Der Traum von der gesunden Stadt

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Gesellschaft
Mount Pleasant Village unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht von anderen Vorstadtsiedlungen in Kanada. Doch der Flecken wurde als erster im ganzen Land nach gesundheitlichen Aspekten geplant.

Der Plan klingt so einfach wie genial: Wenn der Mensch schon nicht konsequent auf seine Gesundheit achtet, dann wird eben seine Umgebung gesundheitstauglich gemacht. Mount Pleasant Village, im Speckgürtel der 500.000-Einwohnerstadt Brampton in Ontario gelegen, ist als erste kanadische Gemeinde so angelegt worden, um die Gesundheit ihrer Einwohner zu verbessern. Weniger Diabetes und Übergewicht durch eine gesunde Lebensführung, lautet die Devise.

Smart Growth für die Vorstadt

Die Siedlung ist in eine größere Planung der Stadt Brampton eingebettet, die 2004 beschloss, im Nordwesten eine "Smart Growth"-Gemeinde zu entwickeln. Sie sollte auf Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit basieren. Statt der sonst in den nordamerikanischen Vorstädten allgegenwärtigen Autos sollte hier der öffentliche Nahverkehr das Hauptverkehrsmittel sein.

Mount Pleasant Village sei nach den Prinzipien des "New Urbanism" entwickelt worden, heißt es aus Bramptons Stadtverwaltung. Die Einwohner sollten dazu ermutigt werden, mehr zu Fuß zu gehen, Rad zu fahren und öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen anstatt das Auto."Vorstädte haben generell ein Gesundheitsproblem, aber bei uns in Brampton ist das Problem durch unsere extrem hohe Diabetesrate noch größer", sagte Alex Taranu aus dem Stadtplanungsbüro der Stadt dem kanadischen Ärzteblatt "CMAJ". Zehn Prozent der Einwohner in der Region haben Diabetes und knapp jeder Zweite ist übergewichtig. 

Alles in fünf Minuten erreichbar - zu Fuß

Das St. Michael's Hospital in Toronto, in dessen Einzugsgebiet auch Brampton liegt, entwickelte Richtlinien für Gemeinden, den sogenannten Peel Healthy Development Index. Darin werden Empfehlungen gegeben, wie Städte ihre Bürger dazu bringen können, sich mehr zu bewegen. Die Stadtplaner orientierten sich an diesen Richtlinien.

Im Zentrum der Gemeinde gibt es heute einen Nahverkehrsbahnhof, wo Buslinien und Regionalzüge halten. Zudem wurde eine Grundschule, eine öffentliche Bibliothek und ein großzügiger zentraler Platz angelegt. Insgesamt wurden 23 Millionen kanadische Dollar investiert. Vom Bahnhof aus sind alle wichtigen Einrichtungen zu Fuß in fünf Minuten zu erreichen.

Unten das Café, oben die Wohnung

Es gibt in Mount Pleasant Village sowohl Einfamilienhäuser als auch Apartmentgebäude, wichtig war den Planern aber eine Mischnutzung. Also beispielsweise im Erdgeschoss ein Coffeeshop und eine Bank und darüber Wohnungen. Auf dem zentralen Platz gibt es einen großen Teich, der im Winter zur Eisbahn wird. Der Spielplatz wird sich mit der Grundschule geteilt. Der Platz sei gut für Bürgerversammlungen und die geistige Gesundheit, ist sich Taranu sicher.

Die Nachbarschaften wurden miteinander verbunden, mit vielen Kreuzungspunkten und Durchgängen, um sie für Fußgänger attraktiver zu machen. Außerdem wurden viele Bäume entlang der Straßen gepflanzt. Parkplätze sind hinter den Häusern versteckt und nicht prominent davor platziert, um eine attraktivere Umgebung zu schaffen.

Kleine Inseln

Taranu glaubt, dass sich die Entwicklung von Mount Pleasant Village aber nur langsam in anderen Gemeinden durchsetzen wird. "Man kann nicht alles neu bauen. Aber man kann Radwege und Gassen bauen, um wenigstens die Viertel besser miteinander zu verbinden. Wir müssen viel kreativer werden, wie wir diese kleinen Inseln gestalten", sagte er dem "CMAJ".

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