Zufriedenheit sinkt, Bürokratie nervt
Oberste Priorität haben Familie, mehr Zeit für den Patienten und die Sehnsucht nach weniger Bürokratie. Zuletzt wurde die Studie 2016 durchgeführt, seitdem haben die Zufriedenheitswerte mit dem beruflichen Umfeld um sieben Prozentpunkte abgenommen. Dennoch sind 55 Prozent der befragten Heilberufler mit ihrem Beruf zufrieden.
Befragt wurden 500 Heilberufler, darunter Apotheker, Ärzte, Zahnärzte sowie Medizin-, Zahnmedizin- und Pharmastudenten. 20 Gesetze verändern derzeit den Gesundheitsmarkt, die apoBank wollte herausfinden, wie es dabei um die Bedürfnisse und Stimmung bei Ärzten, Zahnärzten und Apothekern bestellt ist.
Interessant sind die Sichtweisen des Nachwuchses: Während 2016 noch 71 Prozent der Befragten mit den beruflichen Aussichten zufrieden waren, sind es derzeit nur noch 56 Prozent. Richtig pessimistisch beurteilen die berufliche Situation allerdings nur zwölf Prozent der Studierenden. Ein Drittel blickt neutral in die Zukunft.
Familie ist den Heilberuflern heilig
Alle Berufsgruppen eint eins: Familie und Partnerschaft gehören zu den wichtigsten Bereichen im Leben – das gaben 93 Prozent der Befragten an. Immer wichtiger wird die Kindererziehung für Männer, die in Heilberufen tätig sind.
Im Geschlechtervergleich zeigen sich bei den Themen rund um Familie gegenüber der ersten Befragung 2016 einige Verschiebungen. Für nur noch 18 Prozent der Frauen steht in den kommenden drei Jahren die Familiengründung an (2016 waren es 27 Prozent). Auch Kindererziehung wird mit 27 Prozent von den befragten Frauen seltener genannt (2016: 31 Prozent). Bei Männern dagegen ist der Anteil der Väter, die sich in naher Zukunft verstärkt ihren Kindern widmen wollen, von 16 auf 20 Prozent gestiegen.
Auch eine solide finanzielle Basis ist den Heilberuflern wichtig, im Vergleich zur letzten Befragung vor drei Jahren gab es mit 87 Prozent einen leichten Bedeutungszuwachs (2018: 85 Prozent). Mehr Geld wäre deshalb für viele schön – hier unterscheiden sich die angestellten von den freiberuflichen Heilberuflern. 81 Prozent der Angestellten träumen von einem höheren Gehalt, bei den Selbstständigen sind es 70 Prozent. Auch die Arbeitszeitgestaltung ist ein wichtiges Thema, hier wünschen sich 63 Prozent mehr Freiheit und Flexibilität. Mehr Unabhängigkeit bei beruflichen Entscheidungen wünschen sich 61 Prozent der Befragten.
Heilberufler stellen das Wohl ihrer Patienten über das der eigenen Person. Menschen heilen und helfen ist mit 83 Prozent eines der wichtigsten Anliegen der Befragten, die Wichtigkeit der eigenen Gesundheit liegt bei 79 Prozent. Nachhaltigkeit und Umweltschutz haben, parallel zur Häufigkeit der Diskussionen in der Gesellschaft, zugenommen. Für 65 Prozent der Befragten ist ein nachhaltiger Lebensstil wichtig (2016: 60 Prozent).
Nervensäge Bürokratie
Ein Dauerbrenner der Kritik ist die Bürokratie. 90 Prozent der Heilberufler wünschen sich weniger Dokumentation, Verwaltungsarbeit und kritisieren die staatliche Regulierung. Die Zeit, die sie dabei gern einsparen würden, würde so mancher gern den Patienten schenken (66 Prozent monieren, zu wenig Zeit zu haben).
Eine gute Nachricht für Patienten: Der Bedarf an Fortbildungen ist bei Angestellten mit 64 Prozent sehr hoch, bei Selbstständigen liegt der Wert allerdings bei nur 29 Prozent. Auch im Geschlechtervergleich ist der Wunsch nach mehr Fortbildung unterschiedlich ausgeprägt. 58 Prozent der Frauen wünschen sich mehr Fortbildungen, bei den Männern sind es 37 Prozent.
Beim Thema Digitalisierung scheinen viele Heilberufler sorglos zu sein, die Zahnärzte belegen bei der Frage, wie viel Nachholbedarf sie haben, den letzten Platz. Für nur 14 Prozent der Befragten ist das Thema akut, bei den Fachärzten sind es 26 Prozent, bei den Apothekern 27 Prozent. Immerhin haben viele das Thema Digitalisierung auf der Agenda, für jeden vierten Heilberufler gehört sie zu den vordringlichen Herausforderungen im Gesundheitswesen.