Zoff um die Zahnspange
Fall 1: "Zu mir kam ein junges Mädchen, das eine Spange trug. Sie war mit ihrer Zahnstellung zufrieden, die Mutter aber noch nicht. Die Kommunikation zwischen den beiden funktionierte überhaupt nicht und ich wusste nicht, wie ich beide glücklich machen kann."
Anke Handrock, Zahnärztin und Coach für Patientenkommunikation, empfiehlt:
Diese Situation ist schwierig und unter anderem vom Alter und von der Einsichtsfähigkeit der Patientin abhängig. Bei anderen ärztlichen Leistungen (zum Beispiel bei der Verordnung der Pille) gibt es klare Regeln, bis zu welchem Alter die Eltern überhaupt informiert werden. Zuerst ist also zu definieren, ob die Patienten schon als für sich selber verantwortlich angesehen werden kann/muss oder nicht.
Danach ist die Motivationsfähigkeit der Patientin zu berücksichtigen - insbesondere wenn es sich um eine herausnehmbare Apparatur handelt. Die Patientin kann sie jederzeit entfernen, sobald die Mutter außerhalb ihres Einflussbereichs ist. In diesem Fall wäre eine Behandlung nicht mehr Erfolg versprechend und deswegen auch aus medizinischen Gründen nicht mehr vertretbar.
Eine Möglichkeit sowohl die Mutter, als auch die Tochter "glücklich zu machen" besteht wahrscheinlich nicht. Wenn es sich bei dem Kind/der Jugendlichen nicht eindeutig um die Situation einer selbstverantwortlichen Patientin handelt, geht es hier darum einen Kompromiss zu finden, der von beiden mitgetragen werden kann. Ein Kompromiss ist jedoch immer eine Situation, bei der beide nicht das bekommen, was sie wollen und gleichzeitig einsehen, dass diese Lösung sinnvoll und umsetzbar ist.