Ausgangssituation
Der 31-jährige Patient stellte sich mit dem Wunsch nach einer verbesserten Frontzahnästhetik aufgrund einer unilateral imponierenden Zapfenzahnanlage 12 in der Poliklinik für Konservierende Zahnheilkunde und Parodontologie (Direktor Prof. Dr. Dr. Bernd W. Sigusch) vor.
Der Zahn 12 war symptomlos, röntgenologisch unauffällig und reagierte sensibel auf Kältespray. Klinisch wurde eine minimale kariöse Läsion am mesialen Restaurationsrand diagnostiziert. Der Zahn war alio loco vor mindestens 10 Jahren wahrscheinlich schon damals morphologisch und ästhetisch insuffizient mit einem zahnfarbenen Füllungsmaterial versorgt worden (Abbildung 1).
Unter dem Motto "Setzen Sie Ihr Können in Szene" hatte das Dentalunternehmen GC Studenten aufgefordert, ihre Anwendungserfahrungen mit GC Essentia anhand eines klinischen Fallbeispiels zu dokumentieren und die Ergebnisse vorzulegen. Tim Wurzer von der Universität Jena wurde am 22. September 2017 in Leuven (Belgien) zum Sieger des GC Essentia Contests gekürt und mit dem 1. Preis ausgezeichnet. Neben der Jury war auch der Patient mit der direkten Restauration seines unilateralen Zapfenzahnes sehr zufrieden.
Die Plätze zwei und drei gingen an Lena Drescher (Universität Göttingen) für ihren Fall „Versorgung des Zahnbereichs zwischen 21 und 23. Umformung eines Zapfenzahns zu einem seitlichen Schneidezahn mit Lückenschluss“ und Melania Zajac (Universität Heidelberg) für ihre „Neuanfertigung der Restauration bei einem stark verfärbten devitalen Frontzahn“.
Deutliche Verfärbungen an den Grenzflächen zwischen Zahnsubstanz und Füllungswerkstoff bildeten einen starken Kontrast und waren somit auch die Ursachen dafür, dass die klinische Krone morphologisch noch unnatürlicher erschien (Abbildung 2).
Abbildung 2: Ausgangssituation frontal | Wurzer
Planung
Im klinischen Studentenkurs entschieden sich die Studierenden für eine Compositeversorgung als minimal-invasive und kostengünstige Möglichkeit einer ästhetischen Frontzahnrekonstruktion. Dazu wurde der seitliche Schneidezahn des ersten Quadranten vorab als direktes Composite-Mock-up ohne Adhäsivtechnik nach mesial und distal verbreitert. Anschließend erfolgte die Herstellung eines palatinalen Silikonschlüssels (Flexitime easy putty; Kulzer) erstellt, der später als Schichthilfe dienen sollte (Abbildung 3).
Abbildung 3: Angefertigter Silikonschlüssel | Wurzer
Eine Vorabformung gefolgt von einem indirekten Wax-up mit anschließender Silikon-Vorwall-Herstellung hätte der Patient aufgrund seines ausgeprägten Würgereizes nicht toleriert. Darüber hinaus kam der Verzicht auf ein umfangreiches Prozedere seinen zeitlichen Vorstellungen entgegen. Alternativ wäre eine indirekte, keramische Veneerversorgung möglich gewesen, die aus Kosten- und Zeitgründen ausschied.
Durchführung
Für die endgültige Farbbestimmung wurden unterschiedliche Dentin- und Enamel-Farbtöne an Zahn 22 aufgebracht; die Wahl fiel auf EssentiaTM Medium Dentin und EssentiaTM Light Enamel (GC) (Abbildung 4).
Abbildung 4: Farbbestimmung, hier aufgetragenes und lichtgehärtetes Material an der Schneidekante von Zahn 22. | Wurzer
Nach Entfernung der alten Füllung und Exkavation der mesialen Karies folgte die minimalinvasive und schmelzbegrenzte Präparation der labialen Anteile mit rot-beringten Diamanten (Komet Brasseler). Für die weitere Behandlung wurde Kofferdam angelegt (Roeko Flexi Dam; Coltène/Whaledent). Zur Fixierung des latexfreien Spanngummis wurden Einzelzahnligaturen von 13 bis 23 gelegt (Abbildung 5).
Abbildung 5: Situation nach Präparation und Anlegen des Kofferdams | Wurzer
Auf die Stabilisierung mit Kofferdamklammern musste wegen der fehlenden Akzeptanz des Patienten verzichtet werden. Anschließend konnte der angefertigte Silikonschlüssel auf korrekten Sitz kontrolliert werden (Abbildung 6).
Abbildung 6: Silikonschlüssel als Form- und Schichthilfe der palatinalen Wand | Wurzer
Zur Konditionierung der aufgerauten Schmelz- und Dentinareale wurde Ätzgel von GC (40-prozentige Phosphorsäure) im total-etch Verfahren angewendet. Es folgte gemäß Herstellerangaben die Anwendung des Universaladhäsivs G-Premio BOND (GC), das abschließend für 30 Sekunden lichtgehärtet wurde.
Anschließend erfolgte das Aufbringen des Composites in Schichttechnik. Dazu wurde die erste dünne Schicht Light Enamel extraoral in die dafür vorgesehene Aussparung im Silikonschlüssel eingebracht und oral adaptiert, auf Passung und Benetzung palatinaler Präparationsränder kontrolliert und 30 Sekunden mittels Lichtpolymerisationsgerät (Mini LED; Satelec) ausgehärtet. Es wurde explizit darauf geachtet, die Approximalkontakte nicht zu verblocken, um in nachfolgender Matrizentechnik und Verkeilung einen optimaleren Kontaktpunkt gestalten zu können.
Somit war es möglich, die Überschüsse in einen zum Ausarbeiten günstigeren Bereich zu verlagern, nämlich nach palatinal. Nach der Zwischenpolymerisation folgte der Dentin-Kernaufbau mit Medium Dentin (Abbildung 7).
Abbildung 7: Palatinale Wand aus Essentia™ LE; Kernaufbau mit Essentia™ MD | Wurzer
Um der Schichtung eine innere Struktur zu verleihen, wurde der Dentinkern mamelonartig Richtung inzisales Drittel gestaltet. Mit dem Farbton Dark Enamel konnten inzisale Akzente gesetzt werden, bevor lichtgehärtet wurde. Die Schmelzschichtung erfolgte dünn mit Light Enamel, bis kurz vor das zervikale Drittel. Nun konnte abschließend lichtpolymerisiert werden.
Zur Ausarbeitung der Composite-Restauration kamen für die grobe Formgebung die verschiedenen rot-beringten Diamantschleifer (flammenförmig und konisch mit abgerundeter Spitze; Komet Brasseler) zum Einsatz, während es für die Feinausarbeitung die gelb-beringten Schleifer (flammenförmig; Komet Brasseler) waren.
Nach Überprüfung der relativ straffen approximalen Kontaktpunkte wurde dieser Bereich mit Epitex™ Polierstreifen (GC) von grob nach extra-fein ausgearbeitet. Die sich anschließende Vorpolitur und Glättung der Oberfläche erfolgte mit unterschiedlichen Universalpolierern des Omnigloss-Sets (Omnident), bevor mit der Diapolisher Paste (GC) und einem Occlubrush-Aufsatz für das Winkelstück der Oberflächenhochglanz hergestellt werden konnte (Abbildung 7).
Abbildung 8a: Die Ausgangssituation. | Wurzer
Abbildung 8b: Das Endergebnis. Zahn 12 konnte morphologisch und ästhetisch zur höchsten Zufriedenheit des Patienten rekonstruiert werden. | Wurzer
Tim Wurzer, Dr. Markus Reise
Poliklinik für Konservierende Zahnheilkunde und Parodontologie
An der Alten Post 4
07743 Jena
Tim Wurzer studierte zum Zeitpunkt der Wettbewerbs am Universitätsklinikum Jena im 8. Fachsemester Zahnmedizin. Er gewann 2017 (Tutor Dr. Markus Reise/Oberarzt) die GC EssentiaTM Competition.
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