Ein Zahnarzt in Indien

Hans-Joachim Dubau
Gesellschaft
Ein geregelter Alltag nach Plan, Arbeit und Privatleben fließen ruhig dahin, ein Gefühl der Zufriedenheit bestimmt mein Leben. Bis eine E-Mail einer alten Bekannten eintrifft, die alles verändert, auf den Kopf stellt, hinterfragt, bewusst macht, beleuchtet.

Denn wie mir  Marika Liebsch in dieser  E-Mail schreibt, soll ich auf eine erkenntnisreiche Reise nach Indien gehen, soll mit fremden Kollegen in einem fremden Land mit fremder Kultur arbeiten, soll meine Scheuklappen öffnen. Und auch noch das Filmteam vom WDR an meinen Erlebnissen teilhaben lassen, denn es soll eine Doku entstehen, in der der Beruf der Schlüssel zum Eintritt in diese fremde Welt ist. Ich bin Zahnarzt. Die besagte E-Mail erreicht mich an einem ganz normalen Tag. Seit 22 Jahren haben wir nichts mehr voneinander gehört. Marika ist mittlerweile Journalistin beim WDR und fragt, ob ich nicht Lust hätte, für ihr Projekt "Job im Gepäck" für zwei Wochen nach Nepal oder Indien zu gehen. Dabei bereist ein Protagonist ein fremdes Land, arbeitet und lebt dort zwei Wochen in seinem Beruf - mit Einheimischen und deren Familien.

Einfach so nach Indien?

Bis dahin habe ich von dieser Sendung noch nichts gehört, trotzdem kommt meine Antwort spontan: "Ja klar! Wann geht's los? Lass uns telefonieren!" Über "Was hast du denn in der Zwischenzeit gemacht?" kommen wir schnell zur eigentlichen Sache. Langsam setzt auch mein Verstand wieder ein: Einfach so nach Indien? Was muss ich dafür können? Was muss ich wissen, wie ist die Vorbereitung? Welcher Sprache muss ich Herr sein? Die Antwort lautete: Ich sollte noch nie dort gewesen sein, ich sollte neugierig und aufgeschlossen sein, und ich sollte die Bereitschaft mitbringen, meine Erlebnisse und Eindrücke mit dem Filmteam und dann mit dem Zuschauer zu teilen.

Ich war qualifiziert. Fakt ist, ich habe noch nie eine Fernreise unternommen, auch noch nie das Bedürfnis verspürt. Warum eigentlich nicht?, frage ich mich heute. Die Gedanken an Filmteam und Zuschauer waren mir auch fremd, aber die konnte ich vorerst weiter nach hinten schieben.

Wann geht's los?

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Probedreh in der Praxis

Zuerst muss der WDR noch seine Zustimmung erteilen, also verabreden wir uns in der Praxis, um ein paar kurze Sequenzen zu drehen. Schließlich will Redaktion sehen, ob der ausgewählte Zahnarzt auch das Zeug hat für diese Tour. Die Zustimmung wird erteilt, dann der Reisezeitraum abgesprochen. Nachdem  Urlaubs- und Regenzeiten bedacht sind, soll es der November werden. Ein Monat, der in meiner Wahlheimat Dortmund nicht gerade zum Verweilen einlädt. Gut.

Visaanträge werden gestellt und das Chaos nimmt seinen Lauf.  Unterlagen gehen verloren, Zeit wird knapp, ein Kreuzchen falsch gesetzt, alles nochmal hin- und herschicken. Journalistenvisum, Arbeitsvisum, Touristenvisum? Die Entscheidung, ein Journalistenvisum zu beantragen, war falsch. Also Unterlagen zurückbekommen, die Zeit wird knapper, das Touristenvisum beantragt. Die Pässe und Visa müssen, weil irgendwo verschollen, nochmal als Eilanträge beantragt und von einem Boten aus Frankfurt abgeholt werden. Alles sonst wird organisiert, mich erreichen spärlich gesäte Infos, wie: "Bald geht's los!" "Ist noch ein wenig schwierig - der Mann vor Ort meldet sich nicht!", "Wir wissen noch nicht, wer die zahnärztlichen Kollegen sein werden, mit denen du die Zeit verbringen wirst!"

Langsam setzt das Bauchkribbeln ein. mit Fragen wie: Willst du das wirklich? Kannst du das? Was erwartet dich dort, was erwarte ich überhaupt und vor allem: Was erwarte ich von mir? Zweifel, Respekt, Angst wechseln sich ab mit Vorfreude, Neugier, Abenteuerlust, Aufbruchstimmung, Prüfungsangst.

In Jaipur leben offiziell drei Millionen Einwohner - inoffiziell bis sieben Millionen

Was macht die Kamera mit mir? Ich fühle mich doch immer wie erstarrt, wenn jemand Fotos macht.Wie stelle ich mir das Land und die Menschen vor? Wie funktioniert die Zahnmedizin? Wie ist die Ausstattung der Zahnarztpraxen? Die Behandlung der Patienten, das Gesundheitssystem?Armut, Hungersnot, Krankheiten, viele, viele Menschen? Allein in Jaipur, das ist die Hauptstadt des Bundeslandes Rajasthan, also das Ziel meiner Reise, leben offiziell drei Millionen Einwohner - inoffiziell bis sieben Millionen.

Mir stellen sich Fragen, die die Unterbringung in den Familien betreffen, die Verständigung, die Patienten selbst, die Arbeitsbedingungen, die Kamerasituation. Das Klima, die Ernährung, nicht zuletzt auch die Religion. Mein vertrauter Hausapotheker stellt mir kurz vor der Abreise ein Notfallset gegen Durchfallerkrankungen zusammen.

Ansonsten gab es den gutgemeinten Rat, nur abgepacktes Wasser aus zuvor festverschlossenen Behältnissen zu trinken, was sich als nicht so einfach herausstellen sollte.

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