US-Studie

PFAS steht in Zusammenhang mit Kinderkaries

Kerstin Albrecht
Zahnmedizin
Landesweit erhobene Gesundheits- und Ernährungsdaten in den USA zeigen: Die in der Umwelt weitverbreitete industrielle Chemikalie PFAS ist mit Karies bei Kindern assoziiert.

Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS = per- and polyfluoroalkyl substances) sind extrem stabile Chemikalien, die bei industriellen Herstellungsprozessen zahlreicher Produkte zum Einsatz kommen, darunter Textilien, Papiere und Pappen, Lösch- und Imprägniermittel. Im Laufe von Jahrzehnten haben sie sich als langlebige organische Schadstoffe weltweit in Gewässern, Böden, Pflanzen und Tieren verbreitet. Der Mensch nimmt sie über das Trinkwasser und Lebensmittel auf.

PFAS stehen im Verdacht den Organismus zu schädigen

Da die PFAS bereits im Verdacht stehen auf Schilddrüsenhormone, den Cholesterinspiegel, das Herz und vor allem auf ungeborenes Leben ungünstigen Einfluss zu nehmen, haben Wissenschaftler der West Virginia Universität in Morgantown untersucht, ob es Assoziationen zwischen der Aufnahme dieser Chemikalien und vermehrter Karies gibt.

Dazu griffen sie auf Daten der National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES) von 2013/2014 zurück - eine USA-weite Erhebung von Gesundheitsdaten mittels klinischer Untersuchungen der Bevölkerung und Fragebögen.

Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS)

Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS)

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Die Forscher suchten in Blutproben von 629 Kindern zwischen drei und elf Jahren nach sieben verschiedenen PFAS. Es lagen Befunde für diese Kinder hinsichtlich Karies vor und wie oft sie sich am Tag die Zähne putzten.

Etwa die Hälfte dieser Kinder hatte keine messbare Menge an PFAS im Blut. Als einzige Verbindung aus der Stoffgruppe der PFAS korrelierte statistisch nur die Perfluordecansäure (perfluorodecanoic acid) mit einem höheren Grad an Karies. Welcher Natur dieser Zusammenhang ist, darüber gibt die Studie keine Auskunft.

Denn die Kariesprävalenz bei den untersuchten Kindern korrelierte ebenfalls mit der Häufigkeit des Zähneputzens pro Tag und mit der Regelmäßigkeit von Kontrolluntersuchungen. Kinder, die einmal am Tag oder weniger häufig putzten, hatten eine signifikant höhere Karies als Kinder, die mindestens zweimal täglich putzten. Kinder, die im vergangenen Jahr nicht zum Zahnarzt gegangen waren, hatten ein doppelt so hohes Risiko Karies zu bekommen als Kinder, die an regelmäßigen Kontrollterminen teilnahmen.

Perfluordecansäure hat offenbar auch Karies zur Folge

Einen Hinweis auf einen möglichen schädigenden Einfluss insbesondere der Perfluordecansäure auf die Zahngesundheit gibt die Erstautorin der Studie, Dr. Constance Wiener, außerordentliche Professorin an der Zahnklinik der Universität West Virginia. Diese Verbindung habe eine lange stabile Molekülstruktur und starke chemische Bindungen und verbleibe daher besonders lange in der Umwelt.

„Infolgedessen ist es wahrscheinlicher, dass sie negative gesundheitliche Folgen wie Zahnkaries hat", resümiert Wiener. Schon frühere Studien deuteten auf eine Störung der Amelogenese aufgrund vom Vorhandensein von Perfluordecansäure hin. Der genaue Mechanismus der Störung ist allerdings unklar und sollte Gegenstand weiterer Forschung sein.

Quelle: R. Constance Wiener and Christopher Waters: “Perfluoroalkyls/polyfluoroalkyl substances and dental caries experience in children, ages 3-11 years, National Health and Nutrition Examination Survey, 2013-2014.“ 8 July 2019, Journal of Public Health Dentistry. DOI: 10.1111/jphd.12329

Literatur: 1. Jürgen Hölzer, Oliver Midasch, Knut Rauchfuss, Martin Kraft, Rolf Reupert, Jürgen Angerer, Peter Kleeschulte, Nina Marschall, Michael Wilhelm: “Biomonitoring of Perfluorinated Compounds in Children and Adults Exposed to Perfluorooctanoate-Contaminated Drinking Water“, Environ Health Perspect. 2008 May; 116(5): 651–657. doi: 10.1289/ehp.11064

2. Dr. Ulrike Pabel, Dr. Thorsten Buhrke, PD Dr. Klaus Abraham, Dr. Thilo Nölke, Dr. Matthias Gehling, Prof. Dr. Dr. Alfonso Lampen, Dr. Monika Lahrssen-Wiederholt, Prof. Dr. Reiner Wittkowski: „Persistente organische Kontaminanten in Lebensmitteln. Exposition, Gefährdungspotenzial und gesundheitliche Bewertung“. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz, Ausgabe 7/2017

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