Welt-Nichtrauchertag in Coronazeiten

Paradox: In Deutschland steigt aktuell der Zigarettenkonsum

LL/pm
Gesellschaft
Rauchen stellt das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko in den Industrieländern dar und kostet in der Folge rund drei Millionen Menschen pro Jahr das Leben. Dabei erhöht es das Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf. Doch paradoxerweise steigt der Absatz während der Pandemie.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass weltweit immer noch rund 1,1 Milliarden Menschen rauchen. Davon konsumieren etwas mehr Männer als Frauen und vor allem Personen aus mittleren und gehobenen Einkommensklassen nikotinhaltige Produkte. Ob die globale Corona-Pandemie, bei der das SARS-CoV-2-Virus besonders die Bronchien und Lungen befällt, sich auf das Konsumverhalten auswirkt, ist unklar. In Deutschland melden Tabakkonzerne eine erhöhte Nachfrage. Und damit bekommt der internationale Nichtrauchertag am 31. Mai eine ganz besondere Dramatik, denn die im Tabak enthaltenen Stoffe schaden dem Körper in vielfacher Hinsicht. Mehr als 70 Prozent der Patienten mit einer schweren Parodontitis sind beispielsweise Raucher.

Rauchen schadet Mund und Zähnen

Das in Zigaretten enthaltene Nikotin wirkt giftig und ist nicht nur für das Herz und die Lunge schädlich, sondern auch für die Zähne. Denn die Durchblutung von

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wird verringert. Entzündungen können dadurch schneller entstehen. Raucher haben somit ein 15-fach höheres Risiko für

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als Nichtraucher. Wird diese nicht behandelt und verschlimmert sich, können sich die Zähne lockern und sogar herausfallen. Dabei blutet das Zahnfleisch weniger bei Rauchern und tritt daher seltener als Warnzeichen auf.

Außerdem erhöht Rauchen auch das Risiko an Krebs in Mund oder Rachen zu erkranken um ein Sechsfaches. Bei der

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können auffällige Veränderungen entdeckt werden. Der regelmäßige Kontrollbesuch ist deshalb gerade für Raucher wichtig. Weiter können sich die Zähne durch das Rauchen verfärben, die Zunge belegt und der Geschmacks- und Geruchssinn eingeschränkt sein.

Aber auch der Trend zur E-Zigarette oder dem sogenannten Dampfen schadet den Atemwegen mehr, als Hersteller das zugeben wollen. Denn auch hier sind Stoffe wie das giftige Nikotin und künstliche Aromen enthalten, die in das Atemorgan gezogen werden. Ein Teil der Gifte wird darüber hinaus auch über die Mundschleimhäute aufgenommen. Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und die Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie warnen vor der E-Zigarette als vermeintlich harmlosere Alternative.

Es gibt immer noch zu wenig Prävention

Der weltweite Tabakkonsum verringert sich nicht so stark wie von der WHO erhofft. Da die Weltbevölkerung steigt, ist die Zahl der Raucher trotz Aufklärungskampagnen, Taberwerbeverboten in fast alles EU-Staaten und Steuererhöhungen auf das Genussmittel auf dem gleichen Stand wie vor 20 Jahren. Deutschland belegt hinsichtlich der bislang weiter erlaubten Tabakwerbung und der vergleichsweise niedrigeren Preise den letzten Platz in der Rauchprävention Europas.

Große Koalition: Gesetzesentwurf zu Tabakwerbeverbot

Im Bundestag versucht die Große Koalition gerade wieder einen Vorstoß mit einem Gesetzesentwurf für das Tabakwerbeverbot. Ab dem Jahr 2022 soll die Plakatwerbung schrittweise verboten werden. Das gilt auch für die E-Zigaretten-Werbung. Ab 2021 soll bereits Kinowerbung verboten sein.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn appelliert anlässlich des Weltnichtrauchertages noch einmal das Gesundheitsbewusstein: „Die Coronavirus-Pandemie hat unser aller Alltag nachhaltig verändert. Das kann aber auch ein Anlass sein, schlechte Gewohnheiten zu hinterfragen. Mit dem Rauchen aufzuhören, ist immer eine richtige Entscheidung, denn Rauchen ist das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko in den Industrienationen. Wer das Qualmen lässt, schützt Lunge und viele weitere Organe und kann damit zusätzliche wertvolle Lebensjahre gewinnen.“

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