Denn wie mir Marika Liebsch in dieser E-Mail schreibt, soll ich auf eine erkenntnisreiche Reise nach Indien gehen, soll mit fremden Kollegen in einem fremden Land mit fremder Kultur arbeiten, soll meine Scheuklappen öffnen. Und auch noch das Filmteam vom WDR an meinen Erlebnissen teilhaben lassen, denn es soll eine Doku entstehen, in der der Beruf der Schlüssel zum Eintritt in diese fremde Welt ist. Ich bin Zahnarzt.
Die besagte E-Mail erreicht mich an einem ganz normalen Tag. Seit 22 Jahren haben wir nichts mehr voneinander gehört. Marika ist mittlerweile Journalistin beim WDR und fragt, ob ich nicht Lust hätte, für ihr Projekt "Job im Gepäck" für zwei Wochen nach Nepal oder Indien zu gehen. Dabei bereist ein Protagonist ein fremdes Land, arbeitet und lebt dort zwei Wochen in seinem Beruf - mit Einheimischen und deren Familien.
Einfach so nach Indien?
Bis dahin habe ich von dieser Sendung noch nichts gehört, trotzdem kommt meine Antwort spontan: "Ja klar! Wann geht's los? Lass uns telefonieren!" Über "Was hast du denn in der Zwischenzeit gemacht?" kommen wir schnell zur eigentlichen Sache. Langsam setzt auch mein Verstand wieder ein: Einfach so nach Indien? Was muss ich dafür können? Was muss ich wissen, wie ist die Vorbereitung? Welcher Sprache muss ich Herr sein? Die Antwort lautete: Ich sollte noch nie dort gewesen sein, ich sollte neugierig und aufgeschlossen sein, und ich sollte die Bereitschaft mitbringen, meine Erlebnisse und Eindrücke mit dem Filmteam und dann mit dem Zuschauer zu teilen.
Ich war qualifiziert.
Fakt ist, ich habe noch nie eine Fernreise unternommen, auch noch nie das Bedürfnis verspürt. Warum eigentlich nicht?, frage ich mich heute. Die Gedanken an Filmteam und Zuschauer waren mir auch fremd, aber die konnte ich vorerst weiter nach hinten schieben.
Wann geht's los?
Alle bisher erschienenen Teile "Ein Zahnarzt in Indien"
Ein geregelter Alltag nach Plan, Arbeit und Privatleben fließen ruhig dahin, ein Gefühl der Zufriedenheit bestimmt mein Leben. Bis eine E-Mail einer alten Bekannten eintrifft, die alles verändert, auf den Kopf stellt, hinterfragt, bewusst macht, beleuchtet.
Wenige Tage vor meiner geplanten Abreise nach Indien erreicht mich noch eine E-Mail von Marika mit dem voraussichtlichen Reiseverlauf. Und einer Anregung: Da ich in den Familien der zahnärztlichen Kollegen leben soll, wäre es natürlich schön, ich brächte den Familienmitgliedern ein paar Dinge mit, die typisch sind für meine Wahlheimat und mich. Ach ja: Vielleicht könnte ich ja auch musizieren oder etwas kochen.
Der erste Tag in Jaipur: Heute treffe ich meinen Kollegenzahnarzt Dr. Mathur, um einige Tage mit ihm in seiner Praxis zu behandeln. Ich bin sehr gespannt, was mich erwartet.
Ein Elefantenritt, waghalsige Autofahrten, gutes Essen und ein scheußliches Hotelzimmer - meine Zeit in Indien ist ein Abenteuer. Auch die Zahnheilkunde wird hier gänzlich anders praktiziert als bei uns in Deutschland.
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