmen noch 2.507 Personen teil. Die Nachbeobachtungszeit variierte zwischen 4,9 und 10,3 Jahren (Mittelwert 7,4 Jahre). Statistisch ausgewertet wurden die Verlaufsdaten von 2.224 Probanden.

Ermittelt wurden klinische Parameter der Mundgesundheit wie die interdentale Plaque, Zahnfleischentzündungen (interdentale Blutung beim Sondieren), der Parodontitis-Schweregrad, die Karieserfahrung (Anzahl interdentaler kariesfreier gesunder Flächen) und die Anzahl fehlender Zähne. Außerdem wurde nach dem Mundhygieneverhalten gefragt sowie der Gebrauch von Zahnseide, Interdentalbürsten und Zahnstochern erfasst.

Die Reinigung mit Zahnstochern erwies sich als nicht vorteilhaft

Die Veränderung der parodontalen Situation wurde über den Clinical Attachment Level (CAL) gemessen, der Distanz zwischen Schmelz-Zement-Grenze und sondierbarem Taschenboden. Während er bei den Teilnehmern ohne Interdentalreinigung unverändert blieb, nahm er bei Gebrauch von Zahnstochern von 2,63 auf 2,46 mm, mit Zahnseide von 1,77 auf 1,65 mm und mit Interdentalbürsten von 2,37 auf 2,26 mm ab. Die Wahrscheinlichkeit für mehr interdentale Plaque war bei Personen, die Zahnseide verwendeten, um 32 Prozent geringer als bei Personen, die ihre Zahnzwischenräume nicht reinigten (Odds Ratio [OR] = 0,68; 95 %-Konfidenzintervall [KI]: 0,50 bis 0,94).

Im Verlauf von durchschnittlich sieben Jahren wirkte sich Zahnseide positiv auf die Wahrscheinlichkeit von Blutungen bei Sondierung (OR = 0,69; 95 %-KI: 0,53 bis 0,89) und interdentale Plaque (OR = 0,73; 95 %-KI: 0,57 bis 0,93) aus. Die Benutzung von Zahnstochern hatte dagegen negative Effekte.

Keine der Reinigungsmethoden für Zahnzwischenräume wies einen signifikanten Zusammenhang mit Karies der interdentalen Zahnoberflächen und der Anzahl fehlender Zähne auf. Dennoch gehen die Autoren davon aus, dass durch die Vermeidung von Plaque Karies verhindert werden kann. In Change-Score-Analysen reduzierte die Benutzung von Zahnseide die Rate von Zahnextraktionen im Vergleich zu Nicht-Benutzern um 29 Prozent.

Weitere statistische Auswertungen bestätigten die positiven Auswirkungen von Zahnseide auf interdentale Plaque, Blutungen bei Sondierung und mittlerem Clinical Attachment Level nach sieben Jahren. Außerdem zeigten sich positive Auswirkungen der Benutzung von Interdentalbürsten auf interdentale Plaque und Blutung bei Sondierung. Bei Personen mit mittelschwerer oder schwerer Parodontitis waren Zahnseide und Interdentalbürsten wirksamer bei der Reduzierung von interdentalen Plaque (zu 11,6 beziehungsweise 9,4 Prozent) als bei Personen ohne oder mit leichter Parodontitis (zu 6,4 beziehungsweise 5,0 Prozent).

Zahnseide und Interdentalbürsten beugen Gingivitis und Parodontitis vor

Die Verwendung von Zahnseide war mit einer deutlich verringerten Wahrscheinlichkeit höherer interdentaler Plaque verbunden. Für interdentale Blutung bei Sondierung, mittlere Sondierungstiefe und mittleres interdentales Clinical Attachment wurden geringfügige, aber richtungskonsistente Effekte beobachtet. Die Ergebnisse bestätigen den Autoren zufolge, dass der regelmäßige Gebrauch von Zahnseide und Interdentalbürsten die Zahnfleisch- und Parodontalgesundheit fördern kann.

Zu beachten sei jedoch, dass Hilfsmittel zur Zahnzwischenreinigung bei falscher Anwendung Schäden des Gewebes verursachen können. Dies könnte erklären, warum sich die Reinigung mit Zahnstochern als nicht vorteilhaft erwies. Die Autoren der Studie empfehlen deshalb eine allgemeine Schulung zum Einsatz von Produkten für die Interdentalpflege in Zahnarztpraxen und eine Motivation zu ihrer täglichen Verwendung in Kombination mit täglichem Zähneputzen. Sie folgern, dass die Empfehlung von Zahnseide und Interdentalbürsten in Zahnarztpraxen einen Ansatz zur Vorbeugung von Gingivitis und Parodontitis darstellt.

Die Studie:
Holtfreter, B., Conrad, E., Kocher, T., Baumeister, S.-E., Völzke, H., & Welk, A. (2024). Interdental cleaning aids are beneficial for oral health at 7-year follow-up: Results from the Study of Health in Pomerania (SHIP-TREND). Journal of Clinical Periodontology, 51(3), 252–264. https://doi.org/10.1111/jcpe.13936

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