Neue Studien

Lockdown rettete Millionen Leben

LL
Gesellschaft
Der Lockdown verhinderte weltweit über eine halbe Milliarde Infektionen und Millionen Todesfälle in Zusammenhang mit COVID-19. Das errechneten zwei Forscherteams aus Kalifornien und London.

Mit rund 7,3 Millionen nachweislich Infizierten und über 400.000 Todesopfern hat die Corona-Pandemie große Teile der Welt schwer getroffen. Ohne den Lockdown wären diese Zahlen noch weit höher, belegen zwei Forscherteams in ihren Untersuchungen.

Dafür wertete das eine Team Daten und die darauf basierenden Schätzungen zur Infektionsdynamik von sechs schwer betroffenen Ländern, wie China, den USA, Südkorea, Iran, Italien sowie Frankreich vom Beginn des Lockdowns bis zum 4 Mai 2020 aus. Das andere Team betrachtete die Folgen auf elf europäische Länder.

630 Millionen weitere Infektionen wurden verhindert

Das Forscherteam um Laborleiter Solomon Hsiang der Goldman School of Public Policy an der Berkeley Universität in Kalifornien errechnete, dass alleine in den sechs schwer von SARS-CoV-2 betroffenen Ländern durch Maßnahmen wie Schul- und Fabrikschließungen, Versammlungs- und Reiseverbote sowie die häusliche Isolation über 630 Millionen weitere Infektionen verhindert werden konnten. Alleine in China wurden so 285 Millionen und im schwer betroffenen Italien 49 Millionen Infektionsfälle unterbunden.

Durch den Vergleich der Zahl der beobachteten Todesfälle mit der Zahl der Todesfälle, die von ihrem Modell ohne Interventionen vorhergesagt wurden, legen die Autoren nahe, dass etwa 3,1 Millionen Todesfälle durch nicht-pharmazeutische Maßnahmen abgewendet werden konnten.

Reisebeschränkungen zeigten unterschiedliche Wirkungen

Bei der Untersuchung wurden die Informationen zu den Auswirkungen auf die Reproduktionszahl in den einzelnen Ländern teilweise gebündelt. So konnte aufgezeigt werden, dass der Lockdown des öffentlichen Lebens in allen Ländern Wirkung zeigte, die individuell ausgestalteten Reisebeschränkungen jedoch unterschiedlich Einfluss nahmen.

Beachtet wurde dabei, dass die Maßnahmen zwar unmittelbar das Verhalten der Menschen beeinflusst haben, die Folgen aber erst nach drei Wochen sichtbar waren. Auch die Zeitverzögerung zwischen Infektion und Todeszeitpunkt wurde berücksichtigt.

Für die zweite Untersuchung am Londoner Jameel Institute for Disease and Emergency Analytics (J-IDEA) wurden elf europäische Länder analysiert und auf der Grundlage der registrierten Todesfälle der EU-Gesundheitsbehörde ECDC errechnet, dass ohne die eingeleiteten Maßnahmen rund 3,1 Millionen Europäer mehr an den Folgen von COVID-29 gestorben wären. In Deutschland haben sich mit 710.000 Menschen circa 0,85 Prozent der Gesamtbevölkerung angesteckt. In Belgien hingegen sogar 8 Prozent.

Die Wissenschaftler zeigen mit ihrer Untersuchung den maßgeblichen Einfluss von nicht-pharmazeutischen Maßnahmen für die erfolgreiche Eindämmung der Pandemie und raten dazu, diese weiter zu führen, um das Infektionsgeschehen unter Kontrolle zu halten.

Hsiang, S., Allen, D., Annan-Phan, S. et al. The effect of large-scale anti-contagion policies on the COVID-19 pandemic. Nature (2020). doi.org/10.1038/s41586-020-2404-8

Flaxman, S., Mishra, S., Gandy, A. et al. Estimating the effects of non-pharmaceutical interventions on COVID-19 in Europe. Nature (2020). doi.org/10.1038/s41586-020-2405-7

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