Studien angelaufen

Tuberkulose-Impfstoff könnte Immunsystem gegen SARS-CoV-2 stärken

Kerstin Albrecht
Gesellschaft
Ein gentechnisch veränderter Tuberkulose-Impfstoff soll helfen, die Zeit bis zur Verfügbarkeit eines SARS-CoV-2-Impfstoffs zu überbrücken. Aktuell laufen zwei Studien, die die Wirksamkeit untersuchen.

Ein Impfstoff gegen das neuartige Corona-Virus wird vermutlich noch ein Jahr auf sich warten lassen, so die Aussage vieler Experten. Unterdessen überprüften Wissenschaftler des Berliner Max-Planck-Instituts für Infektionsbiologie einen bereits seit hundert Jahren existierenden Impfstoff gegen Tuberkulose, den Lebendimpfstoff Bacillus Calmette-Guérin (BCG), heißt es in einer Mitteilung .

Gegen Tuberkulose war der Impfstoff mit den abgeschwächten Erregern nicht sonderlich erfolgreich, doch mit BCG-geimpfte Kinder litten mehreren Studien zufolge seltener an Atemwegsinfektionen. In der früheren DDR war die BCG-Tuberkuloseimpfung Pflicht und das könnte einer der Gründe sein, warum sich das Corona-Virus in Teilen der neuen Bundesländer offenbar nur langsam ausbreitet.

Die Hypothese dazu ist, dass der „alte“ Impfstoff das Immunsystem nicht nur auf eine mögliche Tuberkulose-Infektion vorbereitet hat, sondern es auch bei Kontakt mit dem Corona-Virus bereits gestärkt ist.

Im Idealfall reduziert die modifizierte Impfung die Erkrankungswahrscheinlichkeit

Nun steht eine gentechnisch veränderte Variante des Impfstoffs bereit, die sich VPM1002 nennt. Sie gelangt als Impfserum über das Blut in die Lymphknoten und modifiziert dort die Abwehrzellen. Die weißen Blutkörperchen könnten dann COVID-19-Erreger daran hindern, sich in der Lunge auszubreiten, so hoffen Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), die an dem Impfstoff forschen.

„Im Idealfall verringert die Impfung die Wahrscheinlichkeit, an Corona-Virus-Disease zu erkranken“, erklärt Professor Dr. Christoph Schindler von der, Leiter der MHH-Stabsstelle CRC Core Facility am Clinical Research Center Hannover.

Die MHH hat daher eine Studie an 1.000 Freiwilligen aus Klinik und Rettungsdienst gestartet. Weitere Studienstandorte sind München, Erfurt und Borstel. Mit einer Immunität gegen SARS-CoV-2 rechnen die Forscher nicht, aber möglicherweise ist das medizinische Personal besser gegen die Virusinfektion geschützt. Die Hoffnung: weniger Ausfälle in der Krankenversorgung.

Das Präparat könnte Klinikpersonal und Ältere schützen

Eine weitere Studie mit 1.800 älteren Menschen soll ebenfalls anlaufen. Falls die mit VPM1002-Geimpften tatsächlich weniger schwer oder weniger häufig an COVID-19 erkranken, sollen in einigen Monaten vorrangig Klinikpersonal und besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen geimpft werden.

In Südafrika dagegen ist eine Impfstudie mit dem „alten“ BCG-Impfstoff angelaufen. 500 Probanden aus dem Pflegebereich nehmen teil, 250 erhalten BCG, 250 ein Placebo. Die klinische Studie soll noch auf bis zu 3.000 Beschäftigte des Gesundheitswesens in Kapstadt ausgeweitet werden, berichtet das Deutsche Ärzteblatt .

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