Studie aus Berlin und Magdeburg zu Paper Mills

Gefälschte Wissenschaftspublikationen nehmen zu

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Zahnmedizin
Die Anzahl gefälschter wissenschaftlicher Publikationen steigt offenbar stark an. Einer Studie zufolge erstellen „Paper Mills“ mithilfe von Künstlicher Intelligenz unzählige Arbeiten, um sie anschließend zu verkaufen.

Die meisten dieser Paper Mills seien in China, Indien, Russland, dem Vereinigten Königreich und den USA ansässig. Abnehmer seien beispielsweise StudentInnen und WissenschaftlerInnen, die unter großem Publikationsdruck stehen. Spitzenreiter mit den meisten Fake-Publikationen seien China, Russland, Türkei, Ägypten und Indien, berichten die Forscher in der Preprint-Studie.

Basierend auf den Ergebnissen einer Umfrage erstellten die Forschenden drei Hauptindikatoren, anhanddessen man gefälschte Arbeiten leichter identifizieren kann, das sie ei Fake mit einer Sensitivität von 90 Prozent herausfiltern: 1. die Verwendung einer privaten E-Mail-Adresse des Autors, 2. fehlende internationale Co-AutorInnen und 3. eine Krankenhauszugehörigkeit  [Sabel et al., 2023]. Auf der Basis analysierten sie mehr als 15.000 Publikationen und glichen 400 bekannte Fälschungen mit weiteren 400 Publikationen ab, die nicht als Fälschung gelten.

Insgesamt 37 Prozent der anhand dieser Kriterien als Fälschung klassifizierten Beiträge stellten sich allerdings als Fehlalarm heraus – die Rate war mit gut einem Drittel recht hoch. Die Forschenden vermuten einen Anstieg von gefälschten Publikationen von 16 auf 28 Prozent im Zeitraum von 2010 bis 2020 [Sabel et al., 2023]. Bei 1,33 Millionen biomedizinischen Scimago-gelisteten Publikationen 2020 gehen die Autoren davon aus, dass 383.000 Paper pro Jahr betroffen sind. Länder mit einem besonders hohen Anteil an potenziell gefälschten Einreichungen seien Russland (48,3 Prozent), Türkei (47,5 Prozent), China (43,9 Prozent), Ägypten (40 Prozent) und Indien (38,8 Prozent).

Ulrich Dirnagl von der Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie der Charité, sagte allerdings gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt, dass er die Zahlen für deutlich überschätzt hält. Dennoch sind die Ergebnisse besorgniserregend, denn sie „können das Vertrauen in die Wissenschaft beschädigen, die öffentliche Gesundheit gefährden und sich auf die Wirtschaftsausgaben und die Sicherheit auswirken“, schlussfolgern die StudienautorInnen.

Sabel et al. Fake Publications in Biomedical Science: Red-flagging Method Indicates Mass Production. doi: doi.org/10.1101/2023.05.06.23289563

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