Die Branche trumpft auf
Wenn die deutsche Dentalindustrie weltweit einen guten Ruf genießt“, so Harald Russegger, Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Dental Industrie (VDDI), „beruht das nicht zuletzt auf der Tatsache, dass ihre Unternehmen überdurchschnittlich viel für die Forschung und Entwicklung aufwenden.“ Die hohe Innovationskraft sei maßgeblich dafür verantwortlich, dass die hiesigen Unternehmen weltweit und tonangebend mitspielen können – auch wenn sie mit ihren mittelständischen Strukturen keine klassischen „Global Players“ sind.
Als Beweis nennt Russegger Ergebnisse einer Umfrage unter Besuchern der vergangenen Internationalen Dental-Schau (IDS) in Köln. So betrachten 85 aller Befragten die deutsche Dentalindustrie als „weltoffen und global“, 78 Prozent als „innovativ und forschungsorientiert“ und 70 Prozent als „kreativ und modern“. Gleichzeitig geben 76 Prozent an, für sie sei die Branche „traditionsund qualitätsbewusst“. Russegger: „Dies sind Werte, die für die deutsche Dentalindustrie und unseren Verband gleichzeitig Anerkennung und Ansporn sind.“
Wer die rund 200 Mitgliedsunternehmen des VDDI aus der Nähe betrachtet, bemerkt: Die deutsche Dentalindustrie ist nach wie vor überwiegend mittelständisch strukturiert. Umso bemerkenswerter ist es, dass es sich bei zahlreichen Firmen um regelrechte „Global Players“ handelt. Die Dentalindustrie, so der VDDI, sei ein treffendes Beispiel dafür, „dass der Weltmarkt auch und gerade kleinen und mittleren Unternehmen gute Chancen bietet“.
Wer hier erfolgreich sein will, muss allerdings hoch pokern. „Ein hohes Maß an Flexibilität und unternehmerischem Engagement“ sei notwendig. Und gerade bei kleineren Firmen sei es nicht ungewöhnlich, dass „der Inhaber selbst auch sein bester Exportleiter“ ist.
Im Gegensatz zur Situation auf dem Dentalmarkt stellt sich die gesamtwirtschaftliche Lage in Deutschland alles andere als rosig dar. Laut einer Analyse des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts in der Hans Böckler Stiftung hat sie sich nämlich „seit der weltwirtschaftlichen Abschwächung im letzten Jahr erheblich verschlechtert“. Innerhalb der Länder der Europäischen Währungsunion lag Deutschland beim Wirtschaftswachstum auf dem elften Platz, nur eine Position vor Schlusslicht Finnland.
Das deutsche Bruttoinlandsprodukt sackte im Jahr 2001 dramatisch ab. Während im Jahr 2000 noch ein Wachstum von drei Prozent festzustellen war, veränderte sich das Bruttoinlandsprodukt im Vorjahr lediglich um 0,6 Prozent. In den neuen Bundesländern war es sogar leicht rückläufig.
Als nahezu dramatisch schlecht beschreibt der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) die Situation des deutschen Mittelstandes. Einer aktuellen Analyse zufolge ist die Ertragslage unzureichend. Rund ein Drittel aller mittelständischen Unternehmen arbeite ohne Gewinn. Auftragsund Umsatzentwicklung seien insgesamt rückläufig und die Eigenkapitaldecke der Betriebe sei zu dünn. Bereits Anfang des Jahres mahnte DSGV-Präsident Dietrich H. Hoppenstedt: „Die Situation der mittelständischen Wirtschaft ist Besorgnis erregend, eine Besserung ist derzeit nicht in Sicht.“
Das Blatt hat sich immerhin ein wenig gewendet. Die „milde Rezession“, die auch vom Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Archiv (HWWA) seit Mitte des vergangenen Jahres beobachtet wurde, ist augenscheinlich überwunden. Obwohl die Terroranschläge vom 11. September noch nachwirken, haben sich die Konjunkturperspektiven in Deutschland seit Anfang dieses Jahres merklich aufgehellt. „Die Weltwirtschaft“, so die zusammenfassende Prognose des HWWA, „steht vor einem Aufschwung.“ Wenn sich bei der deutschen Wirtschaft seit Anfang dieses Jahres eine Verbesserung abzeichnete, so lag das weniger an der Binnennachfrage. „Die konjunkturelle Belebung bewegt sich noch auf schmalem Grad“, weiß Dr. Eckhardt Wohlers, Makroökonom am HWWA. „Getragen wird sie bisher allein vom Export.“ So sei die Nachfrage aus dem Ausland seit Ende 2001 wieder „deutlich aufwärts gerichtet“ und die Ausfuhren seien nach der Jahreswende „deutlich gestiegen“. Deutschland ist derzeit weltweit die zweitgrößte Exportnation – mit einer positiven Handelsbilanz.
Gleichzeitig, so Wohlers, seien die Importe zurückgegangen – weshalb der außenwirtschaftliche Bereich insgesamt seit Anfang 2002 „einen beträchtlichen Wachstumsbeitrag leistete“. Für die Situation im eigenen Land war das wachsende Auslandsgeschäft ohne Folgen: Sie blieb bis dato schwach.
Der Umsatz wächst
Für die Dentalindustrie haben im vergangenen Jahr anscheinend andere Spielregeln gegolten als für die Gesamtwirtschaft. In seinem Geschäftsbericht für 2001 stellt der VDDI fest, dass „ein erfolgreiches Jahr“ hinter seinen Mitgliedsunternehmen liegt. „Sowohl im Inland als auch im Ausland konnten erfreuliche Umsatzzuwächse erzielt werden.“ Nachdem 1999 „deutliche Abschwächungstendenzen“ und „zum Teil beachtliche Rückgänge“ beobachtet wurden, sei seit 2000 ein Aufwärtstrend festzustellen. Maßgeblich wird er allerdings – neben dem erfolgreichen Auslandsgeschäft – von den Ergebnissen in der Verbrauchsgüterindustrie getragen.
Trotz zunehmender Globalisierung und zahlreicher Fusionen und Übernahmen internationaler Dentalunternehmen sei es gelungen, die Position auf den ausländischen Märkten zu behaupten. Hierbei, so der VDDI, sei der deutschen Dentalindustrie besonders zugute gekommen, „dass sie als exportintensiver Industriezweig traditionell auf den Märkten der Welt zu Hause ist“.
„Natürlich“, so VDDI-Geschäftsführer Russegger, „muss man differenzieren.“ Die Zuwächse seien in den vergangenen Jahren spürbar gewesen, allerdings seien diese bei genauer Betrachtung durch das Auslandsgeschäft zustande gekommen. „Wir profitieren eindeutig davon, dass wir im Export eine starke Position haben.“
Allem gesteigerten Umsatz zum Trotz: Die eigene Ertragssituation wird von der Branche als nicht so rosig eingestuft. Rund 38 Prozent beurteilen sie als „gut“, gut 45 Prozent als „ausreichend“ und fast 17 Prozent als „unbefriedigend“ – für den VDDI eine Folge der Steuer- und Abgabenbelastung. „Die Marktanteile, die wir im Umsatz haben, gehen oft zu Lasten der Gewinnspannen und Erträge“, erklärt Russegger. „Anders als große Konzerne kann unser Mittelstand der Steuer kaum ausweichen.“ Für das laufende Jahr gibt sich die deutsche Dentalindustrie jedoch optimistisch. In Bezug auf das Inland rechnen rund 55 Prozent der Firmen im VDDI erstmals wieder mit einer Steigerung. Ausschlaggebend ist wohl die Lage im Verbrauchsgüterbereich. Aber immer noch erwarten 17,5 Prozent einen Umsatzrückgang.
Deutlich positiver wird das Auslandsgeschäft gesehen: Mehr als 72 Prozent der befragten Unternehmen sind sicher, dass hier mit einer Steigerung zu rechnen ist, nur drei Prozent zeigen sich diesbezüglich pessimistisch.
Eklatanter Pessimismus
Wenig optimistisch gibt sich derweil der Verband Deutscher Zahntechnikerinnungen (VDZI). „Die aktuelle Umsatzentwicklung im ersten Halbjahr weist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum weiter nach unten“, so der VDZI. Auffälliges Ergebnis einer aktuellen Umfrage unter Mitgliedern sei eine deutlich negative Einschätzung der Zukunftserwartungen: Während nur zehn Prozent der Betriebe mit einer Verbesserung der Situation rechnen, erwarten mehr als 40 Prozent eine Verschlechterung.
Dieser „eklatante Pessimismus“ in der Zahntechniker-Branche sei, so der Verband weiter, durch ungenügende Preisentwicklungen in den Verhandlungen mit den gesetzlichen Krankenkassen begründet und außerdem eine sinkende Investitionsbereitschaft zurückzuführen.
Ein Blick in die Statistik zeigt, dass neben dem im Vergleich zum Vorjahr gestiegenen Gesamtumsatz auch der Exportanteil der deutschen Dentalindustrie zugelegt hat. War es im Jahr 2000 noch gut eine Milliarde Euro, die im Ausland verdient wurde, so lag diese Summe im vergangenen Jahr bei mehr als 1,2 Milliarden Euro – eine Steigerung um fast 19 Prozent, weshalb das Exportgeschäft vom VDDI auch als „Motor unserer Industriekonjunktur“ gesehen wird. Denn gleichzeitig stieg der Gesamtumsatz von 2,6 Milliarden Euro im Jahr 2000 auf 2,8 Milliarden Euro im Jahr 2001.
Im Klartext heißt das: 90 Prozent aller vom VDDI im Rahmen der Umsatzerhebung befragten Unternehmen konnten im vergangenen Jahr auf steigende oder gleich bleibende Umsätze beim Exportgeschäft zurückblicken. Eine gewisse Stagnation verzeichnete lediglich der Umsatz in Mittelund Südamerika. Rund 50 Prozent aller befragten Unternehmen konnten in dieser Region lediglich einen „gleich bleibenden“ Umsatz feststellen, mehr als 20 Prozent berichteten von einem Rückgang.
Den stärksten Zuwachs verzeichnete das Geschäft in Osteuropa, gefolgt vom westeuropäischen und fernöstlichen Markt. Während der osteuropäische Markt aber zunehmend für die deutsche Dentalindustrie an Bedeutung gewinnt, sind die Hindernisse, hier ins Spiel zu kommen, recht hoch. Üppige Gebühren für die Zertifizierung und Schwierigkeiten, einen geeigneten Vertrieb zu finden können ausschlaggebend sein, um ein Unternehmen fern zu halten.
„Wir waren immer schon im Osten aktiv“, erklärt Thomas Jessel, Marketingmanager von VOCO, „aber wenn ich heute ein Neuankömmling in dem Bereich wäre, dann würde ich mir das gut überlegen.“ Ähnlich sieht es Evelyn Bausch, Mitinhaberin der Dr. Jean Bausch KG, die allerdings schon seit 14 Jahren einen Vertrieb in Moskau hat und auch in Polen vertreten ist.
„Diese ganze Zertifizierungspraxis ist schwer durchschaubar“, räumt auch Russegger ein. „Soweit es aber angrenzende Länder betrifft, wie Polen oder Tschechien, gibt es kaum Beschwerden.“ Ein deutlich komplizierterer Markt sei da schon Russland, zumal hier erst einmal ein geeigneter Importeur gefunden sein will. Russegger:
Auch die Regionen Asien und Pazifik sorgen für Optimismus in der Dentalindustrie. Nach Angaben des weltweiten Industrieverbandes International Dental Manufacturers hält der Weltdentalmarkt einen Anteil von 20 Prozent am gesamten Weltgesundheitsmarkt, was rund 21 Milliarden US-Dollar entspricht. In Asien werden davon rund fünf Prozent umgesetzt. Größter Einzelmarkt der einheimischen Dentalindustrie sind allerdings nach wie vor die USA, wo rund 20 Prozent des deutschen Exportumsatzes gemacht werden.
So angesehen und erfolgreich die Branche im Ausland auch ist – ein Selbstläufer ist das Exportgeschäft beileibe nicht. Schon gar nicht für kleine und mittelständische Unternehmen, die sich intensiv um eigene Vertriebsstrukturen kümmern müssen. „Eigene Vertriebsniederlassungen sind bei den meisten Firmen eher die Ausnahme“, erklärt Russegger. „Die meisten suchen sich vor Ort einen Importeur.“
Internationale Fachmessen spielen daher eine entscheidende Rolle für Betriebe, die im Ausland Fuß fassen wollen. Seit einigen Jahren fährt das Bundeswirtschaftsministerium daher ein spezielles Programm im Rahmen der Exportförderung, welches auch Firmen der deutschen Dentalindustrie die Möglichkeit bietet, sich einem internationalen Publikum – und damit potenziellen Händlern und Vertriebsinteressenten – zu präsentieren.
„Ohne Export geht’s nicht, gerade in den eher schwachen Sommermonaten“, erklärt Johst M. Helmes, Geschäftsführer für den internationalen Marketingbereich bei der Alpro Dental-Produkte GmbH. „Obwohl Deutschland immer noch unser Schwerpunkt-Markt ist.“ An zwei Standorten, in St. Georgen im Schwarzwald und in Nordholz, fertigt Alpro Produkte zur Reinigung, Pflege und Desinfektion zahnärztlicher Absauganlagen. „Wir sind auf jeden Fall mittelständisch“, bestätigt Helmes und verweist auf die 50 Mitarbeiter der Firma, die er gemeinsam mit seinem Bruder und einem weiteren Partner leitet. Vorzeigeprojekt des Unternehmens ist die Brauchwasserentkeimung zahnärztlicher Behandlungseinheiten in Verbindung mit der Biofilm-Removing-Technik.
"Kleine Unternehmen tun sicherlich gut daran, nicht direkt bis nach Wladiwostok zu gehen.
„Wir haben nicht vor, riesig zu expandieren“, so Helmes, der aber auch erklärt, dass Alpro bereits vor 14 Jahren begonnen hat, sich ausländische Märkte zu erschließen. „Am stärksten sind wir in Italien und England.“ In Australien, Kanada und dem Iran unterhält Alpro eigene Produktionsstätten. Helmes: „Wenn der Kunde unser Produkt im Export haben möchte, muss das da auch bezahlbar sein.“
Mit ihrem Auslandsgeschäft erzielt die VOCO GmbH aus Cuxhaven an die 60 Prozent des Umsatzes. Dennoch, so Marketingmanager Thomas Jessel, ist die starke Orientierung am Export eher „eine aus der Situation getroffene Entscheidung“. Ästhetische Füllungsmaterialien, Applikationstechniken und Abformmaterialien sind einige Schwerpunkte der Produktion und Forschung bei VOCO. „Wir haben in den wichtigsten Ländern eigene Verkaufsrepräsentanten“, sagt Jessel. Die USA und Kanada zählen dazu, aber auch das benachbarte Ausland. Wobei Jessel ergänzt: „Der europäische Markt ist so ein bisschen zementiert.“
Auch bei der Dr. Jean Bausch KG, einem traditionsreichen Unternehmen aus dem Kölner Bereich, spielt der Export eine wesentliche Rolle.
„Wir setzen sehr stark aufs Auslandsgeschäft“, erklärt Mitinhaberin Evelyn Bausch. Bereits 1973 wurde in Boston die amerikanische Dependance, die Bausch Dental Co. of America, gegründet. Heute werden drei Viertel des Umsatzes im Ausland generiert. „Wir besetzen eine Marktlücke – und wir verteidigen unsere Position“, so Evelyn Bausch. Das von Bausch fabrizierte Artikulationspapier mit progressiver Farbtönung ist weltweit von keinem anderen Hersteller erhältlich. Die Kommanditgesellschaft ist seit ihrer Gründung und bis zum heutigen Tag ein Familienunternehmen mit 33 Mitarbeitern.
Exportbedingte Auswärtsspiele sind also längst Alltag in der deutschen Dentalindustrie – allerdings, das betont der VDDI, kommt auch dem Heimatmarkt eine „unverzichtbare Bedeutung“ zu. Mehr als 70 Prozent aller angeschlossenen Unternehmen geben für das zurückliegende Jahr – nach den schlechteren Vorjahresergebnissen einen steigenden Umsatz im Inlandsgeschäft an. Und: Der deutsche Dentalmarkt ist nach wie vor der größte innerhalb der Europäischen Union.
Dass das so ist, lässt sich eindrucksvoll durch Zahlen aus einer aktuellen Untersuchung der „Association of Dental Dealers in Europe“ (ADDE) belegen. Im „2002 Survey on the European Dental Trade“ wurden die Verhältnisse und Trends auf dem europäischen Dentalmarkt beschrieben.
Heimische Produktion
Mit rund 64 000 praktizierenden Zahnärzten liegt Deutschland ganz klar vorne, gefolgt von Italien (43 200) und Frankreich (38 100). Auch die Zahl der Dental-Labore liegt mit 23 000 deutlich vor Italien (11 000), Frankreich (5 000) und Spanien (4 900). Lediglich in Hinblick auf die Zahl der Dentalhändler bleibt Deutschland hinter den europäischen Nachbarn zurück. Während hier zu Lande rund 200 gezählt wurden, sind es in Griechenland 250 und in Italien sogar 550. Auf den gesamten Auslandsumsatz wirkt sich das jedoch nicht verstärkend aus: Den 1,2 Milliarden Euro der deutschen Dentalindustrie stehen rund 800 Millionen Euro seitens der italienischen und gut 660 Millionen Euro bei der französischen Branche gegenüber.
Dass im Ausland gefertigt würde, sei in der heimischen Dentalindustrie bislang die große Ausnahme – und das „trotz aller den deutschen Standort belastenden Faktoren“. So würde die Branche durch die „nicht endende Diskussion“ um das Gesundheitssystem belastet. Auch die „Vielzahl von Gesundheitsreformen“ trägt laut VDDI wenig dazu bei, dass die Dentalindustrie die nötige Planungssicherheit erhält, „um ihre Investitionen verantworten zu können“.
Trotz aller Affinität zum Produktionsstandort Deutschland: Auch in der Dentalindustrie steigt die Zahl der im Ausland Beschäftigten. Von den rund 16 500 Mitarbeiten in den Mitgliedsunternehmen des VDDI sind knapp 2 700 in ausländischen Produktionsstätten beschäftigt. Mit einem Mangel an qualifiziertem Personal wird diese Quote wohl nichts zu tun haben – denn hierüber haben sich im Vorjahr lediglich 6,7 Prozent aller Firmen beklagt.
Von der allgemeinen Fusionitis, die sich im vergangenen Jahr unter den Großen der Branche breit machte, haben die kleinen und mittelständischen Betriebe der Dentalindustrie bis dato nicht unbedingt viel mitbekommen. Bei rund 200 angeschlossenen Unternehmen im VDDI ist klar, dass es neben Dentsply und 3M Espe eben auch zahlreiche Familienunternehmen gibt. Mehr als die Hälfte der Verbandsmitglieder hat weniger als 20 Beschäftigte. Und auch die großen „Global Players“ von heute haben häufig als kleine und kleinste Unternehmen angefangen. „Das ist vielleicht auch eine große Stärke unserer Industrie“, so VDDIGeschäftsführer Russegger, „dass wir viele Unternehmen haben, in denen die ganze Familie noch mitwirkt.“
Spielt die Dentalindustrie wirklich gegen den allgemeinen wirtschaftlichen Trend? Nach Ansicht einiger mittelständischer Unternehmer verhält es sich wohl eher so, dass nationale oder globale Einbrüche in der Konjunktur sich mit Verzögerung auf die eigene Branche auswirken – rund anderthalb bis zwei Jahre später. „Wenn sich eine wirtschaftliche Tendenz entwickelt“, meint auch Alpro-Dental-Geschäftsführer Helmes, „dann merken wir das erst viel, viel später.“ Was sowohl für negative als auch für positive Trends gelte. Voco-Marketingmanager Thomas Jessel sieht einen eher geringen Einfluss durch internationale Wirtschaftstendenzen. „Das Einzige, was ich mit Sicherheit sagen kann ist: Eine Gesundheitsreform wirkt sich unmittelbar auf unser Geschäft aus.“
Sascha Devigne