Radioonkologie

Kopf-Hals-Tumoren intensitätsmoduliert bestrahlbar

Aus den Neuen Bundesländern kommt ein neuer Schub verträglicherer Behandlungsverfahren, speziell für Tumoren der Kopf-Hals-Region. Auf der diesjährigen 8. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie, Strahlenbiologie und Medizinische Physik (DEGRO) Anfang Juli in Berlin wurden die ersten Ergebnisse vorgestellt.

Eine der größten Innovationen in der Strahlentherapie der vergangenen Jahre dürfte soeben das Licht der Öffentlichkeit erblickt haben, die intensitätsmodulierte Strahlentherapie (IMRT). Sie wurde von Forschern der Technischen Universität Dresden nun in Anwendung auf Tumoren der Kopf-Hals-Region vorgestellt.

Bei diesen Tumoren handelt es sich oftmals um Lymphome. Zu ihrer Therapie müssen nicht selten grenzwertig unverträgliche, ja fast letale Strahlendosen angewandt werden. Dies kann im Tumorgebiet lebensrettend sein. Falls diese Strahlendosen jedoch auch das benachbarte Rückenmark oder die Speicheldrüsen erreichen, kann es zu störenden beziehungsweise funktionseinschränkenden irreversiblen Ausfällen kommen.

Variable Bleilamellen

Eine Lösung aus diesem Dilemma könnte nun die IMRT sein. Hier werden nicht nur, wie üblich, Strahlen von verschiedenen Ausgangspunkten auf dasselbe Tumorgebiet gelenkt, vielmehr lassen sich variable Strahlenfelder so verteilen, dass durch Überschneidungen an den Zielfeldern zwar noch immer eine hohe Strahlendosis eingebracht wird, das zu schonende umgebende Gewebe aber kaum erreicht wird.

Kern der neuen Geräte ist natürlich ein Hochleistungsrechner. Dieser steuert einen ganz speziellen Strahlenkopf am Gerät, in dem sich schmale Bleilamellen vor und zurück bewegen. Das vorher dreidimensional ausgemessene und berechnete Zielfeld der Bestrahlung kann auf diese Weise ganz individuell behandelt werden. Umgebende Gewebe werden um Zehnerpotenzen weniger belastet.

In Dresden konnte zum Beispiel gezeigt werden, dass eine aus verschiedenen Winkeln auf den Tumor einwirkende IMRT bei ausreichender Dosis im Zielgewebe dennoch die Ohrspeicheldrüse des Patienten um 50 Prozent weniger belastet. Eine Funktionseinbuße mit (zum Teil lebenslanger Mundtrockenheit) ist bei diesen Patienten nun nicht mehr zu befürchten.

Über ähnliche Erfahrungen berichteten auf der DEGRO auch Strahlentherapeuten aus Jena. Und von der Strahlentherapie an der Berliner Charité war zu hören, dass bei Malignomen im Kopf-Hals-Bereich die IMRT bereits routinemäßig zur Anwendung kommt.

Schonendes Vorgehen ist auch in gleichzeitiger Anwendung niedrig dosierter Strahlen- und Chemotherapie möglich. Von der Charité kommt soeben die erste Meldung aus dem Patientengut einer bundesweiten Studie dazu, die unter Federführung der Berliner durchgeführt wurde. Sie zeigt, dass bei Kopf-Hals-Tumoren die Kombination von Strahlen- und Chemotherapie zu niedrigeren Dosierungen und doch zu einer längeren Metastasen-freien Zeit und sogar zu einem längeren Überleben der Patienten führt.

Es ist sogar möglich, wie diesmal an der Universität Tübingen ermittelt wurde, in Rückfallsituationen die Kombination des niedrig dosierten Kombinationsregimes zu wiederholen, ohne die Patienten unerträglich zu belasten. T. U. Keil

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