Hilfe für Afrikas Menschen mit Behinderung

eb/dpa
Gesellschaft
Rund eine Milliarde Menschen, oder ein Sechstel der Weltbevölkerung, haben eine Behinderung. Etwa 80 Prozent von ihnen leben in Entwicklungsländern. In Uganda bekommen sie eine Chance.

Der kleine Reuben hatte keinen einfachen Start ins Leben. Sein rechtes Bein war viel kürzer als das linke, und ein Fuß war nach innen gedreht - ein sogenannter Klumpfuß. In Afrika haben viele Kinder mit solchen Deformierungen eine sehr schwere Zukunft. "Ich hatte Angst, dass er nie in der Lage sein wird, zu gehen", erinnert sich seine Mutter Jackie. Aber nach mehreren komplizierten Operationen kann der mittlerweile Dreijährige heute laufen.

Behandelt wird er in einem auf Behinderungen spezialisierten Krankenhaus in Uganda, das von der Christoffel-Blindenmission Deutschland (CBM) unterstützt wird. Das Rehabilitationszentrum liegt in Kisubi, etwa 20 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Kampala. Gebaut wurde es von CBM in Zusammenarbeit mit der lokalen Organisation CoRSU (Comprehensive Rehabilitation Services for Uganda) und der ugandischen Regierung.

Gehandicapped durch Behinderungen, Krankheiten oder Unfälle

Herzstück ist die neue Klinik, die seit 2009 vor allem jungen Patienten wie Reuben eine bessere und selbstständige Zukunft schenkt. Die Behinderungen sind entweder angeboren oder durch Krankheiten oder Unfälle später aufgetreten. 

"Der Grund für die hohe Zahl behinderter Menschen in Uganda ist vor allem Armut, denn sie haben kaum Zugang zu medizinischer Versorgung", sagt Verwaltungsleiter Matthias Widmaier-Maicher.

Ein Fluch Gottes

Der aus Sindelfingen bei Stuttgart stammende Sportwissenschaftler, der seit 2004 in Ostafrika lebt, erklärt: "Viele glauben, dass Behinderungen ein Fluch Gottes sind. Aber in unseren Programmen klären wir die Menschen darüber auf, dass sie nicht nur verhindert, sondern auch behandelt und geheilt werden können." 

Allein in diesem Jahr haben 4.500 Patienten das Krankenhaus aufgesucht. Viele von ihnen litten an schweren Deformierungen an Armen oder Beinen, andere kamen mit Verbrennungen oder Hasenscharten. Es gab rund 4.000 operative Eingriffe, inklusive plastischer Chirurgie - und CoRSU und CBM hoffen, die Zahl 2013 noch weiter zu steigern. 

Produktionsstätte für künstliche Gliedmaßen

Zu dem Zentrum gehören unter anderem auch eine orthopädische Werkstatt, in der künstliche Gliedmaßen und Beinschienen hergestellt werden, sowie ein Gemeindeprogramm, in dessen Rahmen die Menschen über gesunde Ernährung und Hygiene aufgeklärt werden. Zudem sollen Vorurteile über Menschen, die mit Handicaps leben, abgebaut werden. 

"Diese Klinik ist ist einmalig in Ostafrika, wenn nicht sogar in Afrika südlich der Sahara", so die Christoffel Blindenmission. "Wir werden Kinder mit Behinderungen nicht nur aus Uganda, sondern aus allen Nachbarländern behandeln, was bis dahin nicht möglich war." So soll künftig auch Patienten aus Nachbarländern wie Kenia und Tansania und Krisenstaaten wie Sudan und Kongo geholfen werden. 

OPs für Kinder sind kostenlos

Die beste Nachricht ist allerdings, dass Kinder aus den ärmsten Familien völlig kostenlos Hilfe finden: "Die Operationen für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sind frei", betont CoRSU-Geschäftsführer Simon Bridger. Das sind rund 80 Prozent aller Fälle. 

Die 1908 von Ernst Jakob Christoffel gegründete CBM bezahlt etwa 50 Prozent der laufenden Kosten, die sich jährlich auf rund 600.000 Euro belaufen. Der Rest stammt von anderen internationalen Gebern und Patienten, die genug Geld haben, für ihre Behandlung oder für Röntgenaufnahmen zu zahlen. 

Hoffnung auf eine Zukunft

Auch die 14-jährige Carol kann wieder auf eine Zukunft hoffen. Sie war in der Schule, als sie im vergangenen Jahr plötzlich einen stechenden Schmerz in ihrem rechten Bein spürte. Minuten später durchzuckte der gleiche Schmerz das linke Bein.

"Die Krankheit kam ganz plötzlich, und dann sind meine Beine angeschwollen", erzählt sie. Die Ärzte im Reha-Zentrum diagnostizierten eine chronische Osteomyelitis - eine schwere Knochenmarksentzündung. Heute kann Carol dank der Hilfe des Rehazentrums wieder gehen.

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