Interview mit Dr. Wolfgang Eßer und Bernd Meurer

„Kooperation führt zum Erfolg“

Über Erfolge und weitere Aufgaben in der Kooperation zwischen (Zahn-)Ärzten und Pflegediensten werden Vertreter von Pflege und (Zahn-)Ärzteschaft auf dem Hauptstadtkongress vom 8. bis zum 10. Juni in Berlin diskutieren. Bernd Meurer, Präsident des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste (bpa), und Dr. Wolfgang Eßer, Vorsitzender des Vorstands der KZBV, geben einen Vorgeschmack auf die Diskussion.

Sind Sie zufrieden mit dem bisher Erreichten bei der zahnärztlichen Versorgung Pflegebedürftiger und der Kooperation zwischen Zahnärzten und Pflegeeinrichtungen?Dr. Eßer:Die Zahnärzte nehmen die neuen seit 2014 bestehenden Kooperationsmöglichkeiten gut an. Wir verzeichnen Stand heute über 2.700 Kooperationsverträge zwischen Zahnärzten und Pflegeeinrichtungen nach dem SGB V. Uns sind keine Probleme in der Umsetzung bekannt. Das liegt auch daran, dass wir uns vor den Verhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband intensiv mit den Trägerverbänden der Pflegeeinrichtungen über die Bedarfe aus Sicht der Pflege ausgetauscht haben.Meurer:Wir sind auf einem guten Weg. Dort, wo Kooperationen eingegangen wurden, werden sie mit Leben erfüllt und sind für alle drei Seiten – Pflegebedürftige, Zahnärzte und Pflegeeinrichtungen – ein Gewinn. Die Pflegeheime haben erkannt, dass sie mit dieser zusätzlichen Dienstleistung ein wichtiges Signal auch im Vergleich zu anderen Einrichtungen senden. Insgesamt trägt die Zusammenarbeit zwischen den Pflegeeinrichtungen und den Zahnärzten vor Ort zu einer deutlichen Verbesserung der zahnärztlichen Versorgung der Pflegebedürftigen bei.

Wo gibt es noch Verbesserungspotenzial?Dr. Eßer:Durchaus noch ausbaufähig ist die aufsuchende Versorgung in der eigenen Häuslichkeit. Dass der Zahnarzt auch zu den Pflegebedürftigen nach Hause kommt ist noch zu wenig bekannt. Daher haben wir unter anderem zusammen mit dem bpa einen Flyer erstellt, um Betroffene, Angehörige und ambulante Pflegedienste auf diese Möglichkeit aufmerksam zu machen. Die Krankenkassen informieren hier bisher viel zu wenig und kommen ihrer Informationspflicht nicht ausreichend nach. Zudem scheinen die wirtschaftlichen Anreize für die aufsuchende Betreuung noch nicht ausreichend zu sein.Meurer:Wir wollen noch stärker deutlich machen, dass gesunde Zähne oder ein gepflegter und gut angepasster Zahnersatz im Alter die Voraussetzung für eine schmerzfreie und freudige Nahrungsaufnahme und damit eine Grundlage für Lebensqualität sind. Unsere ambulanten Pflegedienste unterstützen gerne dieses Projekt und weisen verstärkt auf die Hausbesuche von Zahnärzten hin. Wir können die Zahl der Kooperationsverträge sicher noch deutlich erhöhen. Es ist schnell zu erkennen, dass es dort, wo Kooperationen auch auf Landesebene beschlossen und durch eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit auf allen Seiten begleitet wurden, mehr lokale Zusammenarbeit gibt und das gemeinsame Projekt der Kooperationsverträge auch bekannter ist.

Was trägt die Pflege zur Mundgesundheit der Patienten bei?Dr. Eßer:Die meisten Pflegekräfte erleben wir als extrem engagiert. Mundgesundheit hat in der Pflege mittlerweile einen größeren Stellenwert erfahren. Das freut uns als Zahnärzte natürlich. Klar ist: Alleine schaffen wir das nicht. Die Kooperation führt zum Erfolg. Die Einbindung der Pflege in die Mundhygiene ist für die Mundgesundheit unerlässlich. Die Motivation zur täglichen Mundhygiene muss von der Pflege (beziehungsweise den Angehörigen) kommen, die den Patienten täglich betreut.

Wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit den Zahnärzten?Meurer:Die Zusammenarbeit funktioniert gut. Die zahnärztliche Versorgung wird von den pflegebedürftigen Menschen gut angenommen und erweist sich für alle Beteiligten als ein Modell, das auch für andere Facharztbereiche wegweisend sein kann. Wir lernen gegenseitig voneinander und dies hilft der Pflege, aber auch den Zahnärzten im Umgang mit pflegebedürftigen Patientinnen und Patienten und sorgt für ein besseres Verständnis untereinander.

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Was kann die Politik dazu beitragen, um die Versorgung zu verbessern und den Zugang zu vereinfachen?Dr. Eßer:Die aufsuchende Betreuung ist ein wichtiger Beitrag zum konkreten Abbau von Barrieren. Das heißt aber nicht, dass nicht auch der Barrierenabbau insgesamt gefördert werden muss, insbesondere in den Arzt- und Zahnarztpraxen. Wir brauchen eine Gegenfinanzierung der erheblichen Kosten für den Praxisumbau. Das können zum Beispiel KfW-Mittel sein. Zinsgünstige Kredite helfen uns dabei allerdings nicht weiter.Meurer:Wir machen deutlich, was an Zusammenarbeit möglich ist, wenn es einen gemeinsamen guten Willen gibt. Dafür würde ich mir einen zusätzlichen finanziellen Anreiz wünschen, der auch ein Mehr an Unterstützung durch unsere Pflegeeinrichtungen ermöglicht. Mit den Zahnärzten machen wir vorbildlich vor, was an Kooperation möglich ist. Das würde ich mir mit Unterstützung der Politik auch von anderen Fachbereichen wünschen.

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