US-Studie

US-Notaufnahmen: Zahn-Patienten werden sehr oft Antibiotika und Opioide verschrieben

mg
Zahnmedizin
In US-Notaufnahmen werden Patienten mit Zahnerkrankungen in mehr als 50 Prozent der Fälle Antibiotika und etwa 40 Prozent der Fälle Opioide verschrieben. Mehr als 30 Prozent erhalten ein Rezept für beides.

Eine Studie wertete mehr als 18 Millionen Datensätze von Notaufnahmebesuchen in den USA aus dem Zeitraum 2012 bis 2014 aus. Bei 2 Prozent davon handelte es sich um Patienten mit Zahnproblemen. Diese verteilen sich ungleichmäßig auf privat krankenversicherte Patienten (159.066) und solche, die im staatlichen Gesundheitsfürsorgeprogramm für Geringverdiener (Medicaid) sind (280.410).

Antibiotika oder/und Opioide werden fast immer verschrieben

Die häufigsten zahnärztlichen Diagnosen, unabhängig davon, ob dem Patienten ein Antibiotikum oder ein Opioid verschrieben wurde, waren bei 44 Prozent der privat versicherten Patienten und 54 Prozent der Medicaid-Patienten eine "Funktionsstörung der Zähne und Stützstrukturen" (ICD-9-CM-Code 525.9) sowie andere unspezifische Symptome. Weitere 9 Prozent der privat krankenversicherten Patienten und 27 Prozent der Medicaid-Patienten erhielten die Diagnose "Karies" (Code 521,00) und 19 Prozent der privat krankenversicherten und 16 Prozent der Medicaid-Patienten "periapikaler Abszess ohne Sinus" (Code 522,5).

Mehr als jeder Zweite erhielt ein Rezept für ein Antibiotikum. Opioid-Rezepte erhielten etwa 40 Prozent der Patienten. Rezepte für beides erhielten mehr als drei von zehn Patienten.

Aber warum gehen die Patienten überhaupt in die Notaufnahme?

"Angesichts früherer Erkenntnisse, dass zahnärztliche Diagnosen ein häufiger und möglicherweise vermeidbarer Grund für Besuche in der Notaufnahme sind, wird die Verschreibung von Antibiotika und Opioiden für diese Erkrankungen noch besorgniserregender", bilanzieren die Studienautoren, die damit nach eigener Aussage erstmals den direkten Zusammenhang zwischen der Verschreibung von Opioiden und Antibiotika in der Zahnmedizin untersuchten.

Sie fordern auf Grundlage ihrer Ergebnisse eine verbesserte vorbeugende und akute Mundgesundheitsversorgung, einschließlich eines verbesserten Zugangs. Zusätzlich seien weitere Untersuchungen zu den Verschreibungsmustern beider Medikamente bei zahnmedizinischen Symptomen notwendig.

Antibiotika sind meist nicht für Zahnschmerzen indiziert

Außerdem gibt es nach Angaben der Autoren bisher keine Studien, die erklären, warum ein Patient in der Notaufnahme wegen Zahnsymptomen Hilfe sucht. Abschließend fordern sie zusätzliche klinische Leitlinien zum angemessenen Einsatz von Antibiotika und Opioiden bei Zahnerkrankungen und eine entsprechende Schulung für Nicht-Zahnärzte.

Die American Dental Association (ADA) hatte 2019 zum zweckmäßigen Einsatz von Antibiotika eine neue Richtlinie veröffentlicht, die darauf hinweist, dass Antibiotika in den meisten Fällen nicht für Zahnschmerzen indiziert sind. Die Richtlinie wurde von einem multidisziplinären Gremium entwickelt.

Die zehn am häufigsten verschriebenen Medikamente sind laut Studie:

Medicaid

Kommerziell

Häufigkeit (in Prozent)

Häufigkeit (in Prozent)

Acetaminophen/hydrocodone

27,9 

Acetaminophen/hydrocodone

29,8

Penicillin V

20,0

Penicillin V

16,4

Amoxicillin

16,7

Clindamycin

15,4

Ibuprofen

14,3

Amoxicillin

12,7

Clindamycin

11,7                         

Acetaminophen/oxycodone

9,1

Tramadol

9,8                        

Tramadol

6,3

Acetaminophen/oxycodone

7,1                                           

Amoxicillin/clavulanate

6,1

Acetaminophen/codeine

6,2

Acetaminophen/codeine

4,2

Naproxen

4,6                 

Cephalexin

2,9

Amoxicillin/clavulanate

2,9

Naproxen

2,4

Rebecca M. Roberts et al., "Antibiotic and opioid prescribing for dental-related conditions in emergency departments - United States, 2012 through 2014", Published online: January 17, 2020, DOI:https://doi.org/10.1016/j.adaj.2019.11.013Peter B. Lockhart et al., "Evidence-based clinical practice guideline on antibiotic use for the urgent management of pulpal- and periapical-related dental pain and intraoral swelling", The Journal of the American Dental Association, Volume 150, Issue 11, 906 - 921.e12, DOI:https://doi.org/10.1016/j.adaj.2019.08.020

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