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Das IQWiG ermittelt am Beispiel der Depression die Wertigkeit der Behandlungsziele bei Patienten und bei Ärzten. Heraus kamen gravierende Unterschiede.

Wenn es um die Ziele einer Behandlung mit Antidepressiva geht, setzen Patienten deutlich andere Schwerpunkte als Ärzte, berichtet die "Ärzte Zeitung" mit Verweis auf ein Pilotprojekt zur Erhebung von Patientenpräferenzen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). 

Demzufolge führten die Forscher am IQWiG strukturierte Interviews mit zwölf depressiven Männern und Frauen und mit sieben Ärzten, um die Methode des Analytic Hierarchy Process (AHP) zu testen. In zwei getrennten Gruppen sollten sie jeweils sagen, wie wichtig ihnen die Behandlungsziele im direkten Vergleich sind.

Zur Auswahl standen insgesamt elf Kriterien: Remission, Ansprechen auf die Therapie, Vermeidung eines Rückfalls, Verbesserung der sozialen Funktionsfähigkeit und der kognitiven Funktionsfähigkeit, Verringerung von Angst und Schmerz, Vermeidung von Suiziden, von sexuellen Funktionsstörungen und von sonstigen schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen. 

Besserung versus Remission

"Während Patienten in einer akuten depressiven Episode bei der Behandlung mit Antidepressiva ein möglichst schnelles Ansprechen und eine Besserung des eigenen Zustands als absolut wichtigsten Endpunkt beschrieben, stellten die Experten eher das Ziel einer Remission und der Vermeidung eines Rückfalls in den Vordergrund", zitiert das Blatt aus dem gerade veröffentlichten Arbeitspapier des IQWiG zu dem Pilotprojekt. 

Bei den Patienten landet die Remission bei der Wichtigkeit erst auf Platz sechs, für die Ärzte wiederum kommt das Ansprechen auf die Therapie erst an fünfter Stelle. Nach dem Ansprechen auf die Therapie haben für die Patienten die Verbesserung der kognitiven Funktionsfähigkeit und die Verringerung von Angst das größte Gewicht. Bei den Ärzten folgen auf die Remission die Vermeidung eines Rückfalls und die Verbesserung der sozialen Funktionsfähigkeit. 

In der Einschätzung, was die sechs wichtigsten Behandlungsendpunkte sind und welchen fünf sie weniger Bedeutung beimessen, darin sind sich beide Gruppen indes einig: Ein relativ geringes Gewicht schreiben Ärzte wie Patienten der Verringerung von Schmerz, den Nebenwirkungen, der Vermeidung von Suiziden und der Vermeidung sexueller Funktionsstörungen zu. 

Wissen, was den Patienten wichtig ist

Bei vielen Krankheitsbildern würde eine solche Erhebung - mit anderen Kriterien - sicher eine höhere Übereinstimmung zwischen Patienten und Ärzten ergeben, erwartet IQWiG-Leiter Prof. Jürgen Windeler. "Bei anderen wird man Überraschungen erleben." Wichtig sei, dass man überhaupt herauszufinden versuche, was für Patienten wichtig ist. 

Das Pilotprojekt soll die Frage klären, ob sich die Methode des AHP für die Erhebung von Patientenpräferenzen eignet. In einem nächsten Schritt will das IQWiG zur Diskussion darüber anregen, ob und wie Patientenpräferenzen in die Nutzen- und in die Kosten-Nutzenbewertung einfließen sollen

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