Zur Lage der deutschen Dentalindustrie

Digitaler Schub durch Corona

Auch die deutsche Dentalbranche brach im Zuge der Corona-Pandemie ein. Zwar gibt es bislang keine belastbaren Zahlen, fest steht aber: Die Industrie hat die Zeit genutzt, um die Digitalisierung vor allem bei der Kundenbetreuung weiter auszubauen. Aber was heißt das für die IDS?

Pioniergeist in der Krise zeigen“ – so hat der Verband der Deutschen Dentalindustrie (VDDI) seinen Geschäftsbericht 2019/2020 überschrieben und damit die Marschrichtung der Branche aufgezeigt. Rückblickend wird die Entwicklung so skizziert: Bis Anfang März stand die Dentalindustrie laut VDDI-Treuhandumfrage von Anfang 2020 gut da. Mit 5,249 Milliarden Euro Gesamtumsatz (+4,1 Prozent), davon 3,204 Milliarden Euro im Exportgeschäft (+2,6 Prozent) und 2,046 Milliarden Euro auf dem Heimatmarkt (+6,3 Prozent) konnten sich die Unternehmen 2019 im Vergleich zu 2018 gut behaupten. Für das Jahr 2020 hatte die Branche weiter steigende Zahlen erwartet.

Der Lockdown legte das Geschäft nahezu lahm

Mit dem Lockdown gingen die Patienten dann weniger bis gar nicht mehr zum Zahnarzt, hinzu kam der Mangel an Schutzausrüstungen für Mitarbeiter. Hamsterkäufe branchenfremder Verbraucher führten zu temporären Engpässen bei Desinfektionsmitteln und Anästhetika, Zulieferer von Grundstoffen konnten nicht im gewohnten Umfang liefern, Zulieferer von Materialien wie Behältnissen waren gar nicht mehr lieferfähig, gut eingespielte Lieferketten rissen ab.

Das Arbeitsaufkommen in den Praxen sank zwischen Februar und April bekanntlich um 50 Prozent, zwei Drittel machten Kurzarbeit. Die Zahntechnik traf es laut VDDI noch härter: In 90 Prozent der Labore besteht noch immer umfangreiche Kurzarbeit, 80 Prozent der Betriebe haben die staatliche Soforthilfe beantragt. Der Auftragseingang kam einem Stillstand gleich. Alles mit erheblichen Folgen für die Dentalindustrie.

„Exevia“ zeigt nun jedoch, dass es auf niedrigem Niveau aufwärts geht. Der Dental-Marktmonitor ermittelt, welche Waren von deutschen Zahnarztpraxen eingekauft werden. Nimmt man den Februar 2020 als Referenzmonat mit einem Wareneinkauf bei 100 Prozent, so brach dieser in der KW 15 (6.4.–12.4.) auf 24 Prozent ein, stieg in der KW 19 (4.5.–10.5.) auf 61 Prozent und sank in der KW 23 (1.6.–7.6.) wieder auf 56 Prozent. Der Wareneinkauf im Bereich von Verbrauchsgütern und Instrumenten ging demnach im 1.Halbjahr 2020 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um fast ein Drittel zurück.

Es geht auf niedrigem Niveau wieder aufwärts

Rezepte aus der Krise heraus? Online-Bestellmöglichkeiten wurden ausgebaut, Webshops als Verkaufskanäle eingerichtet – gerade bei Materialien erwies sich dies als guter Weg zur Neukundengewinnung. Innerbetrieblich wurden Einsparpotenziale gesucht und die Abläufe optimiert. Eine logische Folge waren – wo möglich – Kurzarbeit und Homeoffice. Auch die Kommunikationsmaßnahmen wurden innerbetrieblich ausgebaut, etwa Videokonferenzen mit Händlern und Kunden, bestehende IT-Kapazitäten erweitert und es wurde in die Infrastruktur investiert. Fakt ist: Die Branche hat sich schnell umgestellt, bilanziert der VDDI.

Was Kundenansprache und Marketing betrifft, hat die Dentalindustrie generell den ohnehin schon stark vorhandenen Online-Bereich weiter ausgebaut, um Endkunden und Anwender anzusprechen: Statt Messen und Firmenevents werden Online-Seminare und spezielle Schulungsseminare veranstaltet und die Ansprache über sozialen Netzwerke wird ausgebaut. Produktvideos und Animationen gewinnen einen neuen Stellenwert. Inzwischen steigt auch der Anteil an „hybrider Fortbildung“ – ein Mix aus Präsenzveranstaltungen und virtuellen Komponenten.

Bundesverband Dentalhandel

Lutz Müller, Präsident des Bundesverbandes Dentalhandel (BVD):

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BVD

BEGO Gruppe

Anja Sohn, Director Brand & Marketing Communications, BEGO, und Maike Wachendorf, BEGO Implant Systems GmbH & Co. KG, Bremen:

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BEGO

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BEGO

Die BEGO Firmengruppe ist einer der international führenden Spezialisten im Bereich der Dentalprothetik und Dentalimplantologie. Zahntechnikern und Zahnärzten bietet das 1890 gegründete deutsche Traditionsunternehmen Geräte, Instrumente, Werkstoffe, Implantate, Dienstleistungen und Verfahren zur Herstellung und Verarbeitung von Zahnersatz. Bereits in fünfter Generation inhabergeführt vom geschäftsführenden Gesellschafter Christoph Weiss, beschäftigt BEGO weltweit rund 450 Mitarbeiter.

VOCO GmbH

Olaf Sauerbier, Geschäftsführer VOCO GmbH, Cuxhaven:

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VOCO

Die VOCO GmbH in Cuxhafen bietet Zahnarztpraxen und Dentallaboren in über 100 Ländern Medizinprodukte für die präventive, restaurative, prothetische und digitale Zahnheilkunde an. Dazu zählen Prophylaxe-Präparate, Füllungsmaterialien verschiedener Materialklassen, Fissurenversiegeler, Stumpfaufbau- sowie Kronen- und Brückenmaterialien oder Produkte für den 3-D-Druck.

Renfert GmbH

Sören Hug, Geschäftsführer CEO Renfert GmbH, Hilzingen

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Renfert

Die inhabergeführte mittelständische Renfert GmbH beschäftigt rund 200 Mitarbeiter. Der Hauptfirmensitz liegt in Hilzingen in der Bodenseeregion. Renfert entwickelt und produziert hochwertige dental-technische Geräte, Instrumente und Materialien. Hauptanwender sind weltweit zahntechnische Labore und Zahnarztpraxen.

Was Forschung und Entwicklung betrifft, scheint es keine nennenswerten Einschnitte zu geben. Rund neun Prozent investiert die Branche laut VDDI. Und die Folgen für den Export? International gebe es Beeinträchtigungen bei den Lieferketten, beim Materialeinkauf und bei der Distribution von Waren und Gütern. So entständen etwa erhöhte Kosten für Luftfracht, da weniger Flieger abheben. Mittlerweile aber nähmen die internationalen Geschäfte wieder an Fahrt auf.

Mark Stephen Pace, Vorstandsvorsitzender des VDDI und Geschäftsführer der Dentaurum GmbH & Co KG in Ispringen, sieht als Folge der Corona-Krise Umsatzeinbrüche auf der einen Seite – aber auch Chancen auf der anderen. Pace: „Die Pandemie hat zwei entscheidende Auswirkungen auf die Dentalindustrie: Erhebliche wirtschaftliche Umsatzeinbrüche auf dem Heimatmarkt und beim Export – das ist die negative Seite der Krise. Andererseits hat unsere Industrie diese Krisenzeit genutzt, um mit einem weiteren digitalen Entwicklungsschub vor allem bei der Kundenbetreuung über Webinare und hybride Kommunikation die Potenziale der Digitalisierung weiter auszubauen und zu nutzen.“

Die IDS 2021 soll stattfinden

Große Hoffnungen setzt die Branche in die 39. Internationale Dental-Schau (IDS), die im Frühjahr 2021 wieder in Köln stattfinden soll. Derzeit sind 1.276 Aussteller angemeldet. Nach Beratungen im VDDI und der Prüfung des alternativen Messeformats mit hybriden Elementen durch die koelnmesse entschied sich der VDDI-Vorstand am 6. Oktober für folgende Maßnahmen zur Durchführung der Messe:

  • Die IDS dauert vier statt fünf Tage – vom 10. bis zum 13. März 2021.

  • Geländedesign und Hallenverteilung werden neu geplant, um die mehr als 1.200 Aussteller nach den Corona-Schutzbestimmungen sicher zu verteilen und den Besucherverkehr mit mehreren Zugängen und mehr Sicherheitsabstand zu gestalten.

  • Es entstehen neue Standflächen, breitere Gänge, zusätzliche Verkehrs- und Ruheflächen.

  • Die Koelnmesse bietet auf einer digitalen Plattform zusätzlich hybride Tools an, um die Präsenzmesse sinnvoll zu ergänzen. Somit können auch Gäste oder Aussteller von Übersee an der IDS 2021 teilnehmen.

„Wir haben es uns nicht leicht gemacht, darin übereinzukommen, die IDS mit dem neuen Konzept durchzuführen“, sagte Pace: „Ich bin froh, dass wir nun Gewissheit haben und dass alle nun gemeinsam daran arbeiten, die 39. IDS 2021 auch unter den Einschränkungen der Krise als Plattform der Dentalbranche anbieten zu können.“

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