British Dental Association kritisiert Gesetzgeber

NHS: Zahl der Extraktionen unter Vollnarkose bei Kindern steigt um 17 Prozent

mg
Gesellschaft
2017 wurden in Großbritannien 42.911 Zahnextraktionen bei Minderjährigen unter Vollnarkose durchgeführt. Das entspricht einer Steigerung um 17 Prozent seit 2013. Die British Dental Association (BDA) spricht von einer "Kariesepidemie".

Die Zahlen veröffentlichte die Local Government Association, die 370 Stadträte aus England und Wales repräsentiert und sich auf Berichte des britischen Nationalen Gesundheitsdienstes NHS bezieht. Demnach stieg die Zahl der in Kliniken durchgeführten multiplen Extraktionen kariöser Zähne bei Kindern von 36.833 im Jahr 2013 auf 42.911 in 2017. Die Kosten für diese Eingriffe steigen dabei überproportional von 27 auf 36 Millionen Pfund (+33 Prozent).

BDA hält Regierungspläne für "unambitioniert"

"Angesichts einer Kariesepidemie" sei die Reaktion des Gesetzgebers "nach wie vor unzureichend", kommentiert

BDA die Zahlen. Während die dezentralen Regierungen ihre Ärmel hochgekrempelt hätten, würden sich die Behörden in England auf ihren Lorbeeren auszuruhen, heißt es weiter in einer Mitteilung des Zahnärzteverbands. Bis heute habe kein einziges Kind von den unterfinanzierten und unambitionierten Plänen der Regierung profitiert, so Overgaard-Nielsen. Diese Zahlen unterstreichen aus Sicht der BDA die Notwendigkeit konzertierter nationaler Maßnahmen.

Zahnextraktionen bleiben damit die häufigste Ursache für Krankenhausaufenthalte bei den Fünf- bis Neunjährigen, informierte die britische Regierung am 6. April in einer Mitteilung. Momentan würden in Großbritannien etwa 141 Kindern pro Tag kariöse Zähne gezogen, was bei den schulpflichtigen Kindern zu etwa 60.000 Fehltagen führe, ganz zu schweigen von den Problemen beim "Essen, Schlafen oder auch nur Lächeln", heißt es weiter.

Limonaden: weniger Zucker, mehr Süßstoff

Die Regierung hofft, das Problem mit Sensibilisierungskampagnen wie "Change4Life" und dem Inkrafttreten der Zuckersteuer in den Griff zu bekommen. Diese war in erster Linie eingeführt worden, um Übergewicht bei Kindern vorzubeugen. Die seit dem 6. April geltende Zuckersteuer in Höhe von 18 Pence (20 Cent) pro Liter gilt für Getränke, die mehr als fünf Gramm Zucker je 100 Milliliter beinhalten. Damit folgt England dem Vorbild Frankreichs, Belgiens, Mexikos und skandinavischer Länder.

Inwieweit die Maßnahme zur Gesundheitsverbesserung bei Kindern beiträgt, ist umstritten: Die führenden Getränke-Unternehmen haben seit Ankündigung der Herstellerabgabe im März 2016 den Zuckergehalt etlicher Produkte unter die steuerpflichtige Schwelle gesenkt und Zucker durch Süßstoffe ersetzt, berichtet die deutsche gemeinnützige Verein foodwatch. "Rezepturänderungen sollten darauf abzielen, nicht nur den Gehalt von Zucker, sondern den Süßgeschmack insgesamt zu verringern, um der allgemeinen Süßgewöhnung bei Kindern und Jugendlichen entgegen zu wirken", fordert die Verbraucherorganisation in einer Stellungnahme. Daher sollte die Herstellerabgabe in Deutschland – genauso wie in Frankreich – auch Getränke mit Süßstoff mit einbeziehen.

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