DIW-Managerinnen-Barometer

Frauenanteil in Führungsetagen steigt - auf extrem niedrigem Niveau!

mg/pm
Gesellschaft
Es gibt mehr Frauen in den Vorständen großer Unternehmen in Deutschland. Das zeigt das Managerinnen-Barometer 2020 des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervor. Allerdings auf niedrigem Niveau. Und Geschlechterparität in den oberen Etagen bleibt in weiter Ferne!

Dem Barometer zufolge knackten die 200 umsatzstärksten Unternehmen erstmals die Zehn-Prozent-Marke: 94 von 907 Vorstandsposten hatten Frauen inne, das entspricht einem Anteil von 10,4 Prozent. 2018 waren es neun Prozent.

Auch bei den größten börsennotierten und bei den Unternehmen mit Bundesbeteiligung sowie bei Banken und Versicherungen war die Entwicklung im Vorstand etwas dynamischer als in vorangegangenen Jahren, meldet das DIW. In den Aufsichtsräten ging es für Frauen hingegen, anders als in den meisten Jahren zuvor, im Vergleich zu den Vorständen langsamer nach oben.

Das Managerinnen-Barometer

Das Managerinnen-Barometer

"Trotz der zuletzt positiven Entwicklung in den Vorständen kann noch keine Rede davon sein, dass in sämtlichen Chefetagen das Umdenken begonnen hätte", sagt Katharina Wrohlich, Leiterin der Forschungsgruppe Gender Economics am DIW Berlin. "Bei genauerem Hinsehen vollzieht sich die Entwicklung in den Chefetagen nach wie vor auf einem extrem niedrigen Niveau, vor allem, wenn man mehrjährige Zeiträume betrachtet."

Geschlechterparität in den oberen Etagen? In weiter Ferne!

Geschlechterparität in den Vorständen der größten Unternehmen in Deutschland sei nach wie vor in weiter Ferne. Dennoch könnte sich 2019 im Nachhinein als das Jahr herausstellen, in dem eine nachhaltig höhere Dynamik auf dem Weg zu mehr Frauen in Führungspositionen einsetzte. Mit dem Softwarekonzern SAP hat erstmals ein DAX-30-Unternehmen eine Frau - Jennifer Morgan - an seine Vorstandsspitze berufen.

Außerhalb der Unternehmenswelt gab es mit Ursula von der Leyen als neuer EU-Kommissionspräsidentin und Christine Lagarde als neuer Präsidenten der Europäischen Zentralbank weitere prominente Beispiele für Frauen, die es nach ganz oben schafften.

Die Quote für Aufsichtsräte strahlt auf die Vorstände ab

Das DIW-Managerinnen-Barometer bestätigt, dass abseits solcher Schlaglichter die Frauenanteile in den Spitzengremien der Wirtschaft auch in der Breite zugenommen haben. So verdichten sich die Anzeichen dafür, dass die gesetzliche Geschlechterquote für Aufsichtsräte, an die gut 100 Unternehmen in Deutschland seit dem Jahr 2016 gebunden sind, mehr und mehr auf die Vorstände abstrahlt: Unter den Top-200-Unternehmen, die dieser Quotenregelung unterliegen, ist der Frauenanteil im Vorstand  im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Geklettert von 8 auf 12,3 Prozent liegt er nun höher als bei jenen Unternehmen innerhalb der Top-200-Gruppe, die nicht an die Quote gebunden sind (9 Prozent).

Weitergehende Berechnungen im Rahmen des Managerinnen-Barometers belegen, dass der Frauenanteil im Aufsichtsrat eines Unternehmens positiv mit seinem Frauenanteil im Vorstand einige Jahre später korreliert. "Vielerorts schöpfen Aufsichtsrätinnen und Aufsichtsräte ihre Möglichkeiten aber - noch - nicht vollends aus. Weiterer politischer und gesellschaftlicher Druck könnte ihnen den Rücken stärken und sie zu weitergehenden Maßnahmen ermuntern", räumt Anja Kirsch ein, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Professur für Personalpolitik an der Freien Universität Berlin.

Wer einer gesetzlichen Quote zuvorkommen will, muss was ändern

Darüber hinaus sind nach Ansicht der Autorinnen auch neue Formen der Arbeitsorganisation nötig, um mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen. Vor allem die Erwartungen gegenüber Personen in hohen Führungspositionen gehörten auf den Prüfstand. "Ist es wirklich notwendig, dass diese Stellen mit einer so enormen Arbeits- und zeitlichen Belastung einhergehen? Oder ließe sich das auch anders organisieren? Wenn sich hier etwas verändert, dann würde vermutlich der Frauenanteil in diesen Positionen nachhaltig steigen", argumentiert Wrohlich. "In eigenem Interesse, etwa um einer gesetzlichen Quote für Vorstände zuvorzukommen und um den künftigen Bedarf an Fachkräften zu sichern, sollten die Unternehmen hier ansetzen."

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung berlin (DIW) besteht seit 1925. Es erforscht wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Zusammenhänge in gesellschaftlich relevanten Themenfeldern und berät auf dieser Grundlage Politik und Gesellschaft. Das DIW ist unabhängig und wird als Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft überwiegend aus öffentlichen Mitteln finanziert.

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.