Zahnarzt-Software in der Praxis

Prophylaxe und Kalkulation

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Drei aktuelle Angebote aus den Softwareschmieden stehen auf dem Prüfstand. Sie beschäftigen sich mit Prophylaxe und Honorarkalkulation. Wie leistungsfähig sind die Programme, welche Anforderungen stellen sie – und welchen Nutzen hat der Zahnarzt? Hier einige Erfahrungen aus und Tipps für die Praxis

„Prophylaxe interaktiv“nennt sich die neue CD des Prophylaxe-Spezialisten Dr. Lutz Laurisch aus dem rheinischen Korschenbroich. Zum günstigen Preis von 58 Euro legt der Quintessenz Verlag einen Titel vor, der einige vorbildliche Prinzipien verwirklicht. An erster Stelle ist sicherlich dabei die Verwendung von offenen Internet-Standards zu sehen: Die eigentliche Präsentation ist nichts anderes als eine Webseite auf CD. Mit einigen geringfügigen HTML-Kenntnissen ist so jedem Anwender die Modifizierung und Personalisierung von Daten möglich, zum Beispiel auch das Einfügen eigener Bilder. Ein positiver Effekt dieser Wahl ist ebenfalls die systemübergreifende Konzeption, so dass die CD auf allen PC- und Macintosh- Systemen lauffähig ist. Die Videos werden dabei von Mediaplayer oder Quicktime (ab Version 3.0) abgespielt. Auch die 32 MB Speicher (bei Windows: 64 MB) und Windows 95 oder Mac OS 7.5 als benötigte Betriebssysteme sind so niedrige Anforderungen, dass fast jedes Computersystem geeignet ist. Ein Programmablauf unter Linux ist für entsprechende Spezialisten wohl auch kein Problem.

Javascript sollte aktiviert sein, um die ganze Funktionalität der CD nutzen zu können – hier braucht man keine Angst vor Sicherheitsproblemen zu haben. Die Inhalte sind nach der fehlerfreien Installation der notwendigen Programme (Microsoft Internet Explorer, Windows Mediaplayer Version 7 und Netscape Communicator werden mitgeliefert) auch direkt von CD nutzbar. Resümierend ist festzustellen, dass Installation und Betrieb des Programms absolut problemlos sind. Dennoch gibt es einige Nutzungseinschränkungen, zum Beispiel fehlerhafte Hover-Links (Problemlösung: Links unter Eigenschaften auf „immer aktiv“ setzen). Dies ist ärgerlich, da entsprechende Querverweise in dem gut 100 Stichworte umfassenden Lexikon unter Umständen nicht direkt als solche erkannt werden können.

Die Zielgruppe der CD ist der prophylaktisch tätige Zahnarzt, sicherlich auch das entsprechend ausgebildete zahnärztliche Hilfspersonal. Es sind nur geringe Vorkenntnisse notwendig, wenn man die Inhalte der CD erfassen möchte; aufgrund des reichhaltigen Fundus der CD, die durchaus als Lernund Fortbildungsmedium bezeichnet werden kann, ist ein Überblick über den Stand der modernen zahnmedizinischen Prophylaxe möglich.

Die CD beginnt mit der Notwendigkeit einer Risikoeinstufung. In drei Stufen wird dabei von Laurisch das Konzept weitergeführt, das er mit der Entwicklung seiner Bakterien- Tests für Vivadent (CRT) und der Einbettung in einen Prophylaxe-Rahmenplan (CRTSchema) vor einiger Zeit vorgelegt hat. Insofern sind die Inhalte nicht systemunabhängig; als großer Nachteil ist zu werten, dass Laurisch ausschließlich pro domo spricht. Testsysteme anderer Firmen finden keine Erwähnung, in den Abbildungen findet sich ausschließlich das Testsystem von Vivadent. Angesichts der diskutierten problematischeren Ablesbarkeit wäre eine objektivere Darstellung schöner gewesen. Aber nichtsdestotrotz: Gibt man sich dem Laurisch- System hin, so vermittelt die CD die notwendigen Inhalte. Zur dreigeteilten Risikoklassifizierung kommen ergänzend die Faktoren Pufferkapazität und Speichelfließrate hinzu.

In den einzelnen Bereichen findet man eine klare Strukturierung in Mikrobiologischen Befund, Klinischen Befund, Bewertung, Therapie und Häusliche Maßnahmen. Inhaltlich findet sich das wieder, was in den gängigen Prophylaxe-Lehrbüchern zu finden ist. Erfreulich ist, dass Laurisch anscheinend auch Unterstützung anderer, bekannter „Prophylaktologen“ gefunden hat: Auch Bilder von Hellwege finden sich auf der CD.

Neben den Texten ist das Bildmaterial von inhaltlich guter Qualität und verdeutlicht in den meisten Fällen den transportierten Inhalt. Ärgerlich ist, dass einige der eingescannten Dias nicht nachbearbeitet wurden und durch Staub und Flusen verunstaltet sind. Mit 14 MB belegen diese Bereiche nicht sonderlich viel Platz, aber die zusätzlichen 28 bekannten Videos (mit Genehmigung von Dr. Gerd Basting und Ivoclar/Vivadent) füllen nochmals 528 MB auf. Die Mehrfachverwertung dieses (durchaus guten) Materials, das sich schon auf einigen digitalen Produktionen findet, ist erstaunlich.

Insgesamt ist „Prophylaxe interaktiv“ eine interessante, in sich geschlossene Lern-CD, die versucht, ein bekanntes prophylaktisches Konzept mit neuen Medien zu transportieren. Eine wirkliche Interaktivität hat die CD aber nicht vorzuweisen – dazu gehört heutzutage mehr als ein paar Klicks auf entsprechende Links. Den interaktiven Mangel macht besonders das Kapitel „online“ deutlich, das mit drei Links zu Quintessenz- Internetseiten und zur Kursseite von Laurisch führt. Die Quellen für Informationen zur Prophylaxe im Internet sind so vielfältig, dass man hier wohl eher von Verweigerungshaltung sprechen kann. Schade auch, dass ein Literaturverzeichnis fehlt: Das Medium CD hätte diese Querverweise ideal möglich gemacht. Es bleibt also noch einiges zu tun für die nächste Auflage – doch ein guter Anfang ist gemacht. Vor allem angesichts des guten Preis-Leistungs-Verhältnisses kann die CD sehr empfohlen werden.

• Weitere Informationen und Screenshots:www.multimediapraxis.de

„Prophyplan“heißt eine Software, die von Dr. Doris Wallesch-Gladzinski, Bad Camberg, vertrieben wird. Die Windows-Software umfasst ein in Zusammenarbeit mit der Uni Witten-Herdecke (Univ-Prof. Dr. Peter Gängler) prophylaktisch orientiertes Programmpaket aus zwei Programmteilen. Für alle Modifikationen der Grundeinstellungen muss man daher zuerst das Hauptprogramm beenden und die Leistungsverwaltung starten – eine wenig elegante Konstruktion, zumal die beiden Programmteile noch nicht einmal verlinkt sind. Es werden Leistungen mit Leistungsnummer, Analogbezeichnung, Art und GOZ-Abschnitt erfasst, wobei aber tragischerweise die Bearbeitung der Daten nur hinsichtlich der Preise möglich ist. Immerhin können aber Leistungsgruppen aus diesen Grunddaten zusammengestellt werden.

Die eigentliche Verarbeitung dieser Daten erfolgt im Modul ET ProphyPlan (getestete Version 3.0.0; 32 MB Speicheranforderung, 800 mal 600 Pixel Bildschirmauflösung). Hier werden Patientendaten verwaltet, Heilund Kostenpläne geschrieben und diagnostische Daten erfasst. Die Erfassung der Indizes kann durch selektive Auswahl der Minimal/ Maximaleinträge auf den praxisgängigeren API und SBI-Index beschränkt werden. Eine Wahlliste mit Faktoren führt zur Berechnung von Karies- beziehungsweise Parodontitis-Risiko und der konsekutiven Risikoeinstufung.

Man mag darüber hinwegsehen, dass im Programm der größte Unsinn eingegeben werden kann: Die fehlende Prüfung der GOZ-Abrechnungsrichtlinien ist ärgerlich. Die einfache, schmucklose Oberfläche leidet unter der unergonomischen, selbstgestrickten Bedienung, da sie von den aktuellen Windows-Standards erheblich abweicht. Die Integration in vorhandene Verwaltungssoftware ist nicht möglich, da ein Datenimport nicht angeboten wird. Selbst die Auswahl eines Installationspfades ist nicht vorgesehen. Eine Rechnungsverwaltung (zum Beispiel bei Teilzahlungen) ist nicht möglich. Die Editierung der Druckvorlagen für HKP oder Rechnung ist nicht möglich, ebensowenig die Suche nach Leistungsbezeichnungen (nur nach Nummern) oder eine Anpassung des Leistungskatalogs. „ProphyPlan ist ein Programm, das es dem Praxisteam ermöglicht, erwachsenen Patienten ein komplettes Individualprophylaxe- Konzept anzubieten“, heißt es in der Beschreibung. Von Konzeption kann aber keine Rede sein, denn dazu gehört mehr als die Listung von Abrechnungspositionen und Berechnung von Indizes – kein Ruhmesblatt für die beteiligte Uni Witten- Herdecke. Die 390 Euro sind damit einfach zuviel für ein (äußerlich) antiquiertes Programm mit eingeschränkter Funktionalität.

• Weitere Informationen und Screenshots:www.multimediapraxis.de

„HonorarManager“nennt sich das Programm des Zahnarztes Dr. Hartmut Falkenthal aus Leonberg, das er mit der Brüger Ärztesoftware, Hannover, verwirklichte. Von ihr wird auch das ähnlich konzipierte, aber weitergehende Programm „Arztmanager“ (zirka 250 Euro) vertrieben.

Der „HonorarManager“ ist ein Programm zur betriebswirtschaftlichen Honorarkalkulation und zur Berechnung bezahlter Behandlungszeit, das mit einem 30-seitigen Handbuch in einem stabilen Schuber geliefert wird und acht MB auf der CD benötigt. Mit 20 MB Festplattenkapazität, 16 MB Ram und einer Bildschirmauflösung von mindestens 800 mal 600 Punkten sind die Anforderungen gering, wobei die Lauffähigkeit unter fast allen Windowsversionen gegeben zu sein scheint. Ärgerlich ist es aber, dass das Programm laut Handbuch mit gelegentlichen CD-Zugriffen einen Kopierschutz etabliert und damit den datenträgerlosen Betrieb verhindert.

Bisher erschienen zwei kleinere Updates der Software, wobei, so der Hersteller, Updates kostenlos bei übernommenen Anregungen der Nutzer geliefert werden. Eine Hotline ist theoretisch zwischen neun und 18 Uhr erreichbar.

Der Honorarmanager umfasst die Gebührenordnungen GOÄ, GOZ, EBM und BEMA für Arzt und Zahnarzt, wobei jedoch Punktwerte eingegeben und angepasst werden müssen. Ein Einführungsassistent erleichtert die umfangreiche Datenanpassung (eine Bearbeitung von etwa 20 Punkten ist notwendig), wobei sogar so triviale Dinge wie der GOZ-Punktwert erst erfasst werden müssen. Immerhin erhält man als Unterstützung des rund 150 Euro teuren Programms auch einige Hilfetexte und Hilfsfenster und eine funktionale, wenn auch durch Mehrfachzugriffe künstlich aufgemotzte Programmoberfläche. Insgesamt 18 Analogleistungen können im HonorarManager eingegeben und durchgerechnet werden.

Was macht das Programm nun? Aus den eingegeben praxisspezifischen Umsatzwerten wird eine Kenngröße errechnet. Diese Kenngröße dient dazu, bei festgelegten Honoraren (etwa BEMA) die bezahlte Behandlungszeit und bei variablen Honoraren (GOZ oder GOÄ) den betriebswirtschaftlich erforderlichen Honorarfaktor zu ermitteln. Die Berechnungen sind für den Arzt wie auch den Zahnarzt geeignet.

Ein Beispiel: Wenn Sie einen gewünschten zahnärztlichen Honorarumsatz von 175 Euro pro Stunde eingeben, so errechnet Ihnen der Honorarmanager eine bezahlte Behandlungszeit für die GOZ 100 (Prophylaxe- Sitzung) von acht Minuten und 40 Sekunden. Im Bereich GOZ-Planung/Nachkalkulation kann man dann mit einem Schieberegler den GOZ-Faktor gleitend verändern, bis er zum Beispiel der Zeitwert 25 Minuten erreicht. Das entspricht dann einem GOZ-Faktor von 6,6. Die vorherige Honorarvereinbarung ist ein Muss. Eleganterweise gibt es aber die Möglichkeit, diese Kalkulation für verschiedene Praxismitarbeiter durchzuspielen. Bei einem angenommenen Honorarumsatz von 60 Euro pro Stunde rechnet sich das Ganze für die ZMF/ZMA mit 25 Minuten und 18 Sekunden. Bei all diesen Überlegungen hilft der Honorarmanager.

Die Funktionalität des Programms ist gut zugänglich, wenn sie auch einer gehörigen Portion Vorarbeit bedarf. Immerhin wird man – gerade im Bereich der Ermittlung des notwendigen Honorarumsatzes (also des praxisspezifischen Kostenschlüssels) an die Hand genommen. Diejenigen, die es sich einfach machen wollen, schauen auf die Kostenseite ihrer letzten Einnahmen-Überschuss- Rechnung. Diejenigen, die es billig machen wollen, greifen zu Ihrer Tabellenkalkulation. Diejenigen, die 150 Euro übrig haben, greifen zum Honorarmanager. Schade eigentlich nur, dass unsere Kostenseite bei der Bemessung unserer Honorare durch den Gesetzgeber schon seit Jahren kein Interesse weckt – da gibt es nichts zu managen.

Dr. Henry SchneiderRurstr. 47a52441 Linnichwww.DeutscheDental.deE-Mail:za@kariesfrei.de

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