Barmer-Umfrage

Zweitmeinung wird wenig genutzt

sg/pm
Praxis
Mehr als jeder zweite Patient (56 Prozent) zweifelt daran, ob seine bevorstehende OP notwendig ist, aber nur 57 Prozent holen sich eine Zweitmeinung ein, wie eine repräsentative Befragung der Barmer Krankenkasse ergibt.

Dabei zeige die Umfrage, dass die Meinung anderer Ärzte "in nicht wenigen Fällen ganz anders ausfalle". Zwar geben 72 Prozent der Befragten an, die Diagnose bestätigt bekommen zu haben, und 21 Prozent erhielten auch die Therapieempfehlung bestätigt. Acht Prozent erhielten jedoch eine andere Diagnose und 17 Prozent eine andere Therapieempfehlung, heißt es von der Kasse.

Die meisten Patienten folgen der Alternativauffassung

Wer zwei Meinungen hört, folge laut Umfrage zu mehr als der Hälfte der Alternativauffassung (56 Prozent). Je höher Einkommen und Bildung, desto öfter würden weitere Meinungen erfragt. Der Effekt zeige sich auch bei einzelnen Altersgruppen, wobei die 40- bis 49-Jährigen als besonders kritisch auffielen.

Frauen holen sich eher eine zweite Meinung ein (69 Prozent) als Männer (61 Prozent), mit dem Lebensalter wächst die Bereitschaft, medizinische Diagnosen und darauf basierende Therapieoptionen zu hinterfragen.

Von den Befragten, die keine Zweitmeinung eingeholt haben, nennen 67 Prozent als Grund für den Verzicht, dass sie die Notwendigkeit des Eingriffs nicht bezweifelten. Mehr als jeder Zweite (55 Prozent) fühlte sich vom Arzt ausreichend aufgeklärt.

Ab drei Expertenmeinungen wird die Entscheidung schwierig

Die Mehrheit mit Zweifeln an einer anstehenden Therapie wünscht sich laut Umfrage sogar mehr als nur eine weitere Meinung. So holt mehr als die Hälfte zwei weitere Einschätzungen ein (56 Prozent). Während vier von zehn Befragten (38 Prozent) mit einer zusätzlichen Meinung auskommen, holen sechs Prozent drei und mehr zusätzliche Voten ein. Von den Patienten, die sich auf zwei Meinungen stützen, folgen 56 Prozent der zweiten Empfehlung. Haben die Befragten drei oder mehr Experten gehört, fällt ihre Wahl zu etwa gleichen Teilen auf die erste, zweite und dritte Meinung.  

Leitkriterium für die letztendliche Entscheidung der Patienten ist dann eine Abwägung zwischen möglichen Risiken und dem zu erwartenden persönlichen Nutzen des Eingriffs (58 Prozent). Der Ruf der Klinik, in dem der Eingriff stattfinden sollte, war für ein Drittel der Befragten entscheidend.

Zweitmeinungen sind besonders in der Orthopädie und Unfallchirurgie gefragt

Am häufigsten holten die Befragten Zweitmeinungen ein, wenn es um planbare Eingriffe im Bereich der Orthopädie und Unfallchirurgie (27 Prozent) und der allgemeinen Chirurgie (24 Prozent), der Gynäkologie (zehn Prozent) sowie der Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde (acht Prozent) ging. Am häufigsten ging es bei Zweitmeinungen um Eingriffe am Bewegungsapparat (19 Prozent), dem Verdauungstrakt und den Geschlechtsorganen (jeweils neun Prozent).

Für die Befragung befragte das Marktforschungsunternehmen respondi im Auftrag der Barmer Krankenkassewurden im März dieses Jahres bundesweit 1.000 Männer und Frauen ab 18 Jahren online.

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