Editorial

Corona-Krise – keine Panik oder bereits doch?

Epidemie, Pandemie, Krise ... Das Corona-Virus mit dem korrekten Namen SARS-Cov-2 verändert seit seiner Ankunft in Deutschland das Leben und Erleben der Menschen dramatisch – trotz der seit Dezember vergangenen Jahres bekannten Nachrichtenlage aus China mit an die 50 Millionen internierten Menschen ... An alarmierenden Meldungen herrscht im Gegensatz zu Toilettenpapier derzeit kein Mangel. Unterstellen wir den Medien positives Bemühen, umfassend informieren zu wollen und weniger Alarmismus zu betreiben. Seither ist die Risikowahrnehmung zwar gestiegen, die Diskrepanz zwischen Wissen und Handeln aber immer noch erheblich.

Wir reden also nicht nur über eine Krise – wir haben eine. Und damit auch allen klar wird, welches Ausmaß diese wirklich hat, legte der französische Präsident Emmanuel Macron am 16. März in seiner Ansprache an die französischen Bürger die verbale Messlatte nochmals einige Stufen höher: „Wir befinden uns im Krieg, einem Gesundheitskrieg, ganz sicher. Wir kämpfen weder gegen eine Armee noch gegen eine andere Nation, aber der Feind ist da, unsichtbar, flüchtig und auf dem Vormarsch. Und das erfordert unsere allgemeine Mobilisierung. Wir befinden uns im Krieg. Alle Maßnahmen der Regierung und des Parlaments müssen nun auf die Bekämpfung der Epidemie ausgerichtet werden, Tag und Nacht. Nichts darf uns davon ablenken.“ Diese Worte lassen wenig bis keinen Interpretationsspielraum und klingen sehr nach dem Leitspruch des ehemaligen Präsidenten der EZB, Mario Draghi: „Whatever it takes.“ Auch wenn wir uns in Deutschland mit einschränkenden Maßnahmen (vielleicht) deutlich schwerer tun und der Abstimmungswahnsinn in föderalen Strukturen dem französischen Weg entgegensteht, sind wir auch nach der eher „mütterlichen“ Ansprache von Kanzlerin Merkel politisch auf einem ähnlichem Trip. Nur wo er hinführen wird, ist noch nicht so ganz klar.

Wenn man so will, sind wir alle Teil eines gigantischen gesellschaftspolitischen Experiments, das mit Verschwörungstheorien nur wenig zu tun hat, sondern mit der gleichzeitig erfolgenden faktischen Stilllegung des öffentlichen Lebens. Social Distancing und der sogenannte Shutdown sind mit Blick auf den Infektionsschutz wesentlich, auf der anderen Seite führen sie zu einer Vollbremsung in großen Teilen unserer Realwirtschaft. Und das hat Folgen: Der Einbruch auf der Nachfrageseite ist bereits deutlich spürbar (es sei daran erinnert, dass Wirtschaft mehr ist als leergekaufte Supermarktregale), der Einbruch auf der Angebotsseite durch den Bruch relevanter Lieferketten schon etwas länger. Die Globalisierung hat nun mal als Konsequenz, dass Made in Germany sich nur noch auf den Ort der „Fertigstellung“ bezieht – die Wertschöpfung findet hingegen weltweit statt. Auch die Erfahrung vieler Zahnärzte, die an die Technik ihrer Behandlungseinheiten gerne selbst Hand anlegen, zeigt: Ersatzteile kommen weitestgehend aus China ...

Damit es zu keinem Kahlschlag in den wirtschaftlichen Strukturen dieses Landes kommt, ist es entscheidend, dass die Liquidität der Unternehmen – ob groß oder klein – erhalten bleibt. Inwieweit hier die staatlichen Ankündigungen einer vereinfachten Kreditvergabe, Steuerstundung etc. ausreichend sein werden, wird in wenigen Wochen sichtbar werden. Der am 23. März vom Kabinett beschlossene „Gesetzentwurf zum Ausgleich COVID-19-bedingter finanzieller Belastungen der Krankenhäuser und weiterer Gesundheitseinrichtungen“ (COVID-19-Krankenhausentlastungsgesetz) verspricht jedenfalls bei „zu hohen Umsatzminderungen Schutz durch Ausgleichszahlungen sowie zeitnahe Anpassungen der Honorarverteilung“. Angesichts der typisch deutschen Bürokratie und der Limitierungen auf Bankenseite durch die strikten Regelungen Basel III sollte man sich tunlichst nicht ausschließlich darauf verlassen.

Für die Inhaberinnen und Inhaber von Zahnarztpraxen lauten deshalb jetzt die entscheidenden Fragen: Wie hoch ist der Umsatzrückgang, wie die Prognose für den weiteren Verlauf in drei, sechs und neun Monaten und wie verhält sich dies zu den fixen und variablen Kosten der Praxis? Wenn dann beim Blick auf die eigene Liquidität die Finanzdecke für keine drei Monate reicht, dann werfen Sie bitte sofort den Rettungsanker und beantragen Kurzarbeitergeld. So können Sie wirtschaftlich notwendige Kündigungen umgehen und Ihr bewährtes Praxisteam zusammenhalten.

Die Situation ist außergewöhnlich. Dennoch ist es in vielerlei Hinsicht hilfreich, die Fortbildung nicht zu vergessen. Da Präsenzveranstaltungen auf absehbare Zeit nicht möglich sein werden, bieten sich Online-Fortbildungen an. Das Angebot an qualifizierten CMEs ist groß. Wer es noch nicht gemacht hat: Probieren ist studieren!

Bleiben Sie achtsam und gesund!

Dr. Uwe Axel Richter

Chefredakteur

Dr. Uwe Axel Richter

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