Bürgerversicherung: 62.000 Euro Honorar weniger!

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Praxis
Ärzte, Zahnärzte und Heilmittelerbringer müssen mit erheblichen Honorareinbußen rechnen, wenn die Bürgerversicherung kommt. Das geht aus einer Studie des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP) hervor.

In seinem Jahresbericht 2017 "Mehrumsatz und Leistungsausgaben in der PKV" beziffert das WIPdie Leistungsausgaben der PKV-Versicherten für 2015 auf 33,42 Milliarden Euro und die der GKV-Versicherten auf 169,40 Milliarden Euro.

Dabei entfalle bei der PKV mit 10,7 Milliarden Euro der größte Teil der Leistungsausgaben auf die ambulante ärztliche Versorgung, während in der GKV mit 70,25 Milliarden Euro der stationären Sektor vorne liege.

Dabei sei der Ausgabenanteil der knapp neun Millionen PKV-Versicherten allerdings in allen Sektoren größer als ihr Bevölkerungsanteil, der hier mit 11 Prozent angegeben wird: Würden sie nach denselben Regularien wie die GKV-Versicherten abgerechnet und versorgt, ergäben sich statt der 10,7 Milliarden Euro Ausgaben in Höhe von 4,64 Milliarden Euro. „Damit liegt der Mehrumsatz von Privatversicherten in diesem Leistungsbereich bei 6,06 Milliarden Euro im Jahr 2015“, heißt es in der Studie.

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Für den zahnmedizinischen Bereich (26,8 Prozent PKV-Leistungen), den ambulanten ärztlichen Bereich (23,5 Prozent PKV-Leistungen) sowie für die Heilmittelversorgung (21,5 Prozent PKV-Leistungen) würde ein Systemwechsel Richtung Bürgerversicherung daher erhebliche Einbußen zur Folge haben.

Zahnarztpraxen würden bei einem Systemwechsel fast 62.000 Euro pro Jahr verlieren

Bei der Bürgerversicherung würden die Leistungen der Privatversicherten in der Zahnmedizin nach den Regularien der GKV erstattet, und dann lägen ihre Ausgaben statt bei 4,92 Milliarden Euro nur bei 1,66 Milliarden Euro. Der Mehrumsatz der Privatversicherten betrug damit 2015 insgesamt 3,26 Milliarden Euro (2014: 3,22 Milliarden Euro).

Zahnarztpraxen würden in einer solchen Konstellation im Durchschnitt fast 62.000 Euro Honorar pro Jahr verlieren. Gut zwei Drittel der Zahnleistungen Privatversicherter gelten als Mehrumsatz. Insbesondere beim Zahnersatz existieren der Studie zufolge große Leistungsunterschiede: 63 Prozent des gesamten Mehrumsatzes im Zahnbereich - das sind 3,26 Milliarden Euro - entfallen auf den Zahnersatz, die restlichen 37 Prozent auf Zahnbehandlungen (inklusive Kieferorthopädie).

Bei der Heilmittelversorgung würden Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden pro Praxis durchschnittlich 15.600 Euro einbüßen. Im Krankenhausbereich falle die Differenz nicht so gravierend aus, da dort für PKV und GKV die Preise nach dem Krankenhausentgeltgesetz weitgehend gleich seien. Im Vergleich zu 2014 ergibt sich ein geringer Anstieg um 4 Millionen Euro bzw. 0,6 Prozent.

Insgesamt liegt der PKV-Mehrumsatz laut Studie bei 12,63 Milliarden Euro pro Jahr. Die etwa 11 Prozent Privatversicherten in Deutschland sichern demnach 26,8 Prozent der Umsätze in der Zahnmedizin, 23,5 Prozent bei den ambulanten Arztpraxen und 21,5 Prozent bei der Heilmittelversorgung.

Der PKV-spezifische Mehrumsatz betrage im Schnitt für jede der rund 120.000 ambulanten Arztpraxen in Deutschland 50.200 Euro im Jahr (2015), für jede der rund 53.000 Zahnarztpraxen 61.900 Euro im Jahr (2015) und für jeden der 64.000 Heilmittelerbringer rund 15.600 Euro im Jahr (2015). Hierbei handele handelt sich um zusätzliche Finanzmittel, die nur deshalb entstehen, weil Patienten nicht gesetzlich, sondern privat versichert sind. "Gesundheitspolitische Vorschläge, die die Bedeutung der PKV im deutschen Gesundheitswesen herabsetzen, würden damit zu negativen Folgewirkungen für die Anbieter von Gesundheitsleistungen und für deren GKV- und PKV-Patienten führen, bilanzieren die Autoren.

Angegeben wird der Mehrumsatz der Privatversicherten für 2015 mit 12,63 Milliarden Euro - 1,4 Prozent bzw. 180 Millionen Euro mehr als 2014. Den höchsten prozentualen Anstieg verzeichnen der Studie zufolge die Bereiche Hilfsmittel (9,8 Prozent) und Arznei- und Verbandmittel (5,6 Prozent). Die beiden größten Leistungsbereiche - der ambulant ärztliche Bereich (1,2 Prozent) und der stationäre Sektor (0,6 Prozent) - weisen indes unterproportionale Zuwächse auf.

Die Leistungsausgaben stiegen in der PKV gegenüber 2014 demnach um 3,3 Prozent und damit in geringerem Maße als in der GKV (3,9 Prozent). Maßgeblich für den höheren Anstieg in der GKV seien vor allem die höheren Wachstumsraten im ambulanten ärztlichen Bereich (4,4 Prozent [GKV] zu 2,5 Prozent [PKV]), im zahnmedizinischen Bereich (3,1 Prozent [GKV] zu 1,8 Prozent [PKV]) und bei den Heilmitteln (7,2 Prozent [GKV] zu 1,0 Prozent [PKV]).

Dagegen stiegen die PKV-Ausgaben insbesondere bei den Hilfsmitteln (1,9 Prozent [GKV] zu 4,9 Prozent [PKV]) und bei den Arznei- und Verbandsmitteln (4,4 Prozent [GKV] zu 5,5 Prozent [PKV]) etwas stärker als in der GKV.

Sonja Hagemeister, Frank Wild: WIP-Diskussionspapier 1/2017 (Mai), Mehrumsatz und Leistungsausgaben in der PKV - Jahresbericht 2017

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