Verbraucherorganisation gegen Klöckner

foodwatch klagt auf Herausgabe der Nutri-Score-Studie

pr/pm
Die Verbraucherorganisation foodwatch klagt gegen das Ernährungsministerium: Sie fordert die Herausgabe einer Original-Studie zur Nährwertkennzeichnung.

Die Debatte um die Einführung einer Nährwertkennzeichnung von Lebensmitteln geht weiter. Jetzt ist foodwatch gegen das Bundesernährungsministerium vor das Verwaltungsgericht Köln gezogen. Die Organisation klagt auf Herausgabe einer Studie im Original.

Die zuständige Ministerin Julia Klöckner (CDU) hatte im April einen von ihrem Ministerium redaktionell bearbeiteten Bericht des staatlichen Max-Rubner-Instituts (MRI) zur Nährwertkennzeichnung bei Lebensmitteln vorgestellt. foodwatch kritisiert, dass sie die dem Bericht zugrundeliegende Original-Studie mit einer rein wissenschaftlichen Bewertung der Experten, die der Nutri-Score-Ampel ein positives Zeugnis ausstellt, nicht herausgeben wolle.

Will Klöckner die Studie geheimhalten?

foodwatch weist darauf hin, dass das MRI den Bericht bereits im Herbst 2018 vorgelegt hatte. Die Wissenschaftler seien dort zu dem Ergebnis gekommen, dass die Nutri-Score-Ampel nach französischem Vorbild "grundsätzlich vorteilhaft für eine 'Front of Pack'-Nährwertkennzeichnung" sein soll.

Die Verbraucherorganisation bezieht sich dabei auf interne E-Mails aus dem Bundesernährungsministerium. Aus einem internen Vermerk gehe hervor, Klöckner habe "ausdrücklich darum gebeten, (...) größte Vertraulichkeit sicherzustellen", führt foodwatch an. Die "Prüfung der MRI-Studie" bedürfe noch "der Abstimmung mit anderen Referaten". Bei der Vorstellung im April habe Klöckner dann den Nutri-Score zurückhaltend bewertet und betont, man wolle eine Verbraucherbefragung durchführen.

Vielleicht, weil die Ergebnisse nicht genehm sind?

foodwatch hat die Herausgabe der wissenschaftlichen Studie inzwischen mehrfach gefordert. Matthias Wolfschmidt, Internationaler Kampagnendirektor von foodwatch, erklärt dazu. "Frau Klöckner betont immer wieder, wie wichtig ihr Politik auf Basis von Wissenschaft und Fakten ist. Gleichzeitig hält sie eine wissenschaftliche Studie geheim, deren Ergebnis ihr offenbar nicht genehm ist."

Wolfschmidt weiter: "Nur durch Offenlegung der wissenschaftlichen Beratungsgrundlagen ist es der Öffentlichkeit möglich, die sachlichen Gründe von politischen Entscheidungen nachzuvollziehen - deshalb verlangen wir die Original-Studie."

Das MRI hat inzwischen ein eigenes Modell zur Nährwertkennzeichnung von Lebensmitteln entwickelt. Das Bundesernährungsministerium hat vor Kurzem die angekündigte Verbraucherbefragung gestartet, bei der vier Modelle bewertet werden sollen - darunter auch der Nutri-Score und das MRI-Modell. Das Ergebnis wird für Ende September erwartet.

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