ZE: Barmer unterstellt Kostenanstieg

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Zahnmedizin
"Wer neuen Zahnersatz braucht, muss tief ins Portemonnaie greifen“, heißt es im heute vorgelegten Barmer GEK Zahnreport 2013. Selbst die Kassenzahlen belegen indes: Die Eigenanteile blieben seit 2006 fast konstant.

Laut Report lagen die Durchschnittskosten für neuen Zahnersatz 2009 bei 1.382 Euro je Betroffenem. "Davon mussten Patienten 56 Prozent, nämlich durchschnittlich 776 Euro, privat aufwenden,“ scheiben die Wissenschaftler vom Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung (ISEG) in Hannover.

Schlenker: "Trend zu höheren Privatkosten unverkennbar“

Zwar seien die Eigenanteile seither nicht so dramatisch gestiegen wie von vielen befürchtet. "Aber der schleichende Trend zu höheren Privatkosten ist unverkennbar“, meint Barmer-Vizechef Rolf-Ulrich Schlenker. Nirgendwo sonst im Gesundheitswesen sei „die Aufspaltung in eine solidarisch finanzierte Sockelversorgung und privat getragene Premiumbehandlung weiter fortgeschritten."

Angeblich um 18 Prozent seien Eigenleistungen für Zahnersatz zwischen 2005 und 2009 gestiegen. Der Privatanteil an den Gesamtkosten habe um einen Prozentpunkt von 55 auf 56 Prozent zugelegt. Über den Einsatz teurer Versorgungsalternativen werde der Privatkostenanteil in die Höhe getrieben und die Basis der Festzuschüsse weiter abgesenkt.

"Wir müssen deshalb das Modell der Festzuschüsse reformieren, indem wir den Anstieg der über die private Gebührenordnung der Zahnärzte abgerechneten Leistungen bremsen", forderte Schlenker. In der Pressekonferenz verlangte erüberdies , dass die gesetzlichen Krankenkassen bei der Gestaltung der Festzuschüsse ein Mitspracherecht erhalten sollen.

"Es ist gut, wenn sich gesetzliche Krankenkassen verstärkt mit Fragen der zahnmedizinischen Versorgung auseinandersetzen und Berichte veröffentlichen“, kommentierte der KZBV-Vorsitzende Dr. Jürgen Fedderwitz den Report. Dieser decke sich in vielen Punkten mit den Analysen der Zahnärzteschaft.

Fedderwitz:Der Eigenanteil hat sich auch laut Barmer-Report kaum verändert

Nicht einverstanden sei die KZBV jedoch mit den  Schlussfolgerungen zum Zahnersatz: "Es gibt keine anhaltende Tendenz zur Privatisierung der vertragszahnärztlichen Versorgung“, stellt Federwitz richtig. "Und wir können auch keine finanzielle Überforderung der Patienten feststellen. Das Honorar für private Zusatzleistungen bei Füllungen und Zahnersatz hat im Jahr 2011 nur rund zehn Prozent des Gesamthonorars für die Behandlung von gesetzlich Krankenversicherten ausgemacht. Die Eigenanteile der Versicherten haben sich auch ausweislich des Barmer-Reportes seit 2006 kaum verändert.“

Auch die seit 2005 geltende Festzuschüsse funktionierten sehr gut und seien bei den Patienten akzeptiert. "Das System ist sozial sensitiv und verhindert durch eine Härtefallregelung übermäßige finanzielle Belastungen“, betont Fedderwitz. "Patienten können sich darauf verlassen, dass die Regelversorgung dem aktuellen wissenschaftlichen Standard entspricht und die Teilnahme am wissenschaftlichen Fortschritt.“

Das Festzuschusssystem sei als lernendes System angelegt. Die Regelversorgung werde vom Gemeinsamen Bundesauschuss turnusmäßig geprüft und bei Bedarf angepasst. Leistungen, die über die Regelversorgung hinausgehen, dienten meistens der Ästhetik und dem Komfort. "Dass Patienten dafür selbst aufkommen sollen, halte ich für legitim - zumal sich der Eigenanteil über eine Zahnzusatzversicherung deutlich reduzieren lässt. Nicht legitim ist die alte Forderung der Krankenkassen, private Leistungen kontrollieren zu wollen. Ich habe den Eindruck, unsere Patienten sehen das genauso.“

Engel: Bei der Wahl der Versorgung entscheidet der Patient

"Von einer kostengünstigen Versorgung über die Regelversorgung der gesetzlichen Krankenversicherung - mehr als zwei Drittel aller Fälle - bis zur Zuzahlung in mehreren Abstufungen bei höherwertigen und höchst ästhetischen Lösungen hat der Patient eine breite Palette an Optionen“, erklärt auch BZÄK-Präsident Dr. Peter Engel. "Hier kann weniger von einer Kostenbelastung gesprochen werden - denn hier entscheidet der Patient, welche Erwartungen und Ansprüche er an seinen Zahnersatz hat - als von wissenschaftlich anerkannten Therapieoptionen.“

Eine höherwertige Versorgung ziehe in der Regel auch höhere Material- und Laborkosten nach sich, das seien immerhin 60 bis 70 Prozent der Gesamtkosten. Das veränderte Entscheidungsverhalten der Patienten aufgrund neuer wissenschaftlicher und technischer Möglichkeiten sei ein Indiz für ein gestiegenes Gesundheits- und Qualitätsbewusstsein.

"Eine qualitativ hochwertige Behandlung und Teilhabe am wissenschaftlichen Fortschritt sollte für Patienten der privaten und gesetzlichen Krankenversicherungen nach ihrer eigenen Entscheidung möglich sein“, so Engel.

In Bezug auf die im Report konstatierte Unterversorgung der 0- bis 3-Jährigen ergänzt Fedderwitz: "Die Studie bestätigt, dass es Betreuungs- und Versorgungs­bereiche gibt, in denen wir alle gefordert sind noch besser zu werden. Das gilt für die Zunahme von frühkindlicher Karies, die auch wir mit Sorge beobachten.“

Derzeit erarbeite die Zahnärzteschaft ein Versorgungskonzept, das eine präventive zahnmedizinische Betreuung der 0- bis 3-Jährigen gewährleistet. "Das gilt aber auch für die zahnmedizinische Versorgung von alten Menschen, Pflegebedürftigen und Menschen mit Behinderung, für die wir bereits ein Versorgungskonzept vorgelegt haben“, erläutert der KZBV-Chef. Hier haben wir schon ein Etappenziel erreicht, denn seit 1. April sind Haus- und Heimbesuche von Zahnärzten einfacher geworden.“

Konsens: Präventionsmaßnahmen ausweiten

Fedderwitz: "Ohnehin ist für uns die Forderung nach einer Ausweitung zielgerichteter Präventionsmaßnahmen für alle Bevölkerungsgruppen eines der wichtigsten Ergebnisse des Zahnreports. Lösungen im Sinne der Patienten können wir hier nur gemeinsam umsetzen. Deswegen laden wir die Barmer GEK und alle anderen Krankenkassen zu einer offenen Diskussion über die Betreuung von zahnmedizinischen Risikogruppen ein.“

Ein Video-Interview mit Dr. Jürgen Fedderwitz zum Thema finden Sie aufzm.tv.  

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