E-Health Monitor 2022 der Unternehmensberatung McKinsey

Jede zweite Praxis hat wöchentlich TI-Probleme

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GesellschaftPraxis
Im zweiten Quartal 2022 waren rund 96 Prozent der Hausarztpraxen an die Telematikinfrastruktur (TI) angeschlossen. Allerdings beklagt jede zweite mindestens einmal wöchentlich technische Fehler. Das ergab eine McKinsey-Analyse.

96 Prozent der Arztpraxen und 99 Prozent der Apotheken sind an die Telematikinfrastruktur (TI) angeschlossen – doch jede zweite Praxis beklagt mindestens einmal wöchentlich technische Fehler, berichtet die Unternehmensberatung McKinsey. Weitere Kritikpunkte: Die Verbreitung der elektronischen Patientenakte (ePA) läuft schleppend und der Rollout des E-Rezepts stockt.

Seit Januar 2021 steht die ePA allen gesetzlich Versicherten zur Verfügung. Aktuell nutzen laut Report jedoch weniger als ein Prozent der gesetzlich Versicherten diesen Service. Zudem seien viele der aktivierten Akten noch gar nicht befüllt. Insgesamt wurden bundesweit nur 135.000 Dokumente in ePAs geladen.

Um die Anwendung zu beschleunigen, hat die Gesellschafterversammlung der gematik Anfang November das Opt-out-Verfahren für die ePA beschlossen. Versicherten wird so standardmäßig eine ePA eingerichtet. Nur wer aktiv widerspricht, bekommt keine digitale Akte. Wenig besser sieht es bei den E-Rezepten aus: Bis Anfang November 2022 wurden laut McKinsey nur etwa 550.000 ausgestellt – eine geringe Zahl im Verhältnis zur Gesamtzahl der jährlich etwa 760 Millionen abgerechneten Rezepte.

Mehr Videosprechstunden, mehr Online-Gesundheitskurse

Mittlerweile bieten nach Angaben von McKinsey 61 Prozent der Hausarztpraxen digitale Services an. Der Großteil entfiel 2021 auf Videosprechstunden (37 Prozent) und Online-Terminvereinbarungen (21 Prozent). Insgesamt wurden im vergangenen Jahr rund 3,5 Millionen Videosprechstunden von Vertragsärzten abgerechnet – ein Anstieg von 29 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Der Anteil der Nutzer von Online-Gesundheitskursen hat sich im vergangenen Jahr mit 31 Prozent nahezu verdoppelt, damit sind sie mittlerweile eines der beliebtesten digitalen Angebote. Offen bleibt aber laut McKinsey, wie lange der Pandemie-Effekt noch anhält. Denn fast die Hälfte der Arztpraxen hat das Angebot im Zuge der Lockerung von Pandemiebeschränkungen reduziert, gibt die Unternehmensberatung zu bedenken.

Jeder zweite Arzt befürchtet Verschlechterung der Patientenbeziehung

Laut Bericht sehen Ärzte die zunehmende Digitalisierung des Gesundheitswesens zwiegespalten: Zwar ist laut KBV-Umfrage jede zweite Arztpraxis offen für digitale Innovationen. Doch hinterfragen auch zwei von drei Niedergelassenen das Kosten-Nutzenverhältnis der Digitalisierung. Jeder zweite Arzt befürchtet danach sogar, dass die Digitalisierung die Beziehung zu den Patienten verschlechtern könnte. Insgesamt attestieren nur 14 Prozent der befragten Ärzte digitalen Services das Potenzial, um den Therapieerfolg zu verbessern.

Soll die Digitalisierung des Gesundheitssystems in Deutschland gelingen, müssen laut McKinsey die Bereitschaft und Fähigkeit zur Datennutzung und -übermittlung bei allen Akteuren gesteigert werden. Einzelne Lösungen – von der Telekonsultation über Online-Terminbuchungen bis zur Corona-Warn-App – zeigten, dass eine breite Nutzung gelingen kann. Dafür seien eine strikte Nutzerzentrierung, einfache Handhabung und der Fokus auf das Nutzerlebnis aller Beteiligten – von Patienten über die Ärzteschaft bis zu den Apotheken – wichtig.

Zum dritten Mal seit 2020 misst

McKinsey mit seinem

E-Health Monitoranhand von rund 30 Indikatoren den digitalen Fortschritt des deutschen Gesundheitssystems.

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