Deutschland hat Frankreich als attraktivstes nicht-englischsprachiges Gastland für internationale Studierende überholt. Es ist damit nach den USA, Großbritannien und Australien zur viertwichtigsten Destination weltweit aufgestiegen. Bei ausländischen Forschenden steht Deutschland weltweit sogar auf Rang drei der Beliebtheitsskala. Das zeigt der Bericht „Wissenschaft weltoffen 2019“, den der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) und das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) jetzt veröffentlicht haben. Die nunmehr 19. Auflage von „Wissenschaft weltoffen“ dient als wesentliche Informationsquelle zur internationalen Mobilität von Studierenden und Forschenden.
Im Wintersemester 2017/18 waren laut Bericht 375.000 ausländische Studierende in Deutschland eingeschrieben. Darunter befanden sich 282.000 internationale Studierende mit einer Hochschulzugangsberechtigung aus dem Ausland - sogenannte Bildungsausländer -, die zum Zweck eines Studiums oder aus humanitären Gründen nach Deutschland gekommen sind.
Aus den acht zugangsstärksten Asylherkunftsländern (Syrien, Afghanistan, Irak, Nigeria, Eritrea, Iran, Pakistan und Somalia) stammten 24.000 internationale Studierende an deutschen Hochschulen. Bei den meisten von ihnen dürfte es sich dem Bericht zufolge um Flüchtlinge handeln. Die Hochschulprogramme des DAAD für Flüchtlinge aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) haben zu ihrer Integration in die Hochschulen wesentlich beigetragen, schreiben die Autoren des Berichts dazu. Syrische Flüchtlinge bilden inzwischen die sechstgrößte ausländische Herkunftsgruppe an deutschen Hochschulen.
1.890 Bildungsausländer studieren in Deutschland Zahnmedizin
Auch der Bereich Zahnmedizin wurde im Bericht kurz erfasst. So studierten im Hochschuljahr 2017/2018 insgesamt 1.890 Bildungsausländer in Deutschland Zahnmedizin - von insgesamt 15.151 Zahnmedizinstudenten.
Ein Fokus des diesjährigen Berichts liegt auf den Motiven international mobiler Studierender, in Deutschland zu studieren. Sie wurden im Rahmen der vom DZHW durchgeführten 21. Sozialerhebung 2016 abgefragt, auf den der jetzige Bericht verweist. Für mehr als die Hälfte (52 Prozent) der befragten internationalen Studierenden ist Deutschland demnach das Studienland der ersten Wahl.
Bildungsausländer (mit Hochschulzugangsberechtigung aus dem Ausland) nach Herkunftsländern
Die meisten Studierenden kamen aus China nach Deutschland. 2018 waren es 36.915 oder 13,1 Prozent, gefolgt von Indien mit 17.294 oder 6,1 Prozent, Österreich mit 11.130 oder 3,9 Prozent, Russland mit 10.795 oder 3,8 Prozent, Italien mit 8.908 oder 3,1 Prozent, Syrien mit 8.618 oder 3,1 Prozent und Türkei mit 7.633 oder 2,7 Prozent.
Für 79 Prozent der Befragten spielen karriere- und hochschulbezogene Motive eine wichtige Rolle bei ihrer Entscheidung. Dazu gehört die Erwartung guter Berufschancen (83 Prozent), eine hohe Qualität der Hochschulausbildung in Deutschland (76 Prozent), international anerkannte Abschlüsse (74 Prozent) und der gute Ruf deutscher Hochschulen (71 Prozent). Auch dass Deutschland ein exzellenter Wissenschaftsstandort ist, spricht sich herum: 83 Prozent der internationalen Studierenden geben an, dass sie ihren Freunden und Bekannten in ihrem Herkunftsland Deutschland als Studienort empfehlen.
Der Bericht „Wissenschaft weltoffen 2019“ geht auch auf die Zahl ausländischer Forschender in Deutschland ein. Mehr als 108.000 ausländische Wissenschaftler arbeiteten demnach 2017 in Deutschland. Dazu zählten rund 47.500 wissenschaftliche Angestellte an deutschen Hochschulen, 12.000 angestellte Wissenschaftler an den vier größten außeruniversitären Forschungseinrichtungen und mehr als 46.000 ausländische Gastwissenschaftler im deutschen Wissenschaftssystem. Den Angaben zufolge hat sich die Zahl der ausländischen Wissenschaftler an den deutschen Hochschulen in den letzten zehn Jahren fast verdoppelt.
Für eine vergleichbar umfassende Bezifferung der Zahl deutscher Forschender im Ausland fehlt den Angaben des Berichts zufolge zwar derzeit in vielen Gastländern noch die nötige Datenbasis. DAAD und DZHW haben jedoch für einige wichtige Gastländer, darunter die Schweiz, USA, Großbritannien und Österreich, die Zahl der an Hochschulen beschäftigten deutschen Forscher erhoben. Diese lag im Jahr 2018 bei rund 30.000; darunter sind über 10 Prozent Professoren. 2017 wurden zudem von in- und ausländischen Organisationen rund 15.000 Aufenthalte deutscher Gastwissenschaftler sowie rund 3.200 Gastdozenturen im Rahmen des Programms Erasmus+ im Ausland gefördert.
Deutschland als erste oder zweite Wahl?
Was die Gründe angeht, weshalb Studierende nach Deutschland gehen, verweist der Bericht „Wissenschaft weltweit 2019“ auf die Befragung des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW), nämlich die 21. Sozialerhebung 2016. Für 57 Prozent der dort aufgeführten Bildungsausländer war Deutschland als Studienland die erste Wahl, 20 Prozent bezeichneten es als zweite Wahl. Die übrigen 23 Prozent gaben an, dass Deutschland weder ihre erste noch ihre zweite Wahl war. Im Vergleich zu 2012 war damit der Anteil der Bildungsausländer, für die Deutschland das bevorzugte Studienland darstellt, leicht zurückgegangen (2012: 61 Prozent). Die wichtigsten anderen Wunschstudienländer waren die USA (17 Prozent), Großbritannien (10 Prozent und Kanada (6 Prozent).
Die starke Bedeutung angelsächsischer Länder mit zum Teil hohen Studiengebühren als eigentlich gewünschte Studienorte lässt laut Befragung vermuten, dass sich nicht wenige der Bildungsausländer, bei denen Deutschland nicht die erste Wahl darstellt, auch aus finanziellen Gründen für ein gebührenfreies Studium und vergleichsweise niedrige Lebenshaltungskosten in Deutschland entschieden haben.
Die Beliebtheit Deutschlands als Studienland unterschied sich der Befragung zufolge dabei deutlich nach der Herkunftsregion. Insbesondere Studierende aus Lateinamerika (71 Prozent), Asien und Pazifik (63 Prozent) sowie Subsahara-Afrika (60 Prozent) favorisierten Deutschland als Studienland.
Demgegenüber war Deutschland nur bei rund der Hälfte der Studierenden aus Nordamerika und Westeuropa das Studienland der ersten Wahl (49 bzw. 51 Prozent). Noch deutlicher zeigten sich diese Differenzen auf der Ebene einzelner Länder. Deutschland war als Studienland vor allem bei Studierenden aus Indien (78 Prozent), Südkorea (62 Prozent) und der Ukraine (58 Prozent) die erste Wahl. Studierende aus der Türkei (40 Prozent), Syrien (48 Prozent), Österreich (43 Prozent), Iran (45 Prozent) und den USA (47 Prozent) favorisierten dagegen mehrheitlich andere Studienländer.
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